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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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Gesetzesänderung im Gesundheitsausschuss des Deutschen Bundestags noch einmal zur Diskussion und wurde – zu guter Letzt – rückgängig gemacht.« Der aus Industriesicht inakzeptable Satz in Paragraf 39 wurde wie von Zauberhand aus dem Gesetzeswerk gestrichen. Er steht bis heute nicht drin.
    Deutsche Homöopathie-Unternehmen sitzen auch nah an den Schalthebeln europäischer Politik, die im Rahmen der europaweiten Angleichung von Arzneigesetzen immer wichtiger wird. Die Hersteller werden vom europäischen Lobbyverband der homöopathischen und anthroposophischen Branche repräsentiert, der European Coalition on Homeopathic and Anthroposophic Medicinal Products (ECHAMP). Deren Vertreter frühstücken zum Beispiel schon mal in Brüssel gemeinsam mit EU-Parlamentariern und legen ihnen die Philosophie und die besonderen Bedürfnisse der alternativen Therapierichtungen ans Herz.
Guck mal, wer da bloggt
    Weniger herzlich geht es zuweilen im Internet zu: Vier Produzenten homöopathischer und anthroposophischer Präparate – Heel, Staufen-Pharma, Wala Heilmittel und Hevert-Arzneimittel – finanzieren das Blog CAM Media.Watch. Die Firmen bezahlen für den Internetauftritt jährlich insgesamt 38000 Euro (Stand August 2012), was auf der Blogseite auch vermerkt ist. Ein wissenschaftlicher Beirat unterstützt das Internetangebot, wo Beiträge zu Homöopathie und anderen Verfahren der komplementären und alternativen Medizin veröffentlicht werden (englisch: Complementary and Alternative Medicine oder CAM).
    Das Blog versteht sich nach eigener Aussage als »Watchblog, das fachkompetent und kritisch rezensiert, was Publikumsmedien rund um das Thema ›Komplementärmedizin und Forschung‹ schreiben«. Man betont die »Unabhängigkeit von Redaktion und wissenschaftlichem Beirat«. Das Internetangebot preist allerdings regelmäßig die Vorzüge der alternativen Therapien. Man betont die guten Erfahrungen von Ärzten und Patienten, stellt wissenschaftliche Belege für die Wirksamkeit zusammen oder Umfragedaten zur hohen Akzeptanz der Alternativmedizin in der Bevölkerung.
    Mit der Arbeit des Blogs soll Journalisten ein Blick »hinter die Kulissen der wissenschaftlichen Erforschung von Naturheilverfahren, Komplementärmedizin sowie unkonventioneller Verfahren« gewährt werden. Blicken dürfen Journalisten auch durchaus. Und die Alternativmedizin loben dürfen sie auch. Aber wenn Journalisten oder homöopathiekritische Wissenschaftler es wagen, Produkte der Globuli-Branche als Placebo zu bezeichnen oder das pharmagesponserte Blog zu kritisieren, bekommen sie dessen geballte Unabhängigkeit schnell am eigenen Leib zu spüren: Dann finden sie sich dort öffentlich ausgestellt, und ihnen wird wahlweise »falsche Darstellung«, »Dampfplauderei« oder »Pauschalisierung« unterstellt.
    Nicht nur der Internetauftritt selbst wird von der alternativen Arzneimittelbranche freundlich unterstützt. Zu den Autoren und wissenschaftlichen Beiräten gehören auch Stefan Schmidt und Harald Walach vom Institut für transkulturelle Gesundheitswissenschaften der Europa-Universität Viadrina, die beide mit Stiftungsprofessuren von alternativen Pharmafirmen ausgestattet sind.
    In der Tat ist es zu begrüßen, dass Watchblogs die Arbeit von Unternehmen kritisch begleiten und dadurch eine wichtige Gegenöffentlichkeit im Internet aufbauen. Auch Journalisten sollten bei ihrer Arbeit offen für konstruktive Kritik aus der Blogosphäre sein. Allerdings werden unabhängige Watchblogs üblicherweise nicht ausgerechnet von derjenigen Industrie bezahlt, der sie publizistisch den Rücken stärken.
Mehr Transparenz, Kontrolle und Distanz
    Die Medizin ist in Deutschland zusammen mit der Pharmaindustrie groß geworden und die Pharmaindustrie mit der Medizin. Ärzte, Großhändler, Apotheker und Arzneiproduzenten leben hierzulande in einer Art tradierter Symbiose, die an manchen Stellen zu einem erheblichen Einfluss der Pharmafirmen auf das Gesundheitssystem geführt hat – vor allem im Bereich der pharmagesponserten Fortbildung und in der Kultur des Pharmareferententums. Dabei macht es kaum einen Unterschied, ob es sich bei den Pharmaproduzenten um konventionelle oder um alternative Firmen handelt.
    Für Patienten und andere Außenstehende sind die Interessenlagen im Gestrüpp des Gesundheitswesens

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