Die Horde 1 - Der Daemon des Kriegers
wolltest?«
»Ich bin Corvis Rebaine«, fuhr der Mensch fort und deutete auf die vielen massakrierten Leichen. »Und ihr seid genau die Verbündeten, die ich brauche.«
»Bist du sicher, dass du mithalten kannst?«, erkundigte Corvis sich besorgt.
»Solange du den armen Gaul nicht die ganze Strecke galoppieren lässt, ja.« Davro lachte. »An dem Tag, an dem ein gesunder Oger nicht länger durchhält als ein Pferd, hänge ich mein Schwert für immer an den Nagel.«
»Das hast du bereits probiert, Davro. Deshalb habe ich dich ja auch gefunden, beim Schweinehüten.«
»Ach, halt die Klappe.«
Corvis sah sich um, während sie ihren Weg fortsetzten. Sein Kopf nickte im Takt mit Rascals gleichmäßigen, ausholenden Schritten. Das Gras schimmerte wie Jade im Licht der Nachmittagssonne, und das äsende Wild sah sie fast ohne Furcht an. Offenbar hatten die Tiere hier in der Gegend nur wenig Anlass zur Sorge. Es gab zwar nicht viele Bäume, aber die waren hoch, und die Laubkronen waren üppig und saftig grün. Ein paar weiße Wolken trieben über die Berge und warfen gewaltige Schatten auf das Tal.
»Du hast dir wirklich einen herrlichen Platz zum Leben ausgesucht«, gab Corvis zu. »Es überrascht mich, dass es hier keine Siedlungen gibt.«
»Komm bloß nicht auf dumme Gedanken, Rebaine. Ich mag es schön und einsam.«
»Entspann dich, Davro. Ich habe nicht vor, hierherzuziehen, sondern sage nur, was mir auffällt. Außerdem verspreche ich dir, dass ich mein Bestes tun werde, damit du so schnell wie möglich in dein Haus zurückkehren kannst.«
»Wirklich, sehr nett von dir. Du bist so rücksichtsvoll, dass ich mir fast in die Hose mache.«
»Ich versuche nur, ein Gespräch zu führen«, protestierte Corvis. »Damit die Zeit schneller vergeht.«
»Verstehe. Weißt du, was noch besser ist, als zu versuchen, ein Gespräch zu führen?«
»Was denn?«
»Zu versuchen, kein Gespräch zu führen.«
»Ah. Vielleicht sollte ich den Mund halten, hm?«
»Es geschehen noch Zeichen und Wunder.«
Corvis begriff, dass er in dieser Unterhaltung den Kürzeren ziehen würde, und beschloss, schweigend die Landschaft zu betrachten.
Am Ende brach doch Davro die Stille, und zwar als sie den Rand des Vorgebirges erreichten, wo selbst die winzigsten Hügel einer ausgedehnten Ebene wichen. »Rebaine … Wie bei allen stinkenden Höllen hast du mich eigentlich gefunden?«
Der frühere Kriegsfürst grinste den Oger von Rascals Sattel aus fast in Augenhöhe an. »Ich musste dich nicht suchen. Ich habe jeden einzelnen meiner Offiziere und Ratgeber gleich am Anfang meines Feldzuges vor zwanzig Jahren mit einem Fährtenzauber belegt. Ich sah keinen Grund, den Bann aufzuheben, also ist er immer noch aktiv. Deshalb musste ich mich nur auf dich konzentrieren und wusste so die genaue Richtung und die ungefähre Entfernung.«
Davro runzelte die Stirn, und seine Stoßzähne zitterten. »Du hast uns nicht vertraut?«
»Zum Teufel, nein!« Corvis lachte kurz auf. »Aber damals habe ich niemandem vertraut, daher solltest du das nicht persönlich nehmen.«
»Schön. Du kannst mich also aufspüren. Seilloah und … wie war noch mal der Name dieses Reptils? Ach ja, Valescienn. Du weißt also auch, wie du die beiden findest?«
»Na ja …« Corvis runzelte kurz die Stirn, was dem Oger, der neben ihm her stampfte und dabei die Pflanzen zertrampelte, nicht entging. »Seilloah schon.«
»Valescienn demnach nicht?«, erkundigte sich Davro mit gespieltem Mitgefühl. »Hat das arme Zauberlein seinen Hokuspokus überschätzt?« Er grinste boshaft, als er den missbilligenden Ausdruck auf Corvis’ Gesicht bemerkte.
»Etwas hat den Bann über Valescienn gebrochen. Ich weiß weder, was es gewesen sein könnte, noch, ob es überhaupt absichtlich geschehen ist.«
»Jemand hat einen deiner Zauber zufällig gebrochen? Meine Bewunderung wächst ins Unermessliche.«
»Es ist ein alter Bann, verdammt! Noch dazu ein kleiner! Es ist sehr gut möglich, dass …«
»Ich wette, dass einer von Rheah Vhounes Zaubern gehalten hätte.«
Corvis sah ihn böse an. »Du willst wohl auf keinen Fall, dass diese Reise angenehm verläuft?«
Davro betrachtete ihn einen Augenblick ernsthaft. Sein eines Auge blickte geradewegs in die beiden Augen des Menschen. »Nicht im Geringsten. Warum soll ich der Einzige sein, dem es dreckig geht?«
Die nächsten Meilen brachten sie schweigend hinter sich. Die Landschaft wurde ebener, und nur die vereinzelten Grasbüschel, die im Wind
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