Die Homoeopathie-Luege
in Hessen. Nach Angaben der Deutschen Homöopathie-Union, für die er als Referent auftrat, ist Elies neben seinem Kommissionsvorsitz Lehrbeauftragter für Geschichte und Entwicklung der Homöopathie an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf und war stellvertretender Vorsitzender der Karl und Veronica Carstens-Stiftung. Die Kommission nimmt ihre Arbeit so genau, wie es das Mammutwerk des HAB schon vermuten lässt.
Ein Beispiel: Die Kommissionsmitglieder verabschiedeten am 16. September 1998 »Empfehlungen zur Planung und Durchführung von Homöopathischen Arzneiprüfungen«, die sich mit grundsätzlichen Fragen sowie konkreten Anforderungen an den Prüfplan befassen. Der Prüfplan soll, so legt es die Kommission nahe, nicht weniger als 17 Angaben enthalten, die vom Prüfstoff über die Qualifikation der Untersucher bis hin zu Regelungen für die Berichterstellung reichen.
Bei diesem ausgefeilten Regelwerk der Arzneiprüfungen fällt zweierlei auf: Zum einen lässt die Wortwahl keinerlei Berührungsängste mit der Methodik der evidenzbasierten Medizin erkennen. Da ist von »wissenschaftlichen Erkenntnissen« die Rede, von einem Prüfplan, der »vorab formuliert« sein muss, vom »Design« der Untersuchung, von »prospektiv«, »Qualitätssicherung«, »Validität der Daten« und so weiter. Auffällig ist aber auch, dass offenbar dann Berührungsängste bestehen, wenn es nicht mehr um bloÃes Wortgeklingel, sondern um relevante Inhalte geht. So wird die Möglichkeit einer Placebo-Kontrolle nur am Rande erwähnt und eine Verblindung der Prüfungen nicht thematisiert, geschweige denn gefordert â im Gegenteil: Es soll vielmehr auf bestehende Erfahrungen zurückgegriffen werden. Eine Arzneiprüfung läuft also im Grunde so ab: Der Prüfer nimmt ein homöopathisches Mittel und horcht in sich hinein, was passiert. Er weiÃ, welches Mittel in welcher Potenz er nimmt, und wenn das Mittel bereits von anderen geprüft wurde, weià er auch schon, wonach er horchen soll.
Aus den Regeln lässt sich schlieÃen, dass es bei den Arzneiprüfungen gar nicht darum geht, etwas über die tatsächliche Wirkung der Substanzen zu erfahren. Denn um dieses Ziel zu erreichen, müssten dem kleinen Einmaleins der Wissenschaft zufolge die Prüfer in zwei Gruppen aufgeteilt werden und die eine Gruppe ein ihnen unbekanntes Mittel und die andere ein Placebo bekommen, wobei weder die Prüfer noch die Untersucher während des Versuchs wissen dürften, wer welche Substanz bekommen hat. Nur die Symptome, die in den beiden Gruppen unterschiedlich notiert würden, gäben Hinweise auf eine echte Wirkung der Substanz. So simpel könnte eine wissenschaftlich saubere homöopathische Arzneimittelprüfung sein.
Ãhnlich akribisch wie bei der Arzneimittelprüfung ging die Kommission bei einer Neufassung der Dosierungsempfehlungen für die Selbstmedikation, veröffentlicht am 17.März 2004, zu Werke. Sie unterschied dabei drei Gruppen homöopathischer Arzneien, nämlich Urtinkturen und niedrige Verdünnungsgrade bis D23, die also noch Wirksubstanz enthalten, hohe Verdünnungsgrade ab D24, in denen keine Moleküle der Wirksubstanz mehr vorhanden sind, und die aberwitzigen LM-Potenzen, bei denen nicht in Schritten von 1 zu 10, sondern von 1 zu 50000 verdünnt wird.
Da der Logik der Homöopathie folgend die Arzneien umso wirkungsvoller sind, je höher sie potenziert werden, gibt die Kommission folgende Empfehlungen: Von Globuli in niederen Verdünnungsgraden können eine Woche lang bis zu sechsmal täglich je fünf Stück eingenommen werden, bevor man einen »homöopathisch erfahrenen Therapeuten« um Rat fragen sollte. Globuli in hohen Verdünnungsgraden sollte man in Eigenregie nur in einer einzigen Gabe von fünf Stück zu sich nehmen. Bei LM-Potenzen hält die Kommission offenbar schon das Verschlucken eines einzigen Kügelchens für bedenklich. Sie rät deshalb, ein bis zwei Globuli der LM-Potenzen in 10 Milliliter Wasser oder in 15-prozentigem Alkohol aufzulösen, das Gefäà zehnmal kräftig zu schütteln, von dieser anscheinend immer noch zu potenten Lösung ein bis zwei Tropfen in ein Glas mit 150 Millilitern Wasser zu geben und auch dieses Glas nicht etwa zu leeren, sondern davon täglich einmal einen Teelöffel einzunehmen und den Rest
Weitere Kostenlose Bücher