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Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers

Titel: Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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Lorum stand da wie eine Mauer und ließ die Verwirrung, die Wut und die Furcht der Menge über sich hinwegtosen. Dann gab er ein Zeichen, einen kurzen Wink mit dem Finger. Rheah Vhoune erhob sich erneut und streckte die Hände in die Luft.
    Das genügte, wie der Herzog vermutet hatte. Die Menge beruhigte sich sofort und starrte die Zauberin hasserfüllt an.
    »Rebaine wurde hier gefangen gehalten«, wiederholte er ruhig, aber deutlich. »Doch er ist nicht mehr hier. Der Schrecken des Ostens ist entkommen.«
    Die Anwesenden fingen wütend an zu murmeln, verzichteten aber auf einen weiteren Ausbruch.
    »Er ist entkommen, und zwar mit Hilfe von außen.« Der Blick des Regenten schweifte durch den Raum. Etliche Zuhörer hätten schwören können, dass sie spürten, wie sich ihnen die Nackenhaare sträubten, als sein Blick über sie hinwegglitt. »Es war eine kleine Gruppe von Männern, wir wissen nicht genau, wie viele. Aber wir wissen, dass sie etliche Wachen auf dem Weg nach draußen ermordet haben, Wachen, in deren Leichen kein einziger Blutstropfen mehr war.« Seine Miene verfinsterte sich. »Ich glaube, wir alle wissen, was das bedeutet. Und wer dahintersteckt.«
    »Demnach ist es also wahr!« Die Stimme gehörte Bidimir Vrenk, einer hageren Vogelscheuche von Mann.
    Seine Garderobe hätte selbst einen Regenbogen eintönig aussehen lassen, und er trug eine mit goldenen Intarsien verzierte Laute über der Schulter. Vrenk vertrat die Gilde der Spielleute und war für seine Geschicklichkeit auf Harfe und Laute ebenso bekannt wie für seine unselige Angewohnheit, so zu sprechen, wie es seiner Meinung nach die Helden aus den Legenden getan hatten. Inspiriert wurde er dabei von den unzähligen Balladen und Epen, die er gelesen hatte. Vrenk merkte entweder nicht, dass er wie ein Vollidiot klang, oder es interessierte ihn einfach nicht.
    »Der Schrecken des Ostens und die Schlange machen gemeinsame Sache, der eine mit dem anderen! Können wir denn gar nichts tun, um das Verhängnis abzuwehren, das aus der finsteren Nacht auf uns zukreucht?«
    Lorum verdrehte die Augen. »Audriss wurde an der Spitze seines Hauptheeres gesehen. Rebaine führt offenbar eine kleine Abteilung an, die etwa einen Tag hinter der Hauptstreitmacht zurückliegt. Wir vermuten, dass es sich um eine Elitedivision handelt.
    Der größte Teil der Armee wird in wenigen Tagen hier eintreffen. Wir haben es dabei nicht nur mit einem Heer aus mehr als zwanzigtausend Soldaten zu tun, die von Ogern, Kobolden und der Endlosen Legion verstärkt werden, sondern wir müssen uns der vereinten Macht, der vereinten Magie und dem vereinten Wissen von Rebaine und Audriss stellen.«
    Der Regent hämmerte mit der Faust auf das Pult, und das alte Holz knackte vernehmlich unter seinem Schlag.
    »Wir haben für solche fruchtlosen Debatten keine Zeit mehr!«, schrie er. »Schluss mit dem Gezänk! Schluss mit der Politik! Schluss damit! Wir müssen uns wie ein Mann erheben! Eine Armee, eine Autorität, eine Gemeinschaft! Oder wir werden sterben.« Erneut verstummte der Herzog und sprach dann so leise weiter, dass die Versammelten sich anstrengen mussten, um ihm zuhören zu können. »Mecepheum wird fallen. Wir werden untergehen. Die Gilden, die Adligen, wir alle. Und Imphallion …« Seine Stimme brach, aber er fasste sich rasch wieder. »Auch Imphallion wird untergehen. Wir haben den Schrecken des Ostens vor beinahe zwanzig Jahren überstanden. Aber nur, weil wir ihm mit einer einzigen, gemeinsamen Streitmacht entgegengetreten sind. Wenn wir ihn jetzt überstehen wollen, müssen wir dasselbe noch einmal tun.«
    Die Anwesenden starrten ihn ungläubig und entsetzt zugleich an.
    »Ich verlange eine Abstimmung, heute, in dieser Versammlung. Denkt genau über Eure Entscheidung nach, meine Freunde. Sehr genau. Dies hier ist das letzte Mal, dass ich Euch darum bitte. Entscheidet Ihr Euch richtig, muss ich Euch nie wieder fragen. Entscheidet Ihr Euch falsch, fahrt Ihr schon bald in Eure Gräber, zufrieden und in dem Wissen, dass Ihr die souveränen Rechte Eurer Gilden und Adelshäuser verteidigt habt und dass es Euch nichts weiter als Euer Heim, Euer Königreich und Euer Leben gekostet hat.«
    Er machte eine Pause und ließ den Blick über die Anwesenden schweifen, ehe er weitersprach. »Schreiten wir zur Abstimmung.«
    »Verdammt soll er sein!«
    Audriss verkrampfte die Finger in ohnmächtiger Wut und starrte durch den nachlassenden Rauch, der über der Lichtung hing wie Morgennebel.

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