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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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Stress zu tragen hat und in welcher Situation seine Beschwerden sich besonders schlimm anfühlen. Es wäre ganzheitlich, ihn mit einer Kombination aus Physio- und Psychotherapie und gegebenenfalls Medikamenten so umfassend wie möglich zu behandeln. Einen solchen Kranken im Sinne traditioneller homöopathischer Anamnese nach Nachtschweiß und Ohrproblemen zu fragen oder danach, ob er lieber auf der rechten oder auf der linken Seite schläft, um ihm danach ein paar Zuckerkügelchen zu empfehlen, ist in einem zeitgemäßen Sinne aus unserer Sicht ganz und gar nicht ganzheitlich.

3
Sturm auf die Wissenschaft:
Wie sich Universitäten dem
Mainstream beugen
    Ein Workshop an der Universität Heidelberg Ende der 90er-Jahre verlief für Wilhelm Gaus, Professor für Biometrie an der Universität Ulm, ernüchternd, um nicht zu sagen enttäuschend. Der Fachaustausch im kleinen Kreis sollte dazu dienen, Lehren aus einer der besten Homöopathie-Studien zu ziehen, die je gemacht wurden. Die Studie hatte ergeben, dass homöopathische Mittel bei Kopfschmerzpatienten nicht anders als normale Zuckerkügelchen wirken. Die Ärzte und Wissenschaftler, die an der Untersuchung mitgewirkt und sich nun zum Diskutieren versammelt hatten, zogen auch Lehren aus den Ergebnissen, allerdings andere, als Gaus vermutet hätte. Naheliegend wäre es gewesen, zumindest in Betracht zu ziehen, dass das Potenzieren in den homöopathischen Arzneien tatsächlich keine Spuren hinterlässt und sie deshalb nichts anderes als einfache Zuckerkügelchen sind. Das taten die versammelten Experten jedoch nicht. Vielmehr suchten sie den Grund für das Versagen der Mittel ausschließlich in der Anlage und Durchführung der Studie.
    Dabei müssen die Studien gar nicht positiv ausgehen, um der Homöopathie zugutezukommen. Hauptsache, es wird geforscht und die Marke Homöopathie erfährt durch die Verbindung mit Universitäten und Professoren wissenschaftliche Weihen. So nutzen heute die Akteure der Homöopathie-Szene geschickt zwei Aspekte der akademischen Forschung: Einerseits genießt die Wissenschaft in der Bevölkerung eine gewisse Glaubwürdigkeit, andererseits ist sie ein ausreichend unbekanntes Wesen, um ihre Ergebnisse gefahrlos nach Belieben zurechtbiegen zu können. Kein Wunder also, dass die Homöopathie alles daransetzt, sich in der akademischen Welt einzunisten. Sie tut das mit großem Erfolg – und stößt dabei kaum auf Gegenwehr.
Trügerische Erfahrungen
    Wir haben im ersten Kapitel dargelegt, warum homöopathische Arzneien unmöglich wirken können, und wir haben außerdem gezeigt, wieso die Heilslehre der Homöopathie darüber hinaus höchst unplausibel ist. Im zweiten Kapitel haben wir untersucht, warum Patienten trotzdem an die Homöopathie glauben: vor allem, weil sie »gute Erfahrungen« damit gemacht haben. Auch für homöopathische Ärzte stehen ihre eigenen positiven Erfahrungen nicht zur Disposition – dabei sollten sie in ihrem medizinischen Grundstudium gelernt haben, dass die Ideen Hahnemanns den Naturgesetzen widersprechen, sagt Klaus-Dietrich Bock, Medizinprofessor aus Kreuth, im Interview mit der Zeitschrift Skeptiker (3/2011, Seite 24). Bock nennt deshalb die Akzeptanz der Homöopathie durch approbierte Ärzte »unbegreiflich«.
    Also verteidigen sie ihre Überzeugung – vielleicht achselzuckend, vielleicht auch trotzig – mit dem Argument: »Wer heilt, hat recht.« Dieser so schlicht daherkommende und entwaffnend einleuchtende Satz ist in Wahrheit ein rhetorischer Trick. Er verknüpft eine Tatsache mit einer Annahme, sodass die Annahme ebenfalls faktischen Wert bekommt: Die Tatsache ist, dass Heilung als das ultimative Ziel in der Medizin gelten kann, und deshalb recht hat, wem dies gelingt. Die Annahme ist, dass es der Arzt ist, der heilt.
    Zur Erläuterung: »Wer heilt, hat recht« bedeutet zunächst, dass Mediziner und Patient glauben, eine »Heilung« oder zumindest eine »Besserung« zu sehen. Das kann stimmen, aber auch ebenso falsch sein. Gerade chronische Krankheiten mit ihrem Auf und Ab gaukeln unter Umständen nur eine Verbesserung vor. Auch können sich Arzt und Patient täuschen, schließlich stehen beide unter einem gewissen Erfolgsdruck und sehen vielleicht Verbesserungen, wo gar keine sind. Vielleicht traut sich der Kranke auch nicht, sich und dem Arzt

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