Die Homoeopathie-Luege
viele andere Informationen weiter. Ist sie weniger aktiv, kommen weniger Schmerzsignale in anderen Hirnregionen an. Gleichzeitig wird ein Teil der GroÃhirnrinde direkt hinter unserer Stirn überaktiv und regelt auf diese Weise die Schmerzwahrnehmung in anderen Zentren des Hirns herunter. AuÃerdem gibt unser Gehirn körpereigene Drogen ab, sogenannte endogene Opioide, und auch das Rückenmark beteiligt sich aktiv an der Placebo-Schmerzdämpfung.
Demgegenüber basiert der Effekt bei Parkinson-Patienten vor allem auf dem Botenstoff Dopamin, der eine groÃe Rolle im Belohnungssystem des Gehirns spielt. Ãber dieses Netzwerk werden unsere Erwartungen und Hoffnungen an eine Therapie zu Placebo-Reaktionen verarbeitet. Bei Parkinson-Patienten, die glaubten, ein wirksames Medikament zu bekommen, stieg die Konzentration von Dopamin im Belohnungssystem an. Gleichzeitig konnten die Patienten, die sonst mit Lähmungen kämpften, ihre Hände wieder besser bewegen. Der Dopamin-Mechanismus könnte auch den Placebo-Effekt anderer Krankheiten erklären: Erwarten wir eine gesundheitliche Besserung, interpretiert unser Gehirn das ähnlich, als würden wir eine »Belohnung« bekommen.
Homöopathie â groÃe Erwartungen an winzige Kügelchen
Die Liste der bekannten Placebo-Phänomene ist so lang, dass man sie an dieser Stelle noch fortsetzen könnte. Und mit vielen dieser Effekte lässt sich wissenschaftlich erklären, warum Patienten immer wieder von guten Erfahrungen mit Medizin à la Hahnemann berichten. Schon allein die Hoffnungen oder positiven Erwartungen, die jemand mit den Globuli verbindet, können dazu führen, dass er sich bald darauf tatsächlich besser fühlt: Unser Belohnungs-Placebo-System springt an, sobald wir uns â bewusst oder unbewusst â Besserung erhoffen, selbst wenn wir dabei nicht von einem freundlichen Doktor begleitet werden. Viele Homöopathie-Verwender nehmen nie oder nur selten die Dienste eines Heilpraktikers oder eines homöopathisch tätigen Arztes in Anspruch. Sie versorgen sich stattdessen auf eigene Faust in der Apotheke um die Ecke mit Globuli oder Tabletten oder bestellen ihre Tropfen im Internet. Man empfiehlt sie sich gegenseitig im Freundeskreis, wo inzwischen anscheinend fast alles von den blauen Flecken der Kinder über Mückenstiche bis hin zum »Kloà im Hals« bei Stress als therapiewürdig gilt. Buchhandlungen bieten meterweise Ratgeber dazu an, wie sich alle möglichen Beschwerden bei Erwachsenen und Kindern mit Homöopathika behandeln lassen und was unbedingt in die homöopathische Hausapotheke gehört. Sogenannte Quickfinder in Buchform sollen helfen, schnell und ohne groÃe Vorkenntnisse das passende homöopathische Mittel zum persönlichen Leiden zu finden. Eine kommerziell erfolgreiche Homöopathie »to go«, mit der die Patienten offensichtlich zufrieden sind.
Interessant ist in diesem Zusammenhang die Frage, warum selbst solche Menschen gute Erfahrungen mit hoch verdünnten Homöopathika machen können, denen nach eigenem Bekunden schon vorher klar war, dass es sich dabei nur um Zuckerkügelchen handelt. Eine Antwort könnte darin liegen, dass sich Erwartungen und Hoffnungen weitgehend dem Zugriff des Verstandes entziehen. Auch offen und ehrlich aufgeklärte Placebo-Schlucker erlebten, wie oben erwähnt, unter Testbedingungen schon eine messbare Besserung ihrer Symptome. Wahrscheinlich reagieren alle Menschen mehr oder weniger auf Scheinbehandlungen. So gut wie niemand ist immun dagegen.
Ãbrigens könnte auch das Aussehen der winzigen Globuli noch zum Placebo-Effekt beitragen: Aus der Forschung ist das paradoxe Ergebnis bekannt, dass Patienten nicht nur besonders groÃen Tabletten eine potente Wirkung zumessen, sondern auch ganz kleinen. Als mäÃig erfolgreich erwiesen sich mittelgroÃe Pillen.
Rundum-Homöopathie â ein besonders wirksames Paket
Noch bessere Voraussetzungen für starke Kontext- oder Placebo-Effekte bietet eine umfassende homöopathische Therapie, wie sie etwa von »klassischen« Homöopathen angeboten wird. Patienten, die sich nicht mit ein paar Kügelchen aus der Apotheke zufriedengeben wollen, gehen in der Regel erst einmal zum homöopathisch tätigen Arzt oder Heilpraktiker.
Dort erleben die Kranken â viele sicherlich zum ersten Mal â, wie ihnen ein Behandler schon im ersten
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