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Die Homoeopathie-Luege

Die Homoeopathie-Luege

Titel: Die Homoeopathie-Luege Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nicole Heissmann , Christian Weymayr
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der gemeinsamen Arbeit eine tief greifende Auseinandersetzung mit dem Wesen und der Lehre der Homöopathie stattgefunden hat«.
    Und als man sich 2009 in Bingen traf, verkündete die Juristin und SPD-Politikerin Malu Dreyer, Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Familien und Frauen des Landes Rheinland-Pfalz: »Ich bin mir sicher, dass die Homöopathie ihren Platz im deutschen Gesundheitswesen nicht nur behaupten, sondern in den kommenden Jahren noch ausbauen kann.«
    Auch wenn auf den Homöopathie-Kongressen die Parteien bunt vertreten sind, haben offenbar die Grünen ein besonderes Faible für Hahnemanns Hochpotenzen. So sind etwa Antje Vollmer und Birgitt Bender mit Sympathieadressen in Erscheinung getreten, und auch im bündnisgrünen Bundestagswahlprogramm 2009 wurde die »Einbeziehung anerkannter alternativer Behandlungsmethoden« gefordert. Vielleicht trifft die Homöopathie mit ihrer Mischung aus Esoterik, Arzneikunde, Althergebrachtem und Sanftheit ganz besonders den Nerv einer alternativ eingestellten, aber gebildeten Klientel. Indizien für eine Clusterung dieser alternativen Einstellungen liefert beispielsweise der klassische Bioladen, wo ein umweltbewusst produziertes Brot kaum ohne esoterische Zwangsbeglückung zu haben ist und ein schlichter Einkauf mitunter zum Gesinnungs-Spießrutenlaufen zwischen Astroklimbim und energetisierten Heilsteinen wird. Dabei war Hahnemann, wie wir im 1. Kapitel gezeigt haben, ein Pillenadvokat, der auch Quecksilber, giftige Salze und andere pure Chemie zu Arzneien verrieb. Das Missverständnis, dass die Homöopathie eine Art Naturheilkunde sei und deshalb per se gut zur Partei der Grünen und ihren Wählern passe, hält sich trotzdem hartnäckig.
Im Glanze präsidialer Aura
    Wie die Minister der CDU und SPD mit ihren Grußworten auf DZVhÄ-Jahrestagungen belegen, ist eine alternativmedizinische Gesinnung auch in Politikerkreisen virulent, die mit den politischen Ideen der Grünen wenig anfangen können. Im Jahr 1979, kurz bevor die Grünen überhaupt bundesweit auf den Plan traten, wurde der CDU-Politiker Karl Carstens zum Bundespräsidenten ernannt und dadurch seine Frau Veronica, eine homöopathische Ärztin, eine Person des öffentlichen Lebens. Weil die beiden keine Kinder hatten, suchten sie nach einer sinnvollen Verwendung für ihr Erbe, und so gründeten sie 1982 die Karl und Veronica Carstens-Stiftung. »Das damals formulierte Ziel lautete: Wissenschaftliche Voraussetzungen schaffen, damit Naturheilkunde und Homöopathie anerkannt werden und sie in die Schulmedizin und universitäre Lehre integriert werden können«, heißt es in einem Beitrag vom 18.07.2011 auf der Homepage der Stiftung.
    Es war eine Herzensangelegenheit von Veronica Carstens, die es bedauerte, dass sich Wissenschaft und Medien bis dahin »kaum für das Thema interessiert« hätten. Die Kinderlosigkeit des Präsidentenpaares gab also letztlich den Anstoß dazu, dass die Lehre Hahnemanns im Glanze der präsidialen Aura einen gewichtigen Fürsprecher und Gönner fand und sich das Ideal des Pluralismus in Medizin und Wissenschaft weiterverbreiten konnte. Laut eigenen Angaben ist die Carstens-Stiftung mit den 30000 Mitgliedern ihres Fördervereins »Natur und Medizin« und einem Gesamtetat seit Gründung von circa 30 Millionen Euro heute »die wichtigste Fördereinrichtung für Naturheilkunde und Homöopathie in Europa«.
    Als Veronica Carstens im Januar 2012 starb, würdigte das Pharmaunternehmen Deutsche Homöopathie-Union (DHU) die »große Wegbereiterin der Homöopathie« in einer Pressemitteilung am 26.01.2012 als »engagierte Förderin und Kennerin der Homöopathie«. Ihrem unermüdlichen Einsatz sei es zu verdanken, dass »die Arzneimittel der besonderen Therapierichtungen im Arzneimittelgesetz verankert wurden«, und zwar zu einer Zeit, »als die Naturmedizin noch um ihre gesetzlich abgesicherte Existenz fürchten musste«. Doch die Zeiten haben sich dank Menschen wie Veronica Carstens geändert: Sie »haben dazu beigetragen, dass heute Homöopathika ganz selbstverständlich in den Praxen der Ärzte eingesetzt und von Millionen Patienten regelmäßig in der Selbstmedikation angewendet werden«.
Widerstand zwecklos
    Nur selten begehren Politiker öffentlich gegen den Pluralismus auf und brechen eine Lanze für

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