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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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der Arzt verschreibt, müssen sie liefern. Und was der Kunde verlangt, können sie ihm schwerlich verweigern. Sonst geht er zur Konkurrenz.
Vom Magier zum Chemiker
    In der Frühzeit der Medizin waren weniger Fachwissen, sondern eher magische Fähigkeiten der Heiler gefragt. So schreibt der Pharmaziehistoriker Georges Dillemann in dem Werk Illustrierte Geschichte der Medizin (Andreas, 1992): »Bei den primitiven Völkern musste der Heilkundige auch in der Zauberei versiert sein.« Wenn also die ersten »Pharmazeuten« bereits heilkräftige Kräuter kannten, sammelten, aufbewahrten und daraus frühe Arzneien herstellten, dienten diese Mittel in erster Linie dazu, die magischen Handlungen zu unterstützen. Noch im Mittelalter wurde Krankheit vor allem als Strafe Gottes angesehen, weshalb Gebeten ein größeres Gewicht beigemessen wurde als den Arzneien. Genas der Kranke, hatten die Beschwörungen offenbar ihre Wirkung getan. So wurden – in Umkehrung der heutigen Situation etwa in der Homöopathie – den eingesetzten Kräutern vermutlich sogar weniger Heilkräfte zugeschrieben, als sie tatsächlich besaßen.
    Zu der Zeit, als Samuel Hahnemann über seiner neuen Heilslehre brütete, kannte die Medizin bereits einen großen Arzneischatz. Diese Medikamente setzte auch Hahnemann ein – wenngleich er ihre Wirkung dem Simile-Prinzip folgend neu interpretierte. Die Pharmacopée française, ein von Medizinprofessoren und Apothekern verfasstes klassisches Arzneibuch von 1818, das bis heute immer wieder überarbeitet und neu aufgelegt wird, erwähnt insgesamt 923 pflanzliche, mineralische und tierische Heilmittel und schildert, wie sie zuzubereiten sind. Die tatsächlichen Wirkungen der früher gebräuchlichen Mittel waren recht verschieden: Zum einen finden sich darunter starke Drogen wie Opium, zum anderen aber auch reichlich obskure Substanzen. Manche Ärzte schworen sogar auf Mittel, die es gar nicht gab, beispielsweise das Horn eines Einhorns, das in Wahrheit meist von einem Narwal stammte.
Vier Perioden zum effektiven Medikament
    Der Historiker Dillemann unterscheidet vier Perioden, in denen sich die Wissenschaft den heutigen Medikamenten schrittweise annäherte und so die Pharmazie auf ein immer solideres Fundament stellte. In der ersten Periode, die bis in das Altertum zurückreicht, lernte man, Zucker und Alkohol zu gewinnen. In der zweiten Periode zu Beginn der Neuzeit gelang es den Chemikern bereits, einfache organische Verbindungen, wie etwa diverse Säuren, selbst herzustellen. Die dritte Periode nimmt ihren Anfang im frühen 19.Jahrhundert, also zu der Zeit, in der Hahnemann sein großes Werk, das Organon , niederschrieb. Die Forscher gingen damals den aktiven Substanzen in Kräutern auf den Grund, indem sie die wirksamen Komponenten extrahierten und isolierten. Sie konnten damit zeigen, dass die Wirkung etwa einer Pflanze tatsächlich auf einzelne chemische Verbindungen zurückging. So stellte bereits 1804, also sechs Jahre vor der Erstveröffentlichung des Organons , der deutsche Apotheker Friedrich Wilhelm Sertürner das Morphium als die aktive Substanz aus Opium dar. In der Folge gelang es, auch weitere Wirkstoffe in Reinform zu gewinnen, wie das Strychnin, Coffein und Nicotin, später auch diverse Vitamine und zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Antibiotika. »Dank immer feinerer und ausgeklügelterer physikalischer Methoden«, so Dillemann, »häufte die extraktive Chemie Erfolg auf Erfolg. Die Heilkunde verdankt ihr viele kostbare natürliche Wirkstoffe.«
    Doch die Forscher gewannen wirksame Substanzen nicht nur aus der Natur, sondern auch aus dem Labor. In einer vierten Periode stellten sie die verschiedensten Substanzen her, deren therapeutische Fähigkeiten oft erst später entdeckt wurden. So wurde das Chloroform bereits 1831 synthetisiert, aber erst 1847 als Narkosemittel verwendet. Sobald eine wirksame Verbindung gefunden war, gingen die Forscher daran, chemische Veränderungen an den Molekülen vorzunehmen, die die erwünschten Wirkungen verstärken und die unerwünschten Wirkungen abschwächen sollten.
    Vor diesem historischen Hintergrund wirkt die Homöopathie wie ein Schnappschuss aus einer Zeit, in der die pharmazeutische Chemie noch in den Kinderschuhen steckte. Noch zu Lebzeiten Hahnemanns machte die Forschung enorme Fortschritte, die ein ums andere Mal seine Thesen ad

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