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Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition)

Titel: Die hohe Kunst des Bankraubs: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Brookmyre
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der Menschenmenge trennte. Er sprach mit ein paar Kollegen in Zivil, aber man konnte sehen, dass sie eigentlich nur auf etwas warteten.
    Dieses Etwas kam nach zehn Minuten in Form zweier weiterer Einsatzwagen an, die sich mit Sirenen ihren Weg durch die Schaulustigen die Gordon Street entlang bahnten. Aus jedem Wagen stiegen vier Männer mit schusssicheren Westen und Maschinenpistolen. Ihnen wurde der Weg ganz von allein freigemacht, als sie auf den Mantel zugingen.
    Mehr Worte und ausgestreckte Finger und ein paar gerunzelte Stirnen, als die bewaffneten Kollegen merkten, dass sie nicht in dieBank sehen konnten, weil die Fenster verdunkelt waren. Trotzdem postierten sich bald jeweils zwei von ihnen an den beiden Sperren auf der Buchanan Street. Sie hockten sich ab und zielten auf den Bankeingang, was die Schaulustigen weit stärker beeindruckte als jede Aufforderung durch Dick und Doof. Als die Menge sah, was da auf die Bank gerichtet wurde, fragte sie sich wohl auch, was zurück nach draußen zeigen könnte, und ging geschlossen ein paar Schritte zurück.
    Die Männer der zweiten Gruppe blieben in der Nähe des Mantels und warteten anscheinend auf detaillierte taktische Anweisungen oder hatten vielleicht genauso wenig zu tun wie alle anderen, bevor sie nicht wussten, was eigentlich genau los war. Einer von ihnen schaute an den Häusern in der Umgebung hinauf, aber Andy glaubte nicht, dass die schweren Mantelärmel ihres Chefs ihn so hoch zeigen lassen würden, selbst wenn er seine Untergebenen dort oben postieren wollte. Dann stieg aus einem der Einsatzwagen ein Zivilpolizist und hielt sein Handy in die Höhe – ein wichtiger Anruf für den Mantel. Die bewaffneten Polizisten drehten sich gespannt um, und plötzlich verschlang eine weiße Wolke die ganze Gruppe.
    Andy hörte es ein paarmal dumpf knallen, und kurz nacheinander tauchten noch mehrere dieser Wolken auf. Die ersten beiden waren Volltreffer auf zwei der abgehockten Bewaffneten, die anderen vier landeten um die übrigen beiden herum, sodass jeder Ausweichversuch zwecklos war. Sie konnten gerade noch ihre Waffen in Richtung Bankdach heben, als auch sie von waberndem Staub umhüllt wurden, aus dem sie kurz darauf mit den Händen vor den Augen hervorzappelten. Andys Reflexe waren langsamer, und er sah nur noch eine Gestalt auf dem Dach verschwinden, bevor der Wind ihm einen leichten Hauch der Wolke entgegenblies. Er schloss die Augen und drückte sich in seine Nische, weshalb er kaum etwas abbekam.
    Auf der anderen Seite der Absperrung hatte man nicht so großes Glück. Der Mantel hatte sich wohl rechtzeitig abgewandt oder wie eine Schildkröte in den Panzer zurückgezogen, denn er warweit weniger bestäubt als seine Untergebenen. Die Bewaffneten waren allerdings von oben bis unten weiß und hatten das Pulver dick in den Haaren und im Gesicht. Das Zeug zeigte seine Wirkung schnell und deutlich. Die armen Schweine waren komplett außer Gefecht, sie hätten ebenso gut gefangengenommen worden sein können. Sie husteten, rieben sich die triefenden Augen, rubbelten und schlugen sich überall, aber vor allem kratzten sie sich. Es sah aus, als wären Millionen von Flöhen über sie hergefallen: Jeder der Gepanzerten kratzte sich wie wahnsinnig an jeder freiliegenden Hautstelle und verrenkte sich, um die Hände unter die Klamotten zu bekommen, wohin sich das Zeug ausgebreitet hatte. Einer von ihnen hatte sein Gewehr auf den Boden geworfen und riss sich an Ort und Stelle die Schutzkleidung vom Leib, wobei ihm seine verschonten Kollegen nur halbherzig (und sichtlich widerwillig) halfen.
    Bald kratzten sich auch einige der Schaulustigen, aber weit weniger heftig und so vereinzelt, dass es sich wohl nur um eine psychosomatische Reaktion handelte. Dafür rückten alle noch ein Stück weiter von den Sperren ab. Dick und Doof stand diese Rückzugsmöglichkeit allerdings nicht offen, sodass auch sie zu Andys Freude noch eine leichte Dosis Pulver abbekamen.

Zwei Stämme
    Michelles Folgerung, dass die Räuber sich auf einen langen Tag einrichteten, stellte sich als arscheinschläfernd richtig heraus. Nach all der anfänglichen Spannung, Verwirrung, Angst und Aufregung passierte jetzt erst einmal lange Zeit gar nichts. Gelegentlich war nur von draußen der Polizeilautsprecher zu hören, der aber hartnäckig ignoriert wurde. Hier drinnen wurde aus Angst Langeweile, aus Verwirrung Frustration; die Aufregung war schon lange verflogen, aber die Anspannung geblieben.
    Das letzte

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