Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
Vom Netzwerk:
deprimierenderweise beklatscht, wodurch sich der Täter doch nur zu weiteren Schandtaten anfeuern lassen würde. Klar wie Kotze fing die Musik wieder an, irgendein anderer kakofoner Lärm, der dazu auch noch lauter wurde. Immer lauter.
    Jetzt klatschten die Idioten auch noch im Rhythmus mit und verstärkten ihre Qual, während die Musik nicht nur lauter wurde, sondern auch näher kam. Sie wandte sich wieder dem Bildschirm zu und wollte das Suchfenster maximieren. Der Computer hatte sich anscheinend aus Mitleid aufgehängt.
    »Mann, was woll’n die Clowns denn hier?«, fragte einer der Rangers-Fans laut genug, dass nicht nur sein Kumpel an seinem geistreichen Scherz teilhaben konnte. »Hö-hö-hö. Verstehse?«
    Michelle wollte wissen, wovon er redete, und sah auf. Das Saxofongeplärre war schon das Letzte, was sie gerade hatte hören wollen, vielleicht bis auf ein Fünftklässlerblockflötenkonzert, aber diesen optischen Angriff, dieses grelle Farbengewirr, das ihren Sehnerv malträtierte, musste sie einfach persönlich nehmen. Undals wären die Farben nicht schon verstörend genug, flickflackte und purzelbaumte einer der Clowns auch noch kaleidoskopisch durch die Gegend.
    So entschlossen sie in die Bank marschiert waren und so professionell ihre Choreografie wirkte, handelte es sich wohl nicht nur um Straßenkünstler, was wohl auch hieß, dass sie sich nicht so bald wieder verpissen würden. Michelle als leitende Kundenbetreuerin war aber nicht über irgendwelche Werbeaktionen in Kenntnis gesetzt worden, und hätte sie lange genug stehen und einem von ihnen in die Augen sehen können, hätte sie sicher eine Erklärung gefordert.
    Sie konnte gerade so Fraser, dem Wachmann, einen Blick zuwerfen, damit er eingriff, aber ein paar der Idioten in der Schlange klatschten auf die Ermutigung der Clowns hin schon fleißig mit, und Fraser schaute bloß mit blödem Grinsen zu. Schließlich bemerkte er doch ihren bösen Blick und ging auf den Clown mit dem Ghettoblaster zu, der das natürlich vorhergesehen hatte. Er drückte Fraser das Gerät in die Hand, der es treudoof annahm.
    »Nur zwei Minuten«, erklärte der Clown ihm selbstbewusst, »ist für Children in Need. Danke.«
    Aber natürlich. Jeglicher asozialer Irrsinn ließ sich rechtfertigen, wenn er für einen guten Zweck war. Wenn Hitler »als Zeichen gegen Spina bifida« in Polen einmarschiert wäre, hätte keiner etwas dagegen gehabt, wie es mal jemand ausgedrückt hatte. Children in Need und Comic Relief waren die beiden Wohltätigkeitsorganisationen, von denen Michelle am wenigsten hielt, was natürlich nichts mit irgendwelchen moralischen Bedenken zu tun hatte. Es lag vielmehr daran, dass sich an jedem ihrer bisherigen Arbeitsplätze die armseligsten, griesgrämigsten rechten Drecksäcke, die sich unaufhörlich über Sozialhilfebetrüger, Asylanten und alleinerziehende Schmarotzermütter beschwerten, als Großzügigkeit in Person aufspielten, weil sie sich einen Freitagnachmittag im Jahr in ein Hühnerkostüm zwängten und aufdringlich ihre Kollegen nervten, sie mögen doch bitte »’nen Groschen in den Eimer werfen«.

    Die Show war also nicht mehr aufzuhalten. Einer der Clowns war ein Liliputaner (Michelle fiel die aktuell politisch korrekte Bezeichnung nicht ein, aber in ihrem Zustand musste alles außer »Giftzwerg« als zuvorkommend höflich gelten), der mit kunstvollen Saltos zwischen zwei anderen in der Truppe hin- und herflog und immer wieder mit dem Fuß in ihren verschränkten Händen landete. Die meisten Kunden waren bedauerlicherweise begeistert. Jetzt klatschten sie nicht nur jeden zweiten Takt, sondern hoben auf die Anweisung einer der Clowns immer die Hände in die Höhe, wenn der Song bei der Zeile »Can I put my hands on you?« ankam. Einige andere Kunden waren natürlich erstarrt aus Angst vor jedem direkten Kontakt und hofften offensichtlich, ohne Abgabe eines Verlegenheitsgroschens davonzukommen.
    Michelles Kollegen grinsten selbstgefällig durch das kugel-, spendeneimer-, verlegenheits- und menschenkontaktsichere Glas, das sie vor den ungewaschenen Mengen schützte. Diese teure, robuste Schutzwand war mit dem neuen Sicherheitssystem eingebaut worden. Die Leitung hatte nicht die Bedenken der Mitarbeiter an vorderster Front darüber geteilt, dass der Aufbau gut anderthalb Meter unter der Decke aufhörte. »Darüber müssen Sie sich nur Sorgen machen, wenn hier Männer mit Strumpfmasken und Trampolin reinkommen«, hatte der Direktor den Einwand

Weitere Kostenlose Bücher