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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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Salben und Tropfen sowie Schüßler Mineralsalze. Letztere sind zwar keine klassischen Homöopathika, werden aber ebenso wie diese schrittweise homöopathisch verdünnt und daher auch im amtlichen Homöopathischen Arzneibuch geführt.
    Abgesehen von einigen Größen ist die Branche in Deutschland geprägt durch kleinere Mittelständler, von denen ein großer Teil im Süden der Republik sitzt. Der weltgrößte Hersteller für Homöopathika ist übrigens nicht im Mutterland der Homöopathie zu Hause, sondern in Frankreich. Im Städtchen Sainte-Foy-lès-Lyon hat das bis heute familiengeführte Unternehmen Boiron seinen Sitz, der Jahresumsatz beträgt etwa eine halbe Milliarde Euro.
Die Industrie gibt die Marschrichtung vor
    Verbreitung und Ausrichtung der Homöopathie sind schon seit fast 150 Jahren untrennbar mit den Geschäftsmodellen pharmazeutischer Unternehmer verbunden, von denen viele aus dem Apothekermilieu stammten. War es im 19.Jahrhundert vor allem die Familie Schwabe, die Produktion und Vermarktung der Homöopathika beherrschte, drängten danach immer mehr Konkurrenten auf den Markt, etwa die Bonner Firma Dr. Madaus & Co. (später ansässig in Radeburg und Radebeul bei Dresden). Man lieferte sich erbitterte Preiskämpfe mit Schwabe und setzte ebenfalls auf aggressives Marketing: Auch andere Homöopathie-Firmen finanzierten Ärztekongresse und betätigten sich wie Willmar Schwabe rege als Verleger homöopathischer Publikationen, die »systematisch zur Markterweiterung eingesetzt wurden, indem man sie Arzneimittelpackungen beilegte«, wie der Historiker Martin Dinges in der Weltgeschichte der Homöopathie schreibt. Gleichzeitig hielten die Globuli-Hersteller eine große Fülle homöopathischer Fachzeitschriften am Leben, indem sie darin Anzeigen schalteten oder die Blätter gleich selbst herausgaben.
    Großproduzenten wie Boiron oder Schwabe bauten ihre Imperien auch international aus. Länder wie Spanien oder Rumänien wurden geradezu für die Homöopathie erobert. Dabei trieben die Firmen aber nicht einfach nur die generelle Verbreitung der Lehre voran. Sie nahmen auch Einfluss darauf, welche Form der Homöopathie in einem Land praktiziert wurde. Das ist bis heute so geblieben: Es sei erkennbar, schreibt Martin Dinges, »dass bestimmte Richtungen innerhalb der Homöopathie von solchen Unternehmen bevorzugt und dann am Markt auch durchgesetzt werden«. Fast unnötig zu erwähnen, dass es sich dabei um Richtungen handelt, zu denen die Firmen die passenden Medikamente liefern können.
    Auf dem deutschen Markt hat sich über die Jahrzehnte anscheinend eine Art Hahnemann’sche Patt-Situation ergeben: Samuel Hahnemann hatte noch die Kombination mehrerer Mittel als unvereinbar mit seiner Theorie verdammt. In seiner Nachfolge propagierten dagegen viele Homöopathen die Gabe gerade solcher Kombinations- oder Komplexmittel. Eine doppelte Nachfrage, der die pharmazeutische Industrie gern nachkam und bis heute nachkommt. So bestimmen die Einzelmittel nach Hahnemann und die Kombinationsmittel das Sortiment zu ähnlichen Teilen: Von den Homöopathika, die laut Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) 2012 als verkehrsfähig galten, stellten die Kombinationspräparate etwa die Hälfte dieser Arzneimittel, die andere Hälfte entfiel auf Einzelpräparate.
Homöopathie für jeden Geschmack
    Und alles, was zu kaufen ist, wird auch mit der passenden Theorie vermarktet. Bemerkenswert universal wirbt in dieser Hinsicht die Deutsche Homöopathie-Union: Das Unternehmen stellt in seinen Broschüren auf der einen Seite die ehrwürdige Tradition der Hahnemann’schen Einzelmittel heraus. Man preist den »sehr großen Anwendungsbereich« dieser Präparate, der nicht nur ein Symptom umfasse, sondern gleich »den ganzen Menschen, der an diesem Symptom oder auch an mehreren leidet«.
    Gleichzeitig produziert die Firma aber auch noch eine Reihe von Kombinationspräparaten und propagiert bei denen eben eine ganz andere Homöopathie: die »organotrope Komplexmittel-Therapie«, die sich auf den naturheilkundlich engagierten Pastor Emanuel Felke beruft. Da eine Mischung mehrerer Arzneistoffe mit der aufwendigen ärztlichen Symptomanalyse und Arzneimittelfindung nach Hahnemann nicht vereinbar ist, betont die DHU beim Marketing für Komplexmittel auch nicht

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