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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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Gang Bang fortsetzte, aber alle, an denen sie vorbeiliefen, blieben sofort stehen; bis auf die natürlich, die in die entgegengesetzte Richtung rannten, um sich gute Gafferplätze zu sichern. Geschickt schloss er seinen Gitarrenkoffer mit dem Fuß und stieg drauf, ohne einen Akkord auszulassen, aber als er in die Bank schaute, machte seine Stimme nicht mehr mit. Entweder hatten die falschen Zal Cleminsons die Kunden zu einer Tanzchoreografie animieren können, oder sie raubten den Laden gerade aus. Ein metallisches Aufblitzen auf Hüfthöhe ließ Letzteres vermuten.
    Nach zwei Minuten kam der wohlbekannte zweiköpfige Straßenmusikerschreck in Blau von der Argyle Street herangestapft. Überraschenderweise hatten in der Zwischenzeit ein paar Leute die Bank verlassen dürfen. Dick und Doof redeten beim Laufen gehetzt auf ihre Funkgeräte ein. Es sah aus, als wollten sie große Eileausstrahlen, ohne aber wirklich allzu schnell zu laufen, damit sie bloß nicht die Ersten am Tatort waren.
    Sie hatten Pech. Nachdem die beiden sich die Lage von den Personen hatten beschreiben lassen, die das Gebäude verlassen hatten, mussten sie (Andy hoffte, nur zeitweilig) eine Situation unter Kontrolle halten, auf die sie sichtlich schlecht vorbereitet waren. Heillos überfordert wandten sie das Allheilmittel jedes Straßenpolizisten an: Passanten anbrüllen. Das war nicht unbedingt konstruktiv, sollte aber vor allem den Eindruck vermitteln, sie wüssten, was sie taten. Sie wedelten auch kräftig mit den Armen, was wohl die Leute von der Bank wegscheuchen sollte, aber ebenso gut ein Flugversuch hätte sein können, denn aus beidem wurde nichts. Zwei Bullen, eine Straßeneinmündung in einer breiten Fußgängerzone und ein paar Hundert hoch motivierte Weihnachtseinkäufer, hauptsächlich aus Glasgow: Es war genau so, wie es sich anhört.
    Andy witterte seine Chance, spielte weiter und sang Police and Thieves, ging über in My Daddy Was A Bank Robber und beschloss sein Clash-Räubermedley mit I Fought The Law. Er nahm gut zehn Pfund ein, bevor Dick und Doof sich auf ihre wahren Talente besannen und ihn schnaufend anherrschten, gefälligst die Schnauze zu halten. Bevor sie ihn allerdings – ob per Anordnung oder Gewalt – des Platzes verweisen konnten, traf lautstark Verstärkung ein, und die beiden mussten den Fortschritt ihrer Armwedelei einem Vorgesetzten melden.
    Zwei Mannschafts- und vier Streifenwagen fuhren auf, jeweils einer von beiden Enden der Gordon Street, und der Rest drängte sich von der West Regent Street aus durch die Menschenmengen der Fußgängerzone. Außerdem strömten aus allen Ecken Polizisten zu Fuß herbei.
    Aus einem der Streifenwagen stieg ein kleiner Kerl mittleren Alters mit schlecht überkämmter Glatze und einem anthrazitfarbenen Mantel, der größer war als er selbst. Der Stoff war steif wie ein Schildkrötenpanzer und würde sicher auch aus eigener Kraft stehen bleiben, wenn der Mann sich herauspellen und weggehenwürde. Da keiner der anderen Polizisten ihn auslachte, handelte es sich wohl um den Chef. Er berief eine kurze Besprechung ein, bei der er steif hierhin und dorthin zeigte, aber Andy konnte nicht sehen, ob aus den langen Ärmeln tatsächlich Fingerspitzen herausschauten. Die anderen Polizisten nickten, kehrten zu ihren Wagen zurück und machten sich an eine effektivere Abriegelung der Umgebung. Die Wagen wurden quer auf die drei Straßen gestellt und die Lücken zu beiden Seiten mit rot-weißen Plastikabsperrungen aus einem der Mannschaftswagen geschlossen. Dick, Doof und ihre erweiterte Verwandtschaft bezogen um diese Barrikaden ihre Posten und konnten dort ihre Stärken voll ausspielen: streng gucken und Leute verjagen. Die Absperrungen hatten allerdings den gewohnt paradoxen Effekt, dass die Leute sich angezogen fühlten, weil sie unbedingt wissen wollten, wovon sie ausgeschlossen wurden. Zu allen drei Seiten des mittlerweile geräumten Straßenabschnitts vor der Bank bildeten sich Mengen von Schaulustigen wie kurz vor dem finalen Putt zum Sieg beim örtlichen Golfturnier.
    Andy wurde auf die Gordon Street zurückgedrängt und stellte sich in eine alte Eingangsnische, wo er aus einem leicht erhöhten Blickwinkel das Geschehen im Auge behalten konnte und auch den nötigen Platz hatte, um seinen musikalischen Kommentar fortzusetzen. Die Polizei hatte ja jetzt Besseres zu tun und würde ihn sicher nicht mehr zensieren.
    Der Mantel stand nicht weit von Andy neben einem Streifenwagen, der ihn von

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