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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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bereits viel zu viel von den Schrecken des Krieges gesehen hatte, spürte, wie seine Tränen unter der wachsenden Hitze seiner Wut verdampften. Soldaten und Gesandte tauchten auf und verschwanden wieder durch das Spalier der Wachsoldaten, übermittelten ihre Berichte und Gesuche, und die Miene des Regenten wurde immer härter, immer abweisender. Bis er schließlich unvermittelt seinem Schlachtross die Sporen gab, es auf der Hinterhand wendete und davongaloppierte, wobei er die Männer seiner eigenen Leibwache fast niedertrampelte, sofern sie nicht rechtzeitig Platz machen konnten. Espa befahl den Soldaten zurückzubleiben, während er dem Regenten mit der Zauberin im Schlepptau folgte.
    Einige Straßen entfernt, in einer Gasse, die Lorums verängstigtes Pferd fast blockierte, fanden sie ihn. Er stand am Ende einer schmutzigen Seitenstraße, in der selbst der Gestank des menschlichen Elends den Geruch von verrottendem Kohl nicht überdecken konnte, und hämmerte immer wieder mit der Faust gegen eine eingestürzte Steinmauer, bis Blut durch die Gelenke des stählernen Handschuhs sickerte.
    »Euer Gnaden?«, begann Rheah, als sie vom Pferd glitt und in die Gasse trat. Espa folgte ihr mit zwei Schritten Abstand. »Ich weiß, dass dies hier schrecklich ist, aber Ihr müsst …«
    »Schrecklich? Ist es das wirklich?« Der junge Regent fuhr herum, und statt der Tränen, die die Zauberin und der Ritter erwartet hatten, hatten sie einen in mörderischer Wut zusammengebissenen Kiefer vor Augen. »Ich halte das für schlimmer als nur schrecklich!«
    »Ich verstehe, Euer Gnaden«, stieß Espa barsch vor. »Das ist so ziemlich das Schlimmste, was ich jemals gesehen habe. Aber es ist vorbei. Rebaine ist geflohen. Er …«
    »Ihr versteht nicht!« Lorum seufzte und ließ sich gegen die Mauer sinken, während er über ihren Köpfen auf etwas starrte, das nur er sehen konnte. »Es sind nicht die Leichen und das Feuer und die Vernichtung, Nathaniel. Davon habe ich in diesem gottverdammten Krieg wahrlich genug gesehen.«
    »Was ist es dann?«, fragte Rheah.
    »Das alles hätte nicht passieren müssen!« Lorum beugte sich vor und gestikulierte mit der Rechten, bevor er sie sich auf die Brust legte. »Wir wussten seit Wochen, dass er hierher wollte, vielleicht sogar schon seit Monaten! Hätten die verdammten Gilden nicht so lange gezögert, hätten sie uns oder vielmehr mich«, verbesserte er sich mit einem kurzen Blick, als er Espas finstere Miene bemerkte, »den Oberbefehl übernehmen lassen. Und dann hätten wir ihn schon viel früher aufhalten können!«
    »Das könnt Ihr nicht mit Sicherheit sagen, Lorum«, erwiderte der Ritter besänftigend. »Selbst wenn wir ihnen entgegengetreten wären, bevor Rebaine geflohen war, bevor sie demoralisiert waren und jede Ordnung verloren hatten, hätte niemand sagen können, wie …«
    »Das kommt noch dazu«, unterbrach ihn der Regent. »Die Nachricht von Rebaines Verschwinden verbreitet sich gerade erst unter den Truppen, und ich habe bereits zwei Gesandte der Gilden empfangen müssen, die verlangen, dass ich ihnen den Oberbefehl über ihre Streitkräfte zurückgebe. Wir haben diese verdammte Stadt noch nicht gesichert, ganz zu schweigen davon, dass wir nicht einmal angefangen haben, den Menschen beim Wiederaufbau zu helfen, aber kümmert sie das?
    Vielleicht.« Lorum seufzte und blickte auf den Boden. »Vielleicht hätte Rebaine gewinnen sollen.«
    Er hörte, wie sie beide hastig nach Luft schnappten, blickte hoch und bemerkte Rheahs entsetzten Blick und Espas wütende Miene. »Wenigstens wäre dann jemand wirklich an der Macht«, knurrte er. »Es könnte nicht schlimmer sein als die Spielchen der Gildenmeister, oder? Vielleicht hätte dann der Tod von so vielen Menschen wenigstens einen Sinn gehabt.«
    »Er ist noch jung«, sagte Espa schnell, als Rheah sich abwandte. »Und er ist wütend. Er wird es noch lernen.« Aber die Zauberin war bereits verschwunden. Mit einem finsteren Blick winkte Espa den Regenten zu sich. Ohne zu sprechen, ja, ohne sich auch nur anzusehen, ritten sie langsam zurück zu Lorums Truppen.
    Nathaniel Espa hatte damals, wie sich später herausstellte, zum größten Teil recht behalten. Lorum hatte sich nicht nur wieder beruhigt, sondern auch in den Wochen, Monaten und Jahren, die auf diesen Krieg folgten, wirklich verstanden, warum der Schrecken des Ostens nicht hatte obsiegen dürfen. Er hatte begriffen, dass es einem Kriegsfürsten wie Corvis Rebaine niemals erlaubt

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