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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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Gleitschirmflieger wurde mit Amanitin ermordet.»
    In diesem Moment kam Holzhammer ins Zimmer, um seinem Chef die neuesten Laborergebnisse zu melden. «Hallo, Christine», grüßte er neutral, denn er wusste nicht, was er von ihrer Anwesenheit hier halten sollte. Ging es um die nicht genehmigten Gewebeproben, die sie konspirativ entnommen hatten?
    Christine bemerkte seine Zurückhaltung und erriet auch den Grund. «Hallo, wir sprechen gerade über die Vergiftungen. Ich soll die Hinterbliebene im Krankenhaus besuchen.»
    «Alles klar, verstehe», sagte Holzhammer erleichtert.
    Fischer guckte von Holzhammer zu Christine und wieder zurück. Dann fragte er die Frage aller Fragen: «Also, wer zum Teufel nimmt ausgerechnet so ein Pflanzengift, um wahllos Menschen umzubringen?»
    «Na ja, man kommt unauffällig dran», meinte Holzhammer. «Man findet den Eisenhut auf jeder Alm.»
    «Ja», mischte Christine sich ein, «aber versuch mal, einem Menschen so viel Eisenhut einzutrichtern, dass er daran stirbt. Das Zeug schmeckt extrem bitter. Was genau hat denn eigentlich die Analyse der Proben ergeben? Ich meine, vermutlich wird der Täter nicht einfach hundert Gramm Eisenhutwurzel in den Brotaufstrich getan haben. Das würde man nämlich sofort merken.»
    Beide Männer sahen Christine fragend an und warteten auf weitere Erklärungen.
    «Also, man braucht zwar nur eine sehr geringe Menge Aconitin, um einen Menschen zu töten. Aber natürlich besteht Eisenhut nicht zu hundert Prozent aus Gift, sondern nur zu ein bis drei Prozent. Das heißt, um gleich mit dem ersten Brot jemand zu töten, müsste man pro Glas rund 100  Gramm Eisenhut einbringen. Deshalb muss man einen Auszug herstellen – das heißt, das Gift aus der Pflanze isolieren.»
    «Genau! Das hat der Chemiker auch gesagt», fiel Holzhammer plötzlich ein. «Er hat gesagt, dass es ein Extrakt war. Aber er hat nicht erklärt, wie man es herstellt. Was braucht man denn dazu?»
    «Am schnellsten geht das natürlich mit professionellen Mitteln. Eine Zeitlang wurde Aconitin ja in der Medizin verwendet. Aber wenn man sich auskennt, kann man es auch zu Hause machen.» Christine erwähnte nicht, dass sie sich all diese Kenntnisse erst gestern angeeignet hatte, nachdem Holzhammer ihr von dem Aconitin erzählt hatte.
    «Wie einfach oder schwierig ist das denn?», fragte Fischer. «Ich meine, können wir von dem Verfahren auf irgendwelche Berufsgruppen schließen?»
    «Na ja, man braucht Alkohol, Schwefelsäure, Äther und Ammoniak. Aber mit ein bisschen Phantasie lässt sich das alles besorgen. Dann muss man die genauen Mengen einhalten und einige Geduld aufbringen. Das Verfahren dauert mehrere Tage.»
    «Das heißt, unser Täter muss sich wochenlang, wenn nicht monatelang mit der Sache beschäftigt haben. Er hat sich das chemische Verfahren angeeignet, es dann mit viel Akribie durchgeführt und dann auch noch die Gläser mit dem Brotaufstrich entwendet und wieder zurück in die Geschäfte gebracht.»
    «Also suchen wir nun einen Mediziner, Chemiker oder Apotheker?», überlegte Fischer.
    «Nein, ein Mediziner würde es wohl nicht so kompliziert machen», antwortete Christine. «Der hätte andere Möglichkeiten. Also, ich würde auf jemand tippen, der keinen Zugang zu modernen Medikamenten und Giften hat. Damit fallen Mediziner und Apotheker aus. Außerdem hätte so jemand nicht lange rumprobiert.»
    «Was denn probiert?», fragte Holzhammer.
    «Na, der erste Tote wurde doch mit einem anderen Pflanzengift umgebracht, Amanitin aus dem Knollenblätterpilz. Für mich sieht das so aus, als hätte da jemand was ausprobiert und sich dann aus dieser Erfahrung heraus für eine andere Substanz entschieden. Zum Beispiel, weil es zu langsam wirkte. Oder vielleicht war das der Rest von einem Versuch, der schon viel früher stattgefunden hat.»
    «Dann war es also eine Person, für die von vornherein nur Pflanzengifte in Frage kamen?», fragte Fischer.
    «Eine Großtante meiner Frau hat sich mit Herbstzeitlosen das Leben genommen», warf Holzhammer etwas unvermittelt ein.
    «Und was sagt uns das?», fragte Fischer.
    «Ich wollte damit sagen, solches Wissen wird seit Jahrhunderten mündlich weitergegeben, von Generation zu Generation. Schon seit dem Mittelalter. Oder sogar seit der Zeit der Kelten. Noch in meiner Jugend gab es hier echte Kräuterhexen. Also – zumindest an eine kann ich mich erinnern. Das war die Urgroßmutter eines Klassenkameraden.»
    «Und woher wusstet ihr, dass sie eine

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