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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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schau nach ihm», sagte er und ging dem Jungen nach. Tanja war besorgt, aber sie wollte hier vor allen Leuten keinen übertriebenen Aufstand machen. Selbst wenn Sven sich ernsthaft den Magen verdorben hatte, war das kein Grund, in Panik zu verfallen.
    «Was hat Sven?», fragte Thomas.
    «Vielleicht hat er zu schnell gegessen», antwortete sie.
    Sven kam nicht bis zu den Toiletten. Als Mark ihn erreichte, lag er auf dem gekachelten Boden vor den Duschen und röchelte. Mark blickte sich hektisch um.
    «Hilfe, ein Arzt!», schrie er. Dann brach er selbst zusammen. Er krümmte sich, Krämpfe erfassten seinen gesamten Körper. Sein Mund wurde trocken, und auf seiner Stirn bildete sich kalter Schweiß. Er hatte plötzlich das Gefühl, dass statt Blut Eiswasser durch seine Adern floss. Trotz der Schmerzen und Krämpfe bemerkte er noch, dass sich um sie beide eine Menschentraube gebildet hatte – und dass Sven plötzlich ganz still dalag. Aber er konnte nichts tun. Sein Körper gehorchte ihm nicht mehr.
    Nach einer gefühlten Ewigkeit tauchte ein Bademeister auf. Sein Gesicht war so braun gebrannt wie hilflos. Eine Lautsprecherdurchsage verlangte nach einem Arzt. Jemand beugte sich über Mark. Mehrere Menschen trugen ihn in einen kleinen Raum mit einer Liege. Es ertönte eine Sirene. Menschen in roten Anzügen kamen herein. Mark wollte nach seinem Sohn fragen, nach seiner Frau. Aber die Zunge versagte den Dienst. Die Schmerzen wurden immer stärker. Er fühlte sich wiederum aufgehoben, auf eine Trage gelegt und weggerollt. Aus der Ferne tauchte das Gesicht von Tanja auf. Wieder eine Sirene. Jemand gab ihm eine Spritze. Jemand hielt etwas an seine Brust. Dann nichts mehr.
    Als der Krankenwagen vor dem Kreiskrankenhaus hielt, waren Vater und Sohn tot, die Mutter sediert. Der Notarzt hatte Tanja bereits im Krankenwagen eine starke Dosis Diazepam verabreicht, das gleiche Medikament, mit dem er versucht hatte, Marks Krämpfe zu lindern. Sie befand sich in einem Dämmerzustand, und man verfrachtete sie direkt in ein Krankenbett, wo sie sofort einschlief.
    Dr. Emanuel Lieder schilderte der Krankenhausärztin Marks letzte Minuten. «Todesursache Kammerflimmern», sagte er. «Wir hatten ihn am Monitor. Der Defi hat nichts mehr gebracht.»
    «Und der Junge?»
    «Als ich ankam, war er schon tot. Vorher muss er aber ähnliche Symptome gehabt haben wie sein Vater. Krämpfe, starke Schmerzen – so, wie er dalag. Dann Herzversagen, nehme ich an. Oder auch Atemlähmung.»
    «Wir werden es rausfinden», antwortete die junge Ärztin. «Ich sag jetzt erst mal der Polizei Bescheid.»

    Das Telefon in der Polizeiwache klingelte wie üblich genau in dem Moment, in dem Holzhammer seiner Wurstsemmel zuleibe rücken wollte. Sein Chef war zum Mittagessen im Hubertushof mit irgendwelchen Journalisten, die wohl eine Nase dafür hatten, dass hier im Tal doch noch mehr zu holen war, als man bis jetzt bekannt gegeben hatte.
    Die Ärztin aus der Notaufnahme erzählte Holzhammer, was passiert war, und schloss mit den Worten: «Todesursache könnte zum Beispiel eine Vergiftung gewesen sein.»
    Holzhammer blickte auf seinen Schreibtisch, wo ein kleiner Zettel lag. «Aconitin», sagte er in den Hörer.
    «Wie kommen Sie ausgerechnet darauf?», fragte sie verblüfft. So ein Alkaloid kam tatsächlich als Todesursache in Frage.
    «Solide Polizeiarbeit», antwortete der oft verkannte Hauptwachtmeister.
    «Sie könnten richtigliegen. Aber Genaueres wissen wir frühestens morgen. Ich melde mich bei Ihnen.»
    Als das Gespräch beendet war, überlegte Holzhammer, was er jetzt tun oder
veranlassen musste. Richtig, er würde die Sachen der Toten aus dem Schwimmbad abholen lassen. Aus den Spinden und was auf der Liegewiese zurückgeblieben war. Namen und Heimatadresse hatte die Ärztin ihm gesagt, die standen im Personalausweis des Mannes. Aber er brauchte unbedingt die hiesige Unterkunft der Familie. Die Frau schlief ja bis auf weiteres und konnte nicht befragt werden. Vielleicht fand sich in den Sachen irgendein Hinweis. Sonst würde er über die Gemeinden gehen müssen. Wenn er die Herberge ausfindig gemacht hatte, würde wieder die Spurensicherung zum Zug kommen. Andererseits wusste Holzhammer ja sowieso schon, was die dort finden würden: ein angebrochenes Glas von «Resis gesundem Brotaufstrich mit original Mankeifett».
    Er rief über Funk einen Streifenwagen und wies ihn an, die Sachen aus der Klinik zu holen. Erst dann fiel ihm ein, seinen Chef per Handy beim

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