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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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absurdum führten. Immer neue Erkenntnisse standen sehr wohl mit dem mechanistischen, nicht aber mit dem homöopathischen Weltbild im Einklang. Während die Fortschritte der Pharmazie die Heilung von Krankheiten voranbrachten und dabei alte Vorstellungen modifizierten oder gar verwarfen, blieb die Homöopathie ihren Dogmen treu. So widersetzt sich die Lehre Hahnemanns standhaft den unzähligen Erkenntnissen, die die naturwissenschaftliche Forschung im Laufe von 200 Jahren gewonnen hat.
Lehrbuchwissen der Pharmakologen
    Die medizinischen Grundlagen für die Arbeit der heutigen Apotheker liefert die Pharmakologie. Sie untersucht »die Wechselwirkungen zwischen körperfremden Stoffen (Pharmaka) und Organismen (biologischen Systemen)«, wie es in dem Lehrbuch Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie (Forth et al., 6.Auflage, BI-Wiss.-Verl., 1992) heißt. Sein Handwerkszeug erhält der Apotheker dagegen von der Pharmazie, die sich damit beschäftigt, wie die Wirkstoffe zu Pillen und Tabletten werden und eine Apotheke zu führen ist. Diese Unterscheidung in Pharmakologie und Pharmazie ist insofern wichtig, als sie plausibel macht, warum die biochemischen Wirkprinzipien der Arzneien im Alltag des Apothekers nur eine sehr untergeordnete Rolle spielen und deshalb viele mit der Homöopathie kein Problem haben.
    Da die Pharmakologie das Zusammenspiel von Stoffen und Organismen untersucht, fehlt ihr bei den nahezu oder gänzlich stofffreien Präparaten der Homöopathie schlicht der Untersuchungsgegenstand. Auch widersprechen die Grundpfeiler der Lehre Hahnemanns den anerkannten pharmakologischen Wirkmechanismen. Deshalb erwähnen die einschlägigen Pharmakologie-Lehrbücher die Homöopathie entweder gar nicht oder bezeichnen sie klar als Irrweg.
    In dem Lehrbuch Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie beispielsweise wird die Homöopathie auf nur zwei der insgesamt 900 Seiten abgehandelt. Darin heißt es: Die Grundprinzipien der Lehre seien »der wissenschaftlichen Medizin fremd und unzugänglich«. Das Simile-Prinzip etwa biete für die moderne Pharmakologie »keine Möglichkeit zum Auffinden und Charakterisieren wirksamer Stoffe, die als Arzneimittel angewendet werden könnten«. Auch »für die Interpretation, durch die Dynamisierung teile sich die Potenz des Arzneistoffs dem jeweiligen Lösemittel mit, gibt es keine naturwissenschaftliche Basis«.
    Der Autor warnt jedoch davor, homöopathische Arzneimittel a priori als ungiftig anzusehen: In niederen Verdünnungen würden Arsen, Antimon, Blei, Cadmium, Quecksilber und Wismut in Dosierungen verwendet, »denen man im Rahmen der Umwelttoxikologie Bedeutung beimisst und die aus toxikologischen Gründen von der wissenschaftlichen Medizin längst ins Museum der Pharmakotherapie verwiesen worden sind«. Deshalb sei es »grotesk«, wenn man solche Gifte durch strenge Umweltauflagen vom Menschen fernhielte und gleichzeitig in der ärztlichen Therapie einsetzte. Man kann es als böse Ironie des Schicksals verstehen, dass die Bereitschaft, gegen Umweltbelastungen zu protestieren und strenge Grenzwerte für die Industrie einzufordern, wohl besonders häufig bei jenen Menschen anzutreffen ist, die ebenso bereits wären, sich die gleichen Gifte als »natürliche« und »sanfte« Medizin zuzuführen. Tatsächlich aber werden derzeit vom Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) genau drei homöopathische Arzneimittel wegen einer möglichen Gesundheitsgefährdung als »verschreibungspflichtig« eingestuft. Dazu später mehr.
    In der aktuellen zehnten Auflage desselben Lehrbuchs (Aktories et al., Urban und Fischer/Elsevier, 2009) gehen die Autoren auch auf die rechtliche Situation ein: Dass etwa die Lehre der Homöopathie vom Gesetzgeber einen Sonderstatus als »besondere Therapierichtung« erhalten habe (siehe dazu Kapitel 7), sei lediglich »Ausdruck einer Politik, die Interessen berücksichtigen muss, wenn sie weitverbreitet sind«. Dabei bezeichne »besondere Therapierichtung« ihr Wesen weniger treffend als »dogmatische Therapieweise«. Zur pharmakologischen Plausibilität der homöopathischen Grundpfeiler heißt es schlicht: »Wie für das Simile-Dogma gibt es für die Potenzierung keine biologische Basis.«
    Noch weniger Bedarf, zur Homöopathie Stellung zu nehmen, sieht

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