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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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einer Universität zu lehren.
    Doch das Zetern der Ärzteschaft half nicht immer. Manchmal behielten auch Hahnemanns Gefolgsleute aus der Politik die Oberhand: So wäre die Einrichtung von Professuren und Dozenturen an preußischen Universitäten in den 1920er-Jahren, schreibt Historiker Jütte, »ohne das Wohlwollen des jeweiligen Kultusministers und der Ministerialbürokratie wohl kaum gegen den erbitterten Widerstand der Medizinischen Fakultäten durchsetzbar gewesen«.
Sonderregelungen von Beginn an
    Dank vielfältiger Fürsprache einflussreicher Personen kam die Homöopathie von Beginn an in den Genuss von Sonderkonditionen. Nur knapp 20 Jahre nach dem Erscheinen des Organons verwässerte der Herzog von Anhalt-Köthen das seit dem Mittelalter geltende sogenannte Dispensierverbot zu ihren Gunsten. Dieses untersagte es Ärzten, Arzneien zuzubereiten und an Patienten abzugeben. Hahnemann verstieß beharrlich gegen das Verbot, weil er darauf bestand, seine homöopathischen Mittel mit eigener Hand zu verreiben und zu verschütteln. Vielfach geriet er darüber mit Apothekern in Streit, bis der Herzog ihm schließlich eine Ausnahmegenehmigung erteilte.
    Dem herzoglichen Beispiel folgten das Königreich Württemberg und das Großherzogtum Hessen. In Preußen aber zierte man sich zunächst. Dort verfügte das Ministerium 1831, »dass die homöopathischen Ärzte denselben Gesetzen wie die anderen Ärzte unterworfen sind, und Hinsichts ihrer keine Ausnahme von den gesetzlichen Vorschriften Statt finden kann, da die Gesetze nicht nach jeder, oft nur, vorübergehenden Curmethode, eingerichtet, aufgehoben oder geändert werden können«. Doch die Homöopathen gaben, wie Jütte schreibt, nicht auf und erreichten schließlich mit zahlreichen Petitionen und Eingaben, dass König Wilhelm IV. von Preußen 1843 das Dispensierverbot für homöopathische Ärzte unter bestimmten Bedingungen aufhob. Diese Regelung wurde später ins Reichsgesetz übernommen, wo es bis in die 1960er-Jahre Bestand hatte.
Der Bericht des Fritz Donner
    Knapp 100 Jahre nach dem Erlass König Wilhelms IV. bekam die Homöopathie dann die große Chance, als volksnahe und billige Methode so etwas wie eine deutsche Staatsmedizin zu werden: im Dritten Reich. Ein Kronzeuge dieser Entwicklung war der homöopathische Arzt Fritz Donner, der später ein vehementer Gegner der Lehre wurde. In einem Schreiben an Otto Prokop, Professor für Gerichtsmedizin und von 1956 bis 1988 Direktor des Instituts für Gerichtliche Medizin am Universitätsklinikum Charité in Berlin, schilderte Donner 1966 rückblickend die damaligen Ereignisse (veröffentlicht in Prokop: Homöopathie. Was leistet sie wirklich?, Ullstein, 1995).
    Im Herbst 1937 fiel im Reichgesundheitsamt auf einem Treffen führender deutscher Mediziner der Startschuss zur systematischen und gründlichen Erforschung der Homöopathie. Wenn sich in Vorversuchen zeigen sollte, dass an ihr etwas dran sei, wollte das Naziregime sie »in denkbar größtem Rahmen«, wie der Präsident des Amtes in seiner Eröffnungsansprache betonte, an allen deutschen Universitäten erforschen lassen. Die Ziele waren dabei nicht besonders hoch gesteckt: »Man wäre durchaus zufrieden gewesen«, erinnerte sich Donner, der an dem Treffen teilnahm, wenn sich nur »ein gewisser Prozentsatz« der behaupteten Heilerfolge bestätigt hätte.
    In einem Vorversuch sollte – auf ausdrücklichen Wunsch des damaligen ersten Vorsitzenden des DZVhÄ Hanns Rabe – die Wirkung von Silicea C30 geprüft werden. Silicea ist zerriebener Bergkristall, eine C30-Potenz entspricht einer Verdünnung von 1 Teil Ursubstanz in 10000000000000 …… (es folgen weitere 47 Nullen) Teilen Lösemittel. Die Prüfer bekamen entweder ein Placebo oder das Mittel, ohne zu wissen, zu welcher Gruppe sie gehörten. Anschließend notierten sie die Veränderungen, die sie an sich bemerkten. Diese Notizen wurden homöopathischen Ärzten vorgelegt. Zunächst sollten diese anhand der Symptome erkennen, welches Mittel geprüft wurde. Das misslang jedoch ebenso wie der Versuch, die Probanden anhand der Symptome den beiden Gruppen zuzuordnen, nachdem die Ärzte das geprüfte Mittel genannt bekommen hatten.
    Der Versuch löste Irritationen aus, allerdings nicht wegen des Ergebnisses, sondern weil er ein

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