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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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alle RCTs sind wirklich zuverlässig, obwohl sie formal den Kriterien genügen. Auch wenn der Begriff »Studie«, gerade in der Öffentlichkeit, häufig mit »Beweis« gleichgesetzt wird, muss man zwei Aspekte genauer betrachten, um beurteilen zu können, wie aussagekräftig eine Studie wirklich ist: Zum einen, welche formalen Kriterien sie erfüllt, und zum anderen, wie gut die Studie dann ausgeführt ist. Zum Vergleich: Nicht jedes Hotel ist eine Luxusherberge. Es muss dafür zum einen die formalen Kriterien erfüllen, um sich die nötigen Sterne zu verdienen, und es muss zum anderen so gut geführt sein, wie man es von einem Luxushotel erwarten darf. Die Verfechter der EbM wissen um diese Schwierigkeiten, und so erheben sie nicht den Anspruch, die Wahrheit zu verkünden, jedoch das beste Werkzeug zu besitzen, um der Wahrheit möglichst nahe zu kommen.
Eine Studie mit klarem Ergebnis…
    Die Homöopathie-Studie, an der Wilhelm Gaus mitgewirkt hatte, erfüllte nicht nur die genannten Kriterien eines RCTs, sondern sie war auch noch exzellent ausgeführt. Garant für eine hohe Aussagekraft und allgemeine Akzeptanz waren vor allem zwei Umstände: Es war ein Team aus erfahrenen homöopathischen Ärzten und Experten für die Planung und Durchführung der Studie verantwortlich, und das Vorhaben wurde vorab in einer Fachzeitschrift veröffentlicht, sodass es nachträglich nicht manipuliert werden konnte.
    Die Homöopathen wählten den Kopfschmerz als geeignetes Krankheitsbild. Für die Studie wurden per Anzeige Patienten gesucht, die seit über einem Jahr an chronischen Kopfschmerzen mit mindestens einem Schub pro Woche litten. Die 139 Probanden mussten sich verpflichten, nichts zu tun, was einen homöopathischen Heilerfolg hätte gefährden können. Während einer sechswöchigen Vorlaufzeit führten die Probanden täglich Tagebuch über Kopfschmerzdauer, -häufigkeit und -intensität sowie über ihr allgemeines Wohlbefinden und den Konsum von Schmerzmitteln.
    Nach der Vorbereitungszeit wurden die Probanden einem von sechs homöopathischen Ärzten vorgeführt. Nach einer ausgiebigen Fallaufnahme, die im Schnitt deutlich mehr als zwei Stunden dauerte, berieten die Ärzte im Team, wie jeder einzelne Patient zu behandeln sei. Im Konsensverfahren einigten sie sich dann für jeden Patienten auf zwei am besten passende homöopathische Arzneien. Insgesamt wurden so 25 verschiedene Arzneien verschrieben. Von anfänglich 139 Patienten wurden 38 aussortiert, weil sich die Homöopathen bei ihnen nicht auf eine Behandlung verständigen konnten. Die Arzneien für die restlichen 101 Patienten wurden einem Notar geschickt, der einen Würfel entschieden ließ, bei welchem Patienten er die Kügelchen durch Placebo-Kügelchen austauschte. Die Notizen darüber, wem er welche Mittel zugeteilt hatte, bewahrte er an einem für alle anderen unzugänglichen Ort auf. Die Arzneien beziehungsweise Placebo-Kügelchen sowie die vom Arzt festgelegten Einnahmemengen schickte der Notar dann an die Patienten, die die Mittel in einer zwölfwöchigen Behandlungsperiode zu sich nahmen. Während dieser Zeit führten die Patienten ihre Tagebücher weiter. Nach den zwölf Wochen schickten alle ihre Tagebücher direkt an die Organisatoren der Studie.
    Am Ende verglichen die Forscher die Angaben in den Tagebüchern in der Vorbereitungszeit mit den Angaben in der Behandlungsperiode. Das Ergebnis: 40 Prozent aller Patienten ging es nach der Behandlung etwas schlechter, 39 Prozent unverändert und 21 Prozent ging es deutlich besser, einer von ihnen wurde sogar völlig schmerzfrei. Umgerechnet auf alle Patienten gewann jeder einen schmerzfreien Tag, auch Schmerzdauer und -intensität entwickelten sich im Durchschnitt positiv. Allerdings: Zwischen Arznei- und Placebo-Gruppe waren für keinen Parameter Unterschiede erkennbar.
… aber ohne Folgen
    Noch deutlicher kann eine Studie kaum ausfallen. Alle Bedingungen waren perfekt darauf abgestimmt, eine Wirksamkeit homöopathischer Arzneien nachzuweisen: Die homöopathischen Ärzte bestimmten das Studiendesign selbst mit, sie wählten eine Krankheit aus, von deren Behandlung sie die größten Erfolge erwarteten, sie konnten ihrem üblichen homöopathischen Prozedere folgen, sie durften sich dabei sogar besonders viel Zeit lassen und sich mit Kollegen

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