Die Homoeopathie-Luege
(IntraG) an der Universität Frankfurt an der Oder. Die andere Professur wird von einem Konsortium aus vier kleineren Firmen aus dem alternativmedizinischen Bereich getragen.
Institutsleiter am IntraG ist der rührige Homöopathie-Verfechter Harald Walach, der, damals noch in Freiburg tätig, mit Wilhelm Gaus federführend an der Münchner Kopfschmerzstudie beteiligt war. Walach ist ein gutes Beispiel dafür, wie wenig Homöopathen bereit sind, Hahnemanns Lehrgebäude infrage zu stellen â lieber traut er sich als Nicht-Physiker ans Herz der Physik zu greifen und zum Entsetzen vieler Physiker die Quantentheorie so umzumodeln, dass sie auf die Homöopathie passt. Die Idee, den Masterstudiengang »Komplementäre Medizin â Kulturwissenschaften â Heilkunde« einzurichten, entstand, wie es auf der Homepage des IntraG heiÃt, während einer ärztlichen Fortbildungsveranstaltung der âºInternationalen Gesellschaft für Homotoxikologie und Homöopathieâ¹ sowie der âºInternationalen Gesellschaft für Biologische Medizinâ¹ auf der griechischen Insel Kos.
Der Verlust der rationalen Kriterien
Alternativ-medizinische Themen erhalten also auf vielfältige Weise tatsächlich oder scheinbar höchste akademische Weihen. Die Folge: Wenn ein »Prof. Dr.« sagt, dass Homöopathie möglich ist, ohne dass Institutionen, die sich als Wächter der Wissenschaftlichkeit verstehen, massiv protestieren, muss selbst ein skeptischer Laie zu dem Schluss kommen, dass vielleicht doch etwas dran ist. Einzelne Warner, wie etwa die Mitglieder der GWUP, werden von Homöopathen gern als kalte Rationalisten, Fanatiker und vor allem Büttel der wissenschaftsbasierten Pharmaindustrie abgetan. Die groÃe Gefahr, die wir dabei sehen: Wenn sich die akademische Welt, das heiÃt Vertreter der evidenzbasierten Medizin sowie die Universitäten, der Homöopathie öffnet und damit implizit Naturgesetze infrage stellt, weichen die rationalen Grundlagen der Medizin zunehmend auf.
Die Botschaft für die Bevölkerung ist verheerend: Wenn ein Verfahren, das auf »geistartigen Heilkräften« basiert, von der akademischen Welt ernsthaft geprüft und scheinbar auch noch belegt wird, wie können dann Laien noch skeptisch gegenüber Behauptungen jedweder Art sein? Wonach sollen sie sich richten, wenn Mediziner Selbstzahlerleistungen verkaufen, wenn Pharmaunternehmen neue Medikamente pushen oder wenn Scharlatane Krebskranken noch ein paar Tausend Euro abpressen wollen? Welche Kriterien haben sie dann noch, um wahr von unwahr zu unterscheiden? Naturwissenschaftlich fundierte, rationale Kriterien fallen ja weg, wenn selbst physikalische und chemische Gesetze nicht als feststehende Wahrheiten akzeptiert werden, sondern zur Disposition stehen. Wenn also ohnehin alles beliebig ist, wird sich der Einzelne auf sein eigenes Urteil besinnen und nur noch das glauben, was er persönlich für plausibel hält. Am Ende zählen dann die eigene subjektive Anschauung und das Bauchgefühl â und nicht mehr das rationale Argument. Dann wird der Einzelne â und mit ihm die Masse â manipulierbar.
Unsere Forderung nach »Scientabilität«
Die Bemühungen der Wissenschaft, allen voran die der evidenzbasierten Medizin, sich mit der Homöopathie rational auseinanderzusetzen, sind grandios gescheitert. Je mehr die Wissenschaft strampelt, um sich durch immer weitere Studien aus dem Sumpf der Irrationalität zu befreien, desto tiefer wird sie hineingezogen.
Es kann unserer Ansicht nach nur einen Ausweg geben: Die Homöopathie muss, wie die Astrologie und die Alchemie bereits vor ihr, kategorisch aus der wissenschaftlichen Welt verbannt werden. Homöopathie ist Glaube, Aberglaube, Esoterik, Voodoo â wie auch immer. Jedenfalls hat sie in der Wissenschaft nichts verloren. Sie lässt sich zwar nach Karl Popper als theoretisch falsifizierbare Theorie wissenschaftlich untersuchen, aber zum einen ist die Methodik der evidenzbasierten Medizin nicht dafür geeignet, die Grundlagen der Physik und Chemie zu erschüttern, und zum anderen akzeptieren ihre Anhänger, wie die Erfahrung gezeigt hat, die Ergebnisse nicht oder missinterpretieren sie zu ihren Gunsten. So wird die Homöopathie zu einer mit klinischen Versuchen praktisch nicht falsifizierbaren Theorie.
Für solche Theorien in der Medizin, die zwar prinzipiell wissenschaftlich
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