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Die Holzhammer-Methode

Die Holzhammer-Methode

Titel: Die Holzhammer-Methode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fredrika Gers
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Mittagessen zu stören.
    Dr. Klaus Fischer wollte gerade seine Gabel zum Mund führen, als es an seinem Oberschenkel vibrierte. «Entschuldigung», sagte er zu den beiden Münchner Journalisten, zog das Handy heraus und wandte sich halb vom Tisch ab.
    Holzhammer äußerte sich knapp und präzise: «Chef, wir haben zwei weitere Gifttote, Vater und Sohn, und eine Frau unter Schock im Kreiskrankenhaus. Passiert ist es im Schwimmbad.»
    Fischer fühlte, wie sein Gesicht die Farbe wechselte, und hoffte, dass die Journalisten es nicht sahen. «Verstanden, bin gleich da. Nimm alle Daten auf und schick die Spurensicherung los», flüsterte er in den Apparat.
    «Wohin?», fragte Holzhammer.
    «Schwimmbad, Hotel, Krankenhaus, überallhin.» Jetzt nur nichts mehr versäumen, dachte Fischer.
    «Ist gut. Ich muss aber erst noch die Adresse besorgen.»
    Dieser Holzhammer war doch wirklich zu nichts zu gebrauchen. Musste er denn alles selber machen? Funktionierte denn gar nichts von selbst? «Besorg die Daten, und dann los. Los, los!»
    Fischer drückte die rote Taste und steckte mit einem entschuldigenden Lächeln das Handy weg.
    «Was Ernstes?», fragte einer der Journalisten mit schlecht verhohlener Neugier.
    «Nichts weiter», erwiderte Fischer beiläufig, «aber mein Wachtmeister ist so unselbständig, dem muss ich jeden Handgriff vorbeten.» Dann bemühte er sich, sein Essen so schnell herunterzuwürgen, wie es sich halbwegs zivilisiert machen ließ. Doch die Journalisten hatten Lunte gerochen, das spürte er.
    Als Fischer in die Dienststelle kam, begrüßte Holzhammer ihn mit der Auskunft: «Ich hab gerade geklärt, dass die Familie in der Ferienwohnung vom Wartenlehen gewohnt hat. Die Spusi ist auf dem Weg.»
    «Okay, die sollen auf angebrochene Gläser achten.»
    Holzhammer fragte sich, für wie blöd sein Chef ihn eigentlich hielt.
    Ohne auf eine Antwort zu warten, redete Fischer weiter: «Hab ich dich vorhin richtig verstanden, es gibt eine Überlebende, und die liegt im Kreiskrankenhaus?»
    «Ja, die Ehefrau. Sie hat wohl nichts abbekommen, steht aber unter schwerem Schock. Ist ja auch kein Wunder.»
    «Wir müssen mit ihr reden.» Fischer war der Schock der Frau egal. Er wollte jetzt nichts mehr unterlassen, was irgendwie hilfreich sein konnte.
    «Ich nicht», erklärte Holzhammer energisch. Es musste schließlich auch Vorteile haben, dass er nur der Hauptwachtmeister in Grün war. Mit einer Frau zu sprechen, die gerade Mann und Kind verloren hatte, war so ungefähr das Schlimmste, was er sich vorstellen konnte.
    Aber zu Holzhammers Überraschung stand Dr. Fischer diesmal zu seiner Verantwortung. «Ich fahr hin», erklärte der.
    Der Stationsarzt war nicht begeistert darüber, dass der Polizeichef zu Tanja wollte. Man hatte sie in eins der ruhigsten Zimmer verlegt. Der Chefarzt hatte sich persönlich um sie gekümmert und weiterhin schwere Beruhigungsmittel verordnet.
    Bald nach ihrer Einlieferung war Tanja für das gesamte Personal nur noch «die Ehefrau» gewesen, so wie man sonst von «der Hüfte auf 101 » oder «der Niere auf 317 » sprach. Jeder hatte mitbekommen, was passiert war. Jeder fühlte mit ihr. Und Dr. Fischer musste einige unfreundliche Blicke über sich ergehen lassen, bis man ihn zu Tanja vorließ.
    Er fand sie wach, aber geistesabwesend vor. Die Schwester sagte, sie sei gerade erst wieder zu sich gekommen. Dann verließ sie den Raum.
    «Wo bin ich?», fragte Tanja.
    «Im Kreiskrankenhaus», antwortete Fischer.
    «Hatte ich einen Unfall?»
    «Nein, Sie nicht.» Fischer schluckte. Ganz einfach würde das nicht werden.
    «Mein Mann soll kommen», bat Tanja.
    Fischer überlegte. Dann fragte er: «Wissen Sie, was passiert ist?»
    «Wir waren im Schwimmbad. Meine Kinder, mein Mann und ich. Sie sollen kommen, sind sie draußen?»
    «Nein.»
    «Wer sind Sie überhaupt?»
    «Ich bin von der Polizei. Mein Name ist Klaus Fischer.»
    «Ich will meinen Mann sprechen», sagte Tanja schläfrig. «Bitte holen Sie ihn.» Aber dann fielen ihr die Augen wieder zu. Es hatte wohl keinen Zweck, hier weiterzumachen. Oder besser gesagt: Fischer traute sich nicht, der Frau die bittere Wahrheit zu sagen. Er hatte sich das einfacher vorgestellt.
    Auf dem Rückweg im Auto überlegte er, dass ein Fachmann mit der Frau sprechen müsste. Jemand, der wusste, wie man mit Schockpatienten umging. Aber er kannte keinen hier im Tal. Oder doch? Moment, diese Christine hatte ihm von ihrer Ausbildung in der Klinik erzählt. Sie hatte

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