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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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Homöopathie den klammen Kassen beim Kostensparen helfen könnte, kann kein vorrangiger Grund sein, sie zu bezahlen: Die wenigen Daten, die es zu den Kosteneffekten der Homöopathie gibt, sind kaum untereinander vergleichbar und außerdem widersprüchlich.
    Auswertungen aus der Schweiz und den Niederlanden deuten zwar eine leichte Kostenersparnis von etwa 15 Prozent bei homöopathisch behandelten Kranken an. Nicht wirklich geklärt ist allerdings die Ursache dafür. Möglicherweise schluckten die Alternativmedizinanhänger insgesamt weniger Arzneimittel, weil sie Pillen jeglicher Art skeptisch gegenüberstanden. Vielleicht ließen sie sich seltener ins Krankenhaus einweisen. Eventuell zahlten sie aber auch schlicht mehr Leistungen aus der eigenen Tasche und ersparten den Kassen auf diese Weise Kosten. Die Daten sind schwierig zu deuten und lassen sich darüber hinaus nicht einfach aufs hiesige Kassensystem übertragen.
    Die wenigen deutschen Daten wiederum deuten ohnehin nicht auf ein großes Einsparpotenzial hin: Claudia Witt, kommissarische Direktorin des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Berliner Charité, hat zusammen mit ihren Kollegen in mehreren Studien untersucht, wie sich Homöopathie im Kassenwesen auswirkt. Eine 2005 publizierte Beobachtungsstudie an 315 Erwachsenen und 178 Kindern mit chronischen Leiden sollte die Behandlung bei einem konventionellen Arzt mit der beim Homöopathen vergleichen. Die Erwachsenen litten zum Beispiel an Kopf- oder Rückenschmerzen oder an Depressionen, die Kinder an Neurodermitis, Heuschnupfen oder Asthma. In beiden Gruppen verzeichneten die Forscher praktisch gleiche Kosten – allerdings mit gewissen Unsicherheiten: Die Kassen hatten nämlich nur für rund ein Drittel der Studienteilnehmer überhaupt Daten zu ihren Kosten geliefert.
    Im Jahr 2009 veröffentlichten Claudia Witt und weitere Wissenschaftler im Hautärztefachblatt Dermatology einen beobachtenden Vergleich an 135 Kindern mit Neurodermitis. Eine Gruppe wurde konventionell, eine zweite homöopathisch therapiert. Nach sechs sowie nach zwölf Monaten schienen sich die Symptome der Kinder in beiden Gruppen gebessert zu haben, allerdings lagen die Kosten in der Homöopathie-Gruppe mit 1500 Euro pro Kind und Jahr etwa doppelt so hoch wie in der konventionell behandelten Gruppe mit 700 Euro. Zu Buche geschlagen hatten vor allem die langen Gespräche beim homöopathischen Arzt. Außerdem neigten die Eltern der Homöopathie-Gruppe stärker dazu, für ihre Kinder noch diverse zusätzliche Therapien in Anspruch zu nehmen.
    Es ist also eher fraglich, ob Hahnemanns Behandlungsweise aus Effizienzerwägungen heraus in den Leistungskatalog gehievt wurde. »Bezogen auf die vorhandene Datenlage ist für Deutschland bisher nicht zufriedenstellend beantwortet, ob Homöopathie im GKV-System Kosten einspart oder zu Mehrkosten führt«, fasst Claudia Witt den hiesigen Stand der Forschung zusammen.
Bei vielen beliebt statt wissenschaftlich belegt
    Allerdings springt den Patienten auf praktisch jeder Kasseninformation der Hinweis auf die übergroße Nachfrage nach unkonventioneller Medizin ins Auge: Mal wird betont, dass Homöopathie und andere Alternativheilverfahren »immer beliebter« werden, mal, dass diese Behandlungsweisen »im Trend« liegen, oder auch, dass der Wunsch der Versicherten danach in den letzten Jahren »enorm gewachsen« sei.
    Gelegentlich werden auch Umfragedaten angeführt, die das wohl untermauern sollen. Laut Techniker Krankenkasse interessieren sich immerhin stolze zwei Drittel der Mitglieder in gesetzlichen Krankenkassen für homöopathische Behandlungen. Die TK zitiert eine Befragung des Meinungsforschungsinstituts Info in Berlin unter insgesamt 2008 Erwachsenen, darunter 1003 eigene Mitglieder, 817 von anderen gesetzlichen Krankenkassen und 188 privat Versicherte.
    Die Innungskrankenkasse IKK classic wiederum ermittelte 2012 den Homöopathie-Bedarf am Markt. Sie lud ihre Versicherten und andere Interessierte zur Online-Umfrage ein: Es wurde abgefragt, ob man sich zurzeit schon von einem homöopathischen Arzt oder Heilpraktiker behandeln lasse und wie viele Euro man im Jahr schätzungsweise für homöopathische Arzneimittel ausgebe. Außerdem wollte die Kasse wissen, ob man bereits in einem speziellen Kassen-Wahltarif für Homöopathie oder

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