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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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cepa (Küchenzwiebel). Ebenfalls keine Auswirkungen haben Substanzen, die definitiv nicht mit dem Stoffwechsel interagieren, wie Aurum (Gold) und Graphites (reiner Kohlenstoff).
Medikament des Jahres – potenziert, aber nicht potent
    Doch selbst pharmakologisch aktive Substanzen in niederen Potenzen setzen im Organismus größtenteils keine Reaktionen in Gang. Dies möchten wir an drei Beispielen erläutern:
    1. Beispiel: Sinusitis Hevert SL. Das Mittel ist ein typisches Mischpräparat, ein sogenanntes Komplexmittel, vertrieben von der Firma Hevert, die nach eigenen Angaben einer der »zehn bedeutendsten Homöopathie-Hersteller« weltweit ist. Sinusitis Hevert SL, so verspricht es die Produktbeschreibung, kann Nase und Nasennebenhöhlen bei Entzündungen des Nasen-Rachen-Raums »schonend befreien«. Das Mittel ist so beliebt, dass es in einer repräsentativen Umfrage des Bundesverbandes Deutscher Apotheker e.V. zum »Medikament des Jahres 2011« gekürt wurde, wie der Hersteller stolz berichtet.
    Die Zusammensetzung im Detail: Sinusitis Hevert SL enthält neben den Trägerstoffen Lactose, Magnesiumstearat und Maisstärke 11 verschiedene Substanzen aus dem Pflanzen-, Tier- und Mineralienreich: von Luffa (Schwammkürbis) über Apis (zerriebene Biene) bis hin zu Kalium bichromicum (ein als sehr giftig und krebserregend eingestuftes Salz). Die Potenzen schwanken zwischen jeweils D2 (1 zu 100) und D8 (1 zu 100 Millionen). Wie zu erwarten, sind die besonders giftigen Bestandteile besonders stark verdünnt. Eine Tablette Sinusitis Hevert SL enthält 0,03 Gramm Kalium bichromicum in der Potenz D8, also gerade noch 0,0000000003 Gramm (0,3 Nanogramm reinen Wirkstoff). Zum Vergleich: Selbst die stärksten bekannten Gifte entfalten erst in zigtausendfach höheren Konzentrationen ihre tödliche Wirkung: von Botulinumtoxin muss man 0,000001 Gramm zu sich nehmen, von Kobratoxin 0,00002 Gramm, vom Kugelfischgift 0,001 Gramm und von Arsen sogar 0,1 Gramm. Wie bereits der legendäre Arzt Paracelsus im 16.Jahrhundert erkannte, macht nur die Dosis das Gift. Deshalb wäre das an sich giftige Kalium bichromicum als D8-Potenz auch für Babynahrung völlig unbedenklich.
    Die besonders wenig verdünnten Substanzen in Sinusitis Hevert SL dagegen sind entsprechend harmlos: So findet sich in einer Tablette die für ein homöopathisches Präparat beachtliche Endmenge von 0,0003 Gramm Sonnenhut (Echinacea). Auch hier lohnt ein Vergleich: Sonnenhut kann man auch als nicht homöopathische Arznei kaufen, etwa als Echinacin. Nach Angabe des Herstellers Rottapharm/Madaus enthält eine Tablette Echinacin gut zwei Gramm frischen Presssaft von Echinacea purpurea. Man müsste also wohl Tausende Tabletten von Sinusitis Hevert SL einnehmen, um die pharmakologische Wirkung einer Tablette Echinacin zu erzielen.
    Bemerkenswert an solchen homöopathischen Komplexmitteln ist, dass sie ohnehin der Lehre Hahnemanns widersprechen. Gerade die seinerzeit verbreitete Unsitte der Herren Doktores, mit ellenlangen, hochkomplizierten Rezepturlisten bei den Patienten Eindruck zu schinden, veranlasste Hahnemann, vehement auf die Gabe immer nur eines Mittels zu pochen. Die Patienten und Apotheker von heute scheint es aber nicht weiter zu stören, dass die Komplexmittel nahtlos an die Tradition der »Schulmedizin« von vor 200 Jahren anknüpfen.
Wie gefährlich ist gefährlich?
    2. Beispiel: Feminon N. Von den derzeit 6475 verfügbaren homöopathischen Präparaten (laut Datenbank des BfArM, homöopathisch, verkehrsfähig, human, Stand 09.07.2012) sind lediglich drei Mittel verschreibungspflichtig. Diesen Status bekommen Arzneien dann, wenn sie Substanzen in Konzentrationen enthalten, die gesundheitsgefährdend sein könnten, und die der Gesetzgeber deshalb unter ärztliche Kontrolle stellen möchte. Feminon N ist ein Komplexmittel, das von der Firma Cesra Arzneimittel GmbH & Co. KG hergestellt wird. Es enthält fünf Einzelsubstanzen: drei pflanzliche sowie Phosphorus (gelber Phosphor) und Calcium carbonicum (Kalk). Verschreibungspflichtig ist das Mittel wegen des Pflanzenbestandteils Pulsatilla pratensis, der Wiesen-Kuhschelle (auch Wiesen-Küchenschelle). Schon in der Antike kannte man sie als Heilpflanze. Sie ist jedoch giftig und reizt die Haut- und Schleimhäute.
    Laut Gebrauchsinformation enthalten zehn Milliliter Feminon N 0,35 Milliliter

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