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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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was er dazu hätte sagen können. Er wusste, die Sache würde ihr keine Ruhe lassen, bis sie die Obduktion durchgeführt hatte. Und so startete er den Motor und brachte Christine zum Haus der Schön. Er selbst fuhr das Auto in die Garage und ging nachdenklich in seine Wohnung. Der Abend war interessant gewesen. Dennoch schlief er fast augenblicklich ein, als er sich in sein Bett legte.
    Christine hingegen holte auf ihrem Zimmer einen Schreibblock heraus und machte sich Notizen, um am nächsten Morgen ja nichts zu vergessen. Sie wollte neben der Untersuchung des Herzens auf jeden Fall auch einige Proben entnehmen. Wenn die Leiche erst einmal freigegeben und womöglich eingeäschert würde, war es dazu zu spät. Wie sie ihrem One-Night-Stand Dr. Klaus Fischer und den Angehörigen der Toten die ungenehmigte Öffnung des Leichnams erklären wollte, musste sie sich auch noch überlegen. Störung der Totenruhe war immerhin eine Straftat und mit bis zu drei Jahren Haft bewehrt. Sogar ihre Approbation stand auf dem Spiel. Aber dann fiel Christine ein, dass die Tochter von Mathilde Zechner als engste Angehörige ja eine Obduktion genehmigen konnte. Und es gab eigentlich keinen Grund, warum sie das nicht tun sollte. Sie würde doch wohl auch wissen wollen, woran ihre Mutter gestorben war. Also würde Christine morgen nach der Obduktion die Tochter anrufen und um ein Fax mit der Genehmigung bitten. Das wäre dann nur noch eine kleine Ungenauigkeit im zeitlichen Ablauf.

    Als der Hauptwachtmeister sie am Sonntagmorgen abholte, war Christine bereits einsatzbereit und stand mit gepackter Tasche im Hof. Um nicht von der Situation überwältigt zu werden, hatte sie fast eine ganze Stunde damit zugebracht, sich die Sache bildlich vorzustellen. Jetzt hoffte sie nur noch, ihre mentale Konstitution lange genug aufrechterhalten zu können, um es durchzuziehen.
    «Na, hast du dein Leichenfleddererbesteck beisammen?», begrüßte Holzhammer sie gut gelaunt. Eine ungenehmigte Leichenöffnung war nichts, was ihm die Sonntagslaune verderben konnte.
    «Nicht ganz, leider», gab sie knapp zurück. Für eine launige Unterhaltung war sie nicht in Stimmung.
    Die Fahrt zum Kreiskrankenhaus war kurz. Der Regen hatte aufgehört, und die Sonne machte erste Anstrengungen, die Feuchtigkeit zu vertreiben. Alle Wiesen dampften.
    Natürlich kannte der Pförtner der Klinik Holzhammer. Daher weckte sein Begehren, am Sonntagmorgen in den Leichenkeller gelassen zu werden, keinerlei Misstrauen. Es war ja nicht so abwegig, dass ein Polizist eine Leiche begutachten wollte.
    «Ist recht», sagte der Pförtner gutgelaunt. «Unten ist der Flori, ich ruf an, dass ihr kommt.»
    Holzhammer und Christine gingen durch die nach Putzmittel riechenden Gänge und schließlich die Treppe zur Pathologie hinunter. Es stellte sich heraus, dass Flori ein Münchner Medizinstudent war, der hier ein Praktikum absolvierte.
    «Ihr wollt also den Flieger noch mal ansehen?», fragte er.
    «Eigentlich interessieren wir uns mehr für die Frau Zechner», antwortete Christine.
    «Schade, mich hätte der Flieger mehr interessiert, ich bin nämlich selbst Gleitschirmflieger. Bin jede freie Minute in der Luft. Deshalb hab ich mich auch hierher beworben. Und dann dieser angebliche Unfall. Der Typ war ein Könner, ich hab ihn öfter oben gesehen. Würde mich schon sehr interessieren, was den wirklich runtergeholt hat.»
    «Also tu jetzt erst einmal die Frau heraus», forderte Holzhammer ihn auf, «um den Jungen kümmern wir uns vielleicht später.»
    Flori öffnete die entsprechende Schublade, und der Körper von Mathilde Zechner glitt heraus wie auf einem Backofenauszug. Christine biss die Zähne zusammen und trat an die Tote heran. In dieser Minute fand sie, dass der Obduktion im Medizinstudium viel mehr Aufmerksamkeit gewidmet werden sollte.
    «Ich sehe mir das Herz an und die Blutzufuhr zum Gehirn», erklärte sie. «Außerdem würde ich sehr gern einige Proben entnehmen. Hirn, Blut, Urin, Mageninhalt. Dafür hab ich allerdings keine Behälter dabei, und die Präparate müssten dann auch gekühlt werden. Ich kann sie ja schlecht bei der Schön in den Kühlschrank stellen.» Verdammt, Christine biss sich auf die Zunge. Hatte sie damit den äußerst inoffiziellen Charakter ihres Besuchs verraten?
    «Oh, das ist kein Problem», sagte Flori stolz. «Hier ist ja alles vorhanden. Ich hole ein paar Behälter. Und ich kann die hier auch in die Kühlung tun. Wir haben jede Menge Platz.» Er sprach,

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