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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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Jassion und sie hauptsächlich als eine Ablenkung dienen sollten.
    Jedenfalls so lange, bis sie endlich ihren ersten Oger mit eigenen Augen sah.
    Sie waren bereits eine Weile unter Jassions Führung durch den Rand des Sumpfes geschlichen, und schon jetzt war jeder Schritt ein Abenteuer. Soweit Mellorin das sagen konnte, hatte
ein Sumpf keinen echten Boden, sondern nur vereinzelte Stellen, an denen die eklige Mischung aus Schlamm und Wasser ausreichend verdichtet war, um ihr Gewicht zu tragen. Der Morast klammerte sich an ihre Knöchel wie ein verschrecktes Kind, drang durch die Sohlen ihrer Lederstiefel und liebkoste ihre Haut mit klebrigen, lauwarmen Fühlern.
    Kaleb schwor, dass seine Kräutersalbe der Nässe lange genug standhalten würde, damit sie in Ruhe ihr Vorhaben zu Ende führen konnten, trotzdem zuckte sie immer wieder zusammen. Sie fürchtete jedes Mal, dass irgendein schrecklicher Stachel zustechen oder vergiftete Reißzähne zubeißen könnten, sobald etwas, das in dem Schlamm verborgen war, ihre Beine berührte.
    Zypressen und andere knorrige, kahle Bäume ragten ab und zu aus dem Sumpf heraus. In Mellorins Fantasie verwandelten sie sich in die verzweifelten Finger von ertrinkenden Giganten, deren Leichen im Schlamm versunken waren. Der Gestank langsamen Verfalls schien wie mit schmutzigen, scharfen Nägeln in ihren Lungen zu kratzen, und sie musste sich zusammenreißen, um daran zu denken, dass dieser Gestank der natürliche Geruch des Sumpfes war und nicht von den verwesenden Resten dieser untergegangenen Titanen herrührte.
    Sie erstreckte sich in alle Richtungen, außer in jene, aus der sie gekommen waren: eine endlose Fläche von stehendem Wasser, von Moder und der verfaulenden, gierigen Erde, die darunter lauerte. Wäre das wirklich der Rand der Welt gewesen, hätte er nicht bestürzender oder bedrückender sein können.
    Mellorin war so in ihre Umgebung versunken, dass Jassion ihr mehrmals etwas zuzischen musste, bevor sie die Gestalt in der Ferne erblickte. Zweifellos war es ein Wachposten, der die Grenzen des Oger-Territoriums bewachte.

    Obwohl die Gestalt nur eine ferne Silhouette war, erkannte sie die muskelgestählten Arme und Beine, soweit sie oberhalb der Wasserlinie waren. Die Proportionen waren für einen Menschen ein bisschen merkwürdig, und das Mädchen konnte ganz eindeutig das einzelne Horn erkennen, das auf der Stirn des Wesens prangte. Sicher, der Oger war furchteinflößend, aber auf den ersten Blick wirkte er nicht gar so furchterregend wie erwartet. Er war gewiss auch gefährlich, klar, aber keine Gestalt aus einem Albtraum.
    Dann jedoch lehnte er sich gegen den Stamm einer kahlen Zypresse, von der Mellorin geglaubt hatte, sie würde viel weiter entfernt stehen, und sie wurde blass. »Bei allen Göttern …«
    Kaleb lächelte schwach. »Ein großer Bursche, nicht wahr?«
    »Wenn dieser Baum auch nur annähernd so hoch ist, wie … Kaleb, der Kerl muss weit über drei Meter groß sein!«
    »Wahrscheinlich eher vier«, meinte der Hexer abwägend, als wollte er den Oger kaufen. »Ohne das Horn gerechnet, versteht sich.«
    »Oh, klar«. Mellorin versuchte gerade zu begreifen, dass diese Kreatur doppelt so groß war wie Jassion. »Das Horn wollen wir nicht vergessen. Wäre schließlich unhöflich.«
    »Wenn ihr beide dann fertig wärt«, knurrte Jassion, »würde ich die Angelegenheit ganz gerne erledigen, bevor er uns erspäht. Vielen Dank auch. Erinnert ihr euch noch an den Plan?«
    »Ja, alter Junge.« Kaleb seufzte. »Nicht alle unter uns sind vollständige Idioten.«
    Mellorin ihrerseits verdrehte die Augen und bot so eine perfekte Imitation von Kalebs üblichem Gesichtsausdruck.
    Der Hexer hockte sich in den Sumpf, wobei er praktisch verschwand, während die anderen beiden sich ihrem Ziel
näherten und dabei allmählich einen gewissen Abstand zwischen sich brachten.
    Die Griffe ihres Schwertes und ihres Dolches fühlten sich irgendwie klebrig und gleichzeitig schlüpfrig an. Mellorin zog es vor, diese Tatsache auf die Feuchtigkeit im Sumpf zu schieben und nicht auf den Angstschweiß auf ihren Handflächen.
    Vollkommen gelassen drehte sich die Kreatur zu ihnen herum, als sie näher kamen. Der Blick aus dem einen Auge zuckte von Jassion zu Mellorin und wieder zurück. Der Oger bewegte sich nicht, um ihnen entgegenzutreten, sondern blieb an Ort und Stelle stehen und ging ein wenig in die Hocke, die Zypresse nach wie vor im Rücken. An seiner Taille und damit genau dort, wo er

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