Die Hongkong-Papiere
verschwinden.«
Lacey kam aus dem Cockpit und hockte sich nieder. »Eine Stunde bis Gatwick. Dort tanken wir auf und fliegen direkt weiter nach Palermo.«
»Gut«, sagte Dillon. »In diesem Fall ist Geschwindigkeit der entscheidende Faktor, Fliegerhauptmann.«
Kim lehnte sich in einem der hinteren Sitze zurück und schloß die Augen. Hannah blickte zu dem kleinen Gurkha. »Was ist mit ihm?«
»Wir setzen ihn in Gatwick ab. Dort, wo ich hingehe, gibt es für ihn nichts zu tun.«
»Und wohin gehen Sie?«
»Nach Valdini. Wohin sonst?«
»Aber Gagini hat uns doch vorhin erklärt, das sei völlig unmöglich.«
»In diesem Leben ist nichts unmöglich, Hannah. Es gibt immer einen Weg.« Er beugte sich vor, öffnete die Barbox, fand darin eine halbe Flasche Scotch. Er schüttete sich einen Doppelten in einen Plastikbecher und saß in Gedanken versun ken da.
Etwa zwanzig Minuten ehe sie Gatwick erreichten, stellte Lacey einen Telefonanruf von Gagini zu Dillon durch.
»Es gibt eine interessante Entwicklung. Einer meiner Under
coverleute arbeitete in der örtlichen Tankstelle nicht weit von Lucas Haus. Sein Chauffeur war zum Tanken da. Er erzählte meinem Mann, daß sie einen Abstecher nach Valdini machen wollten.«
»Das paßt genau«, sagte Dillon. »Alles fügt sich nach und nach zusammen.«
»Nun, mein Freund, haben Sie sich schon irgendwelche Gedanken gemacht, wie Sie in dieser Sache verfahren wer den?«
»Ja. Wie wäre es, wenn wir direkt hinfliegen?«
»Die Gegenseite wäre doch sofort gewarnt, wenn Sie Anstal
ten machen, zu landen.«
»Ich habe etwas ganz anderes im Sinn. Ferguson hat mir da von einer Sache erzählt. Für ihn hat mal ein Mann namens Egan gearbeitet. Er mußte in einer ähnlichen Situation schnell am Ort des Geschehens sein. Es war auch auf Sizilien, aller dings vor zehn Jahren.«
»Natürlich, ich erinnere mich an den Fall. Er sprang mit dem Fallschirm ab.«
»Stimmt genau.«
»Aber er war ein Experte. Er ist aus dreihundert Meter Höhe abgesprungen, mein Freund.«
»Nun, er hat es geschafft, nicht wahr? Aber ich kann das auch. Ich bin früher schon gesprungen. Ich kenne mich darin aus, glauben Sie mir. Können Sie ein Flugzeug, einen Fall schirm, Waffen und so weiter beschaffen?«
»Das dürfte kein Problem sein.«
»Nun, dann treffen wir uns am Flughafen«, sagte Dillon und legte den Hörer zurück.
»Worum ging es denn?« wollte Hannah wissen. In diesem Moment leuchtete das Signal auf, die Sitzgurte anzulegen, und sie begannen mit dem Landeanflug auf Gatwick.
»Das erzähle ich Ihnen später«, versprach Dillon ihr. »Und jetzt seien Sie ein braves Mädchen und legen Ihren Gurt an, okay?«
Der Zwischenstopp in Gatwick dauerte nur eine Stunde. Hannah brachte Kim hinüber ins kleine Büro, das die Sonder flugeinheit benutzte, und besorgte ein Taxi.
»Ich würde Sie lieber begleiten, Memsahib.«
»Nein, Kim, Sie fahren zurück zum Cavendish Square und bereiten alles für die Ankunft des Brigadiers vor.«
»Er kommt doch zurück, Memsahib – oder?«
Sie holte tief Luft und sagte gegen jede Überzeugung: »Er kommt zurück, Kim, das verspreche ich Ihnen.«
Er lächelte. »Gott segne Sie, Memsahib.« Beruhigt ging er zu seinem Taxi.
Hannah fand Dillon im Warteraum, wo er einen Sandwichau tomaten mit Geldmünzen fütterte. »Die reinste Plastikverpfle gung, aber was soll man machen? Möchten Sie auch etwas? Ich stehe jedenfalls kurz vor dem Verhungern.«
»Ich auch. Geben Sie mir, was gerade da ist.«
»Nun, den Schinken werden Sie sicher nicht wollen, deshalb bekommen Sie ein Brot mit Tomate und hartgekochtem Ei. An Bord gibt es Tee und Kaffee. Kommen Sie.«
Während sie zu dem Lear hinüberschlenderten, entfernte sich der Tankwagen. Lacey stand am Fuß der Treppe und wartete auf sie. Der Kopilot war bereits an Bord gegangen.
»Wir sind bereit«, verkündete der Fliegerhauptmann.
»Nun, dann können wir ja starten«, erwiderte Dillon und stieg hinter Hannah die Treppe hinauf.
Sie nahmen in ihren Sesseln Platz, und ein paar Minuten später setzte der Lear sich in Bewegung.
Dillon wartete, bis sie ihre Reisehöhe von 10 000 Metern erreicht hatten. Dann füllte er Tee in die Plastiktassen. Wortlos verzehrte er sein Sandwich.
Schließlich machte Hannah sich bemerkbar. »Sie wollten mir noch erzählen, was Sie vorhaben.«
»Vor ein paar Jahren hatte Ferguson mal einen Mann namens
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