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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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mit potenten Arzneien gedrückt, und selbst bei psychischen Problemen hat der Arzt ein ganzes Pharma-Portfolio in petto – Nebenwirkungen inklusive. Medikamentenängste sind unter deutschen Patienten weitverbreitet. Das geht so weit, dass viele die vom Arzt verschriebenen Mittel gar nicht erst einnehmen. Allein die direkten Kosten dieser Verweigerungshaltung wurden vor längerer Zeit für Deutschland auf sieben bis zehn Milliarden Euro pro Jahr geschätzt – unter anderem, weil sich der Zustand vieler Kranker ohne ihre Medikamente so stark verschlechterte, dass sie in Kliniken eingeliefert werden mussten. Verschiedene Umfragen im Rahmen des Bertelsmann Gesundheitsmonitors 2011 an insgesamt mehr als 1700 Erwachsenen belegen eindrucksvoll die großen Vorbehalte gegenüber dem Rezeptblock: Mehr als die Hälfte der Befragten stimmte »eher« oder »völlig« der Aussage zu, dass Ärzte zu oft Medikamente verschreiben. 53 Prozent waren sogar der Meinung: »Letztlich sind Medikamente Gift«, und 77 Prozent erklärten, Naturheilmittel seien »sanfter als Medikamente«. Jeder Fünfte von denen, die in letzter Zeit Medikamente genommen hatten, fühlte sich durch Informationen auf dem Beipackzettel »eher stark« oder »sehr stark« verwirrt oder beunruhigt. Die Autoren des Gesundheitsmonitors zogen aus mehreren Antworten das Zwischenfazit, dass jeder sechste Arzneikonsument »gegenüber Medikamenten generelle Vorbehalte oder Ängste« habe.
Homöopathie befriedigt Bedürfnisse
    Wenn die konventionelle Medizin den grundsätzlichen Wünschen und Ansprüchen ihrer Kunden heute nicht mehr nachkommen kann, verwundert es kaum, dass viele ihr den Rücken zuwenden und ausschließlich oder zumindest ergänzend die Dienste der Alternativmedizin in Anspruch nehmen. Schon seit Jahren schreiben Forscher die große Nachfrage nach alternativen Heilmethoden den veränderten Erwartungen der Patienten an Arzt und Medizin zu: Der Kranke von heute will nicht einfach nur gesund werden. Er will sich dabei auch ernst genommen und gut aufgehoben fühlen – und nebenher möglichst wenige Risiken bei der Therapie eingehen. Die Rahmenbedingungen der Homöopathie sind dabei in geradezu idealtypischer Weise geeignet, solche Erwartungen und Hoffnungen zu befriedigen.
    Eine klassische Homöopathie-Behandlung beim Arzt beginnt in der Regel mit einem langen und intensiven Arzt-Patienten-Dialog, der sogenannten Erstanamnese. Mindestens eine, oft sogar zwei oder mehr Stunden kann eine solche Anamnese dauern. In der Regel folgen darauf noch mehrere ausführliche Konsultationen, bis auf dieser Basis das nach homöopathischer Vorstellung »passende« Mittel gefunden ist. Die Ärzte können sich diese Zeit nehmen, weil sie das ausführliche Gespräch – anders als bei einer konventionellen Anamnese – privat mit dem Patienten abrechnen oder im Rahmen spezieller Verträge von Krankenkassen erstattet bekommen. Selbst wenn dabei nur ein bunt zusammengewürfelter Katalog aller möglichen Symptome Punkt für Punkt abgehakt wird, kommen beim Klienten doch wohltuende Signale an: Hier nimmt sich jemand Zeit für mich und betrachtet mich als ganzen Menschen mit all meinen Eigenheiten. Hier bekomme ich erst mal eine klare Analyse meiner Probleme und werde nicht schnell mit der Standardtherapie für alle abgefertigt. Mein Arzt traktiert mich nicht mit komplizierten Statistiken darüber, was anderen Leuten geholfen hat, sondern sucht ein Mittel ganz speziell für mich. Welcher »Kunde Patient« würde sich bei solcher Vorzugsbehandlung nicht wohlfühlen – vielleicht sogar ein bisschen gebauchpinselt?
    Viele Menschen setzen offenbar große Hoffnungen in die Homöopathie, da ihnen die Medizin bisher nicht helfen konnte. Häufig sind es Menschen mit chronischen Leiden wie Allergien oder Migräne, die homöopathische Ärzte konsultieren. Auch viele Krebspatienten unter dem hohen Leidensdruck einer tödlichen Krankheit vertrauen auf Homöopathie und andere alternativmedizinische Verfahren: Laut einer Befragung von fast 1000 Tumorpatienten aus 14 europäischen Ländern (allerdings ohne Deutschland) nutzten im Schnitt knapp 36 Prozent auch alternativmedizinische Methoden. Homöopathie war dabei neben pflanzlichen Heilmitteln unter den häufigsten Verfahren, auch wenn sie insgesamt nur von sechs Prozent der

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