Die Hongkong-Papiere
dachte auch an Morgan, und die kalte Wut stieg in ihm hoch – und was Asta betraf …
Hannah kam zur Terrassentür. »Ich habe Gagini in Palermo am Apparat. Ich habe ihm den Stand der Dinge erklärt, und er möchte mit Ihnen reden.«
Dillon kehrte ins Zimmer zurück und griff nach dem Hörer. »Gagini, ich habe über Sie ja nur Gutes gehört«, sagte er auf italienisch. »Was können wir denn in dieser Sache unterneh men?«
»Sie sind mir auch nicht ganz unbekannt, Dillon. Nun, Sie wissen ja, wie die Lage hier ist. Überall hat die Mafia ihre Finger im Spiel. Bis ich überhaupt einen Gerichtsbeschluß bekommen könnte, was ohnehin schon schwierig ist, dürfte eine Ewigkeit vergehen.«
»Wie sieht es denn mit dem Zoll am Flughafen aus?«
»Die Hälfte der Leute dort hat Verbindungen zur Mafia, genauso wie die Polizei. Wenn ich irgendwelche amtlichen Maßnahmen in die Wege leite, weiß Luca innerhalb einer Viertelstunde darüber Bescheid.«
»Wir müssen doch irgend etwas tun können.«
»Lassen Sie mich mal machen. Ich rufe Sie in einer Stunde zurück.«
Dillon legte den Hörer auf und wandte sich an Hannah. »Er meldet sich noch mal in einer Stunde. Er will sondieren, welche Möglichkeiten zum Eingreifen es für uns gibt.«
»Das ist doch alles Unsinn«, regte sie sich auf. »Sie brauchen doch nichts anderes zu tun, als das Flugzeug mit einer Polizei kompanie in Empfang zu nehmen.«
»Waren Sie schon mal auf Sizilien?«
»Nein.«
»Ich aber. Es ist eine völlig andere Welt. Sobald Gagini die Polizei anweist, das Flugzeug in Empfang zu nehmen, greift irgend jemand zum Telefonhörer, um Luca darüber zu infor mieren.«
»Auch aus der Polizeizentrale?«
»Gerade dort. Der lange Arm der Mafia reicht überallhin. Das ist nicht Scotland Yard, Hannah. Wenn Luca annehmen muß, daß es irgendwelche Probleme gibt, nimmt er Verbindung mit Morgan auf und rät ihm, sich ein anderes Ziel zu suchen. Vielleicht empfiehlt er ihm sogar, direkt nach Teheran zu fliegen, und das dürfte wohl das letzte sein, was wir uns wünschen, oder?«
»Also, was tun wir jetzt?«
»Wir warten darauf, daß Gagini zurückruft«, sagte er, machte kehrt und ging wieder hinaus.
Als Gagini sich eine Stunde später wieder meldete, klang seine Stimme erregt. »Ich habe von meinen Gewährsleuten erfahren, daß von einer geplanten Landung der Citation in Palermo nichts bekannt ist.«
»Aber es muß doch irgendwelche Flugpläne geben, sogar auf Sizilien«, sagte Dillon.
»Natürlich, mein Freund. Aber hören Sie zu. Carl Morgan besitzt ein altes Bauernhaus im Landesinnern, nicht weit von Palermo entfernt. Es steht in einem Ort namens Valdini. Er benutzt es nicht sehr oft. Dort wohnen nur ein Hausmeister und dessen Frau. Es ist ein alter Familienbesitz.«
»Und was heißt das?« Dillon sah Hannah von der Seite an. Sie hörte über den Nebenapparat mit.
»Der Punkt ist, daß Morgan dort vor ein paar Jahren ein Rollfeld hat anlegen lassen. Wahrscheinlich soll es für Drogen lieferungen benutzt werden. Es ist zwar nur eine offene Grasfläche, aber deren Länge beträgt immerhin knapp zwei Kilometer. Sie ist eine ideale Landebahn für die Citation.«
»Soll das heißen, daß er genau das beabsichtigt?«
»So steht es jedenfalls in seinem Flugplan.«
»Aber was ist denn mit dem Zoll und den Einreisebehörden?« schaltete Hannah sich in das Gespräch ein.
»Darum kümmert sich Luca, Chief Inspector.«
Dillon massierte sein Kinn. »Können wir dorthin?«
»Das bezweifle ich. Es ist tiefstes Mafia-Land. Sie könnten durch kein Dorf laufen, ohne daß man Sie bemerken würde. Jeder Schäfer, der seine Herde auf einer Hügelkuppe grasen läßt, ist so etwas wie ein Wachtposten. Größere Truppenbewe gungen, wie zum Beispiel mit Polizeihundertschaften, sind völlig unmöglich.«
»Ich verstehe«, sagte Dillon.
Ein plötzliches Heulen und Dröhnen erklang über ihren Köpfen. Der Lear aus Gatwick setzte zur Landung an.
»Was soll ich Ihrer Meinung nach jetzt unternehmen, mein Freund?«
»Lassen Sie mich mal kurz nachdenken. Unsere Maschine ist soeben eingetroffen. Ich gebe Ihnen beizeiten Bescheid. Das einzige, was wir mit Sicherheit wissen, ist, daß wir uns nach Palermo begeben.«
Er legte den Hörer auf, und Hannah folgte seinem Beispiel. »Das alles klingt aber nicht sehr gut, oder?« sagte sie.
»Wir werden sehen. Jetzt lassen Sie uns erst mal von hier
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