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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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Himmel und auf Erden geben soll, auch wenn sie sich bisher nicht so offen gezeigt haben, sondern es vorziehen, sich mit dem Schleier des Mysteriums zu umgeben, lässt sich diskutieren. Sofern man dabei in der Welt der Anschauungen und Glaubensrichtungen bleibt. Jeder kann schließlich glauben, was er will – neben den Fortschritten der Wissenschaft eine der wichtigsten Errungenschaften der vergangenen Jahrhunderte.
    Allerdings möchten wir zwei Dinge zu bedenken geben: Wir leben heute in einer Welt, in der wissenschaftliche Information nicht mehr nur für elitäre Kreise, sondern über das Internet und kostenlose Portale und Datenbanken so einfach verfügbar ist wie nie. Patienten wollen heute außerdem bei ihren Therapien mitreden, und Ärzte fühlen sich zum Glück immer häufiger verpflichtet, diesem Wunsch auch nachzukommen: Das eher partnerschaftliche Prinzip des »shared decision making«, der partnerschaftlichen Entscheidungsfindung, hat Einzug in Arztpraxen und Kliniken gehalten. Doch wer mitreden will, muss vorher Fragen gestellt haben. Die wohl wichtigste ist die, woher ein Mediziner oder sonstiger Heiler das Wissen bezieht, dass eine Therapie überhaupt wirken kann. Dabei sollte er an alle Methoden vergleichbare und für Patienten nachvollziehbare Maßstäbe anlegen. Für die Medizin heißt das: Der Arzt sollte zum einen eine ungefähre Vorstellung davon haben, was ein Mittel, das er verabreicht, körperlich und gegebenenfalls auch psychisch anrichtet – im Positiven wie im Negativen. Wohl niemand würde einem Doktor vertrauen, der ein Antibiotikum verschreibt mit dem Hinweis, er glaube, das würde geistartige Tierchen aus den Nebenhöhlen vertreiben, die nur leider noch nie jemand gesehen habe. Darüber hinaus sollte der Behandler wissen, ob das, was er verordnet oder empfiehlt, einigermaßen durch Daten aus Studien abgesichert ist oder ob es sich eher um ein medizinisches Roulette handelt, nach dem Motto: »Probieren kann man es ja mal.«
    Misst der Arzt offensichtlich mit zweierlei Maß und beruft sich zwar bei medizinischen Therapien auf biologische Grundlagen, bei der Homöopathie aber auf Unerklärliches »zwischen Himmel und Erde«, sollten Patienten hellhörig werden und zumindest nachhaken, wie der Doktor etwas empfehlen kann, das er offensichtlich selbst nicht versteht. Ansonsten steht es jedem frei, im Zweifel eine Behandlung abzulehnen, die nicht plausibel erscheint.
    Zum Zweiten sind Medizin, Psychologie und Neurobiologie heute schon ein ganzes Stück weit gekommen bei der Antwort auf die Frage, wie Körper und Psyche bei der Entstehung chronischer Krankheiten und anderer Beschwerden zusammenwirken. Man weiß heute einiges über die Arbeitsteilung in verschiedenen Bereichen des Gehirns, über Botenstoffe, die Signale zwischen Nervenzellen und über den Blutkreislauf an alle möglichen Organe übertragen. Es ist bekannt, dass sich Stress, Trauer oder schreckliche Erlebnisse in körperlichen Symptomen niederschlagen und dass sich Krankheiten wie chronische Kopf- und Rückenschmerzen, Darm- oder Herzbeschwerden oft nicht einfach mit Medikamenten behandeln lassen, weil sie auch psychische Ursachen haben. Selbst wenn im Wechselspiel zwischen Körper und dem, was gemeinhin als »Seele« bezeichnet wird, noch so viel ungeklärt ist, dass man gar nicht weiß, wo man anfangen sollte zu forschen: Wir wissen inzwischen entschieden zu viel darüber, um uns mit nicht näher erklärten und damit leeren Begriffen wie etwa dem der »Ganzheitlichkeit« abspeisen zu lassen. Ganzheitlich in einem modernen Sinne wäre es, einen Kranken als Persönlichkeit zu begreifen und ernst zu nehmen, gerade bei chronischen Leiden nach körperlichen und psychischen Ursachen sowie einer Behandlung für beides zu suchen. Wir meinen, Patienten wäre besser damit gedient, eine solch umfassende Betreuung von ihren Ärzten einzufordern, als sich in ein weltanschauliches System wie die Homöopathie zu flüchten, das den Begriff der Ganzheitlichkeit zwar viel strapaziert, aber kaum mit Leben füllt. Und falls doch, dann am ehesten im Sinne der Psychosomatik – aber dann könnte man als Patient seine Hilfe auch gleich dort suchen.
    Ganzheitlich wäre es, einem an Rückenschmerzen Leidenden nicht einfach ein Schmerzmittel zu spritzen, sondern auch zu fragen, wie schwer er an Sorgen oder

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