Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
Vom Netzwerk:
Rücken zu drehen, bevor er ertrank.
    Jassion, der dem Schauplatz des Gemetzels näher gewesen war als Mellorin, war gerade dabei, sich aus dem Sumpf
zu stemmen. Das Wasser floss aus den Ringen in seinem Kettenpanzer, und sein kurzes Haar war zu klebrigen Stummeln verfilzt. Die Brühe tropfte ihm von den Lippen, als er mit einem heftigen, bebenden Husten seine Lunge entleerte. Sein Gesicht war von Schlamm überzogen, der hartnäckig an seiner Haut hängen blieb, trotz des ungewollten Bades, und Mellorin hatte den Eindruck, dass auch Blut darunter sein könnte.
    Sie erreichten Kaleb etwa gleichzeitig und halfen ihm, den Oger umzudrehen. Jassion zuckte vor Schmerzen zusammen, als er in seinen Beutel griff und ein durchnässtes Seil herauszog, aber der Hexer schüttelte den Kopf.
    »Das ist nicht nötig. Da er bewusstlos ist, kann ich ihn, solange wir es brauchen, in diesem Zustand halten.« Mit einem Knurren wuchtete er den Oger gegen den zerborstenen Baumstumpf und sorgte dafür, dass er weder davonschwamm noch unterging.
    Erst danach stieß Jassion den Hexer wütend an. Der Stoß reichte nicht ganz aus, um Kaleb ins Wasser zu stoßen, aber sein ungelenker Versuch, das Gleichgewicht zu halten, verschaffte dem Baron ausreichend Genugtuung.
    »Was ist denn nur mit dir los?«, fuhr Kaleb ihn an und bemühte sich, seine Würde zu behalten.
    »Was zum Teufel sollte das?« Sumpfwasser aus den Haaren des Barons spritzte Kaleb ins Gesicht, als Jassion ihn einholte. »Bei allen Göttern, hattet Ihr vor, uns alle drei umzubringen? «
    »Mellorin ganz gewiss nicht«, erwiderte Kaleb gelassen. Als Jassion daraufhin rot anlief, fuhr er fort: »Ach, beruhige dich. Ich musste ihn so hart treffen, damit er danach auf jeden Fall bewusstlos war. Hätte ich versucht, hier irgendjemanden umzubringen, hätte ich den Bann direkt auf ihn oder dich gewirkt, statt nur in die Nähe zu zielen.«

    »Du meinst, das war ein Fehlschuss?«, keuchte Mellorin entsetzt.
    »Nicht direkt. Ich habe mein beabsichtigtes Ziel immerhin getroffen.«
    »Ich …«, begann Mellorin.
    »Ihr …«, gab Jassion seinen Senf dazu.
    »Niemand ist tot«, erklärte der Hexer. »Tut mir wirklich leid, wenn ich euch mit der Aktion Angst eingejagt habe.«
    »Ich hatte keine«, protestierte der Baron.
    »Aber ihr musstet in der Nähe sein«, hielt Kaleb dagegen. »Ich musste dafür sorgen, dass er abgelenkt war, damit er den Schlag kommen sah. Der Zauber ist leider nicht ganz unsichtbar.«
    Mellorin nickte und dachte an den Ball zurück.
    »Wenn der Oger ihm hätte ausweichen können und ihm klar geworden wäre, dass er es mit einem Hexer zu tun hat, hätte er vermutlich in dieses dämliche Horn gestoßen. Dann hätten wir im Nu den ganzen Stamm auf dem Hals gehabt.
    Deshalb«, fuhr er fort, und piekste mit dem Finger gegen Jassions Brustbein, »solltest du lieber davon ausgehen, dass ich weiß, was ich tue, und zur Abwechslung mal etwas vollkommen Neues ausprobieren und wenigstens eine Minute lang aufhören, Unsinn von dir zu geben!«
    Jassions Gesicht konnte unmöglich noch roter werden, dennoch gab es sich alle Mühe. Mellorin war ein bisschen überrascht, dass sie den Windhauch von seinem heftig zuckenden Augenlid nicht spüren konnte.
    »Ich … ich will nicht … du sollst nicht glauben, dass ich annehme, du wüsstest nicht, was du tust«, sagte sie zögernd. »Aber hättest du den Oger nicht einfach in Schlaf versetzen können? War es wirklich nötig, ihm einen Phantomamboss gegen den Kopf zu schmettern?«

    Kaleb kicherte. »Wie poetisch. Nein, leider konnte ich das nicht. Jemanden schlafend zu halten ist einfach. Aber ihn in Schlaf zu versetzen? Das ist schon ein bisschen komplizierter als schlichter Mesmerismus. Es erfordert einige Augenblicke direkten Kontakt und einen relativ unaufmerksamen Verstand. Glaubst du, der Oger hätte sich freiwillig mit uns hingesetzt und nett geplaudert? Ich würde sagen, das ist ungefähr so wahrscheinlich wie die Möglichkeit, dass dein Onkel spontan einen Gesellschafts- und Häkelkreis aus lauter Anhängern von Corvis Rebaine gründet.«
    »Kaleb«, warnte Jassion ihn wütend.
    »Du hast recht«, sagte der Hexer entschuldigend. »Ich hätte abwarten sollen, bis der Oger mit dir redet. Er wäre sicher nach einer Minute von selbst eingeschlafen.«
    »Können wir bitte endlich damit aufhören?« Jassion klang fast flehentlich. »Ihr habt uns den ganzen Weg zu diesem höllischen Ort hier geschleppt, damit wir einem Oger begegnen.

Weitere Kostenlose Bücher