Die Homoeopathie-Luege
andere Alternativarzneimittel. Doch seit Kurzem ist sogar dieser Obolus nicht mehr nötig: Seit 2012 erstatten immer mehr gesetzliche Kassen in Deutschland ihren Versicherten auf Wunsch auch die Kosten für ärztlich verordnete Homöopathika: die Techniker Krankenkasse (TK) und die Hanseatische Krankenkasse (HEK) machten den Anfang, inzwischen ziehen auch weitere Kassen nach.
Während sich schon viele Diabetiker oder Cholesteringeplagte von ihrer Versicherung anhören mussten, dass bestimmte Medikamente nicht voll erstattet werden, weil deren Nutzen zu gering sei â bei der Homöopathie fragen Kassen gar nicht erst danach, sie wird einfach bezahlt.
Manche kooperieren dafür sogar mit der ungeliebten Konkurrenz: In Zusammenarbeit mit Privatversicherungen bieten sie ihren Mitgliedern Zusatzpolicen für Besuche beim Heilpraktiker oder beim privaten Alternativarzt. Und wer es sich leisten kann, sich komplett privat zu versichern, der bekommt seine homöopathischen Sitzungen in der Regel ohnehin zurückerstattet. Denn auch im privaten Sektor lassen sich Versicherer in Sachen Homöopathie nicht lumpen.
Fraglicher Nutzen
Dass die Kassen dabei so freigiebig sind, weil sie in der Behandlungsweise nach Hahnemann einen immensen Gesundheitsnutzen für die Versicherten sehen, darf allerdings bezweifelt werden: Zwar bieten die Versicherungen viele homöopathische Leistungen an. Wer aber dort nachfragt, ob auch Informationen über die Wirkungen der Therapie nach Hahnemann erhältlich sind, bekommt vom Kundenservice schon mal etwas schmallippige Antworten: Nein, die Versicherung könne eigene Studien zur Wirksamkeit der Homöopathie leider nicht zur Verfügung stellen. Oder: Die Kasse habe »keine Informationen zur Wirkung von homöopathischen Behandlungen bei unterschiedlichen Krankheiten« vorliegen. Oder der Patient wird zu Informationen, »wie Naturheilverfahren bei verschiedenen Krankheitsbildern wirken«, an den behandelnden Arzt weiterverwiesen. Die Versicherung könne einem hierzu »leider keine Informationen geben«.
Bei konventionellen Leistungen dagegen pochen Kassen gern und durchaus detailliert auf das wissenschaftliche Fundament, das ihrem Katalog zugrunde liegt: Erstatten sie Diabetesmittel oder blutdrucksenkende Pillen, erläutern sie den Patienten auch die Datenlage zu deren Wirkungen und Nebenwirkungen. Sie klären gründlich über Vor- und Nachteile verschiedener Operationstechniken auf. Noch ausführlicher wird in der Regel wissenschaftlich begründet, warum etwas nicht bezahlt wird â etwa wenn Studien zufolge die Nutzenbilanz diverser Früherkennungsuntersuchungen so schlecht ist, dass die Kassen dafür kein Geld ausgeben wollen. Manche Versicherungen geben sogar kostenlose Ratgeber oder Patientenhandbücher zu häufigen Krankheiten und deren Therapien heraus. Dabei ist man anscheinend sehr um Transparenz bemüht, um klar darzulegen, auf welcher Basis eine Behandlung bezahlt wird oder auch nicht.
Nicht so bei der Homöopathie: Sucht man in Kassenmagazinen oder auf Kassenportalen im Internet nach Informationen zu deren Wirksamkeit, findet man im Wesentlichen blumige Allgemeinplätze: »Sanft«, »natürlich«, »ganzheitlich« und »individuell« sei diese Therapie, und ihre Mittel seien »im Gegensatz zu vielen anderen Medikamenten frei von Nebenwirkungen«, ist da zu lesen. Die Barmer GEK, mit rund neun Millionen Versicherten immerhin gröÃte gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland, präsentiert sich sogar gleich als »ganzheitlich denkende Krankenkasse«, die der Alternativheilkunde »ausgesprochen aufgeschlossen gegenübersteht«, nach dem Motto: »Wer es natürlich mag, ist bei der Barmer GEK genau richtig.« Von wissenschaftlicher Basis oder einem belegten Nutzen der Homöopathie keine Rede. Im Gegenteil, die Barmer GEK räumt offen ein, die Homöopathie sei eine »wissenschaftlich nicht anerkannte« alternativmedizinische Behandlungsmethode â allerdings eine »beliebte und verbreitete«. Unter den Kassen scheint sich das Popularitätsprinzip breitgemacht zu haben: Was bekannt und beliebt ist, findet freundliche Aufnahme in den Leistungskatalog â selbst wenn eine Therapie nicht wissenschaftlich nachvollziehbar ist wie die Homöopathie.
Kostendämpfung durch Homöopathie nicht überzeugend belegt
Auch die Idee, dass die preiswerte
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