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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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es mit einem Handgriff erreichen konnte, hing ein Schwert, das noch länger war als Jassions von Dämonen geschmiedetes Flammenschwert. Außerdem hielt die Bestie einen Speer mit einer blattförmigen Spitze in der rechten Faust, mit dem sie ein Schlachtross der Länge nach hätte aufspießen können, wobei sicher noch Platz für ein Wildschwein gewesen wäre.
    Trotz der Feuchtigkeit spürte Mellorin, wie ihre Lippen trocken wurden und ihre Zunge anschwoll, als wollte sie ihren Mund vollständig ausfüllen. Sie kam sich vor wie ein Kind, das mit Spielzeugwaffen gegen ein extrem böses Elternteil vorgeht. Ihre Beine schmerzten, während sie mühsam durch den Schlamm watete, und sie wusste, dass vernünftige Fußarbeit in einem eventuellen Kampf hier in erster Linie dazu führen würde, dass sie noch tiefer in den Schlamm einsank. Wenn es wirklich dazu kam, dass sie gegen dieses Monster kämpfen mussten, gab es eigentlich nur eine einzige offene Frage, nämlich die, ob sie oder Jassion zuerst sterben würde.
    Jetzt bemerkte sie auch die Lederrüstung des Ogers, die
aus Alligatorenhaut geschneidert war. Auf der anderen Seite seines Gürtels hing an einem Lederriemen ein mit Eisen umwickeltes Horn, aber der Oger machte keine Anstalten, es an die Lippen zu heben. Vermutlich hält er es nicht für erforderlich, den gesamten Stamm zu alarmieren, dachte Mellorin. Für ihn sind wir sicher nur zwei Menschen, die entweder zu dumm zum Leben sind oder die Selbstmordabsichten hegen.
    Das war natürlich genau der Sinn dieser kleinen Scharade. Aber allmählich begann die Tochter des Kriegsfürsten die Klugheit dieses Planes infrage zu stellen.
    Ebenso wie ihre eigene.
    Jassion und seine Nichte näherten sich mit langsamen Schritten der Bestie, die sich nun zu ihnen herumdrehte, wobei sie den Stamm weiterhin im Rücken behielt. Der Oger konnte das Mädchen aus dem Augenwinkel beobachten, aber ganz offensichtlich hielt er Jassion für die größere Bedrohung. Mellorin musste zugeben, trotz der jüngsten Steigerung ihrer Fähigkeiten und ihres anhaltenden Trainings, dass er damit vermutlich richtig lag. Sie konnte einen erleichterten Seufzer nicht unterdrücken, als die Kreatur ihre Aufmerksamkeit auf Jassion richtete.
    Noch ein paar Schritte, und der Baron würde in die Reichweite des unglaublich langen Speeres geraten. Mellorin spürte, wie Panik in ihr hochstieg. Kaleb, jetzt wäre genau der richtige Moment!
    Sie glaubte zwar nicht, dass der Hexer normalerweise ihre Gedanken belauschte, aber in diesem Moment schien er es getan zu haben.
    Das Haar wehte ihr ins Gesicht, als etwas mit rasender Geschwindigkeit über sie hinwegraste. Sie sah nur ein Wabern in der Luft, eine winzige Spur von Dampf oder Nebel, die zu einem Ball zusammengepresst zu sein schien. Hätte sie nicht direkt daraufgeblickt und so etwas Ähnliches erwartet,
hätte sie vermutlich nicht einmal bemerkt, dass es überhaupt da war.
    Einen Moment später explodierte der Sumpf. Das schlammige Wasser war das Blut der Erde, und es spritzte aus der Wunde, die Kalebs unsichtbarer Hammer geschlagen hatte. Eine ungeheure Welle ging auf sie nieder, drohte sie von den Füßen zu reißen, und zum ersten Mal war sie für den saugenden Griff des Schlammes unter ihren Füßen richtig dankbar. Schlamm, Pflanzenfasern, tote Frösche und Schlangen regneten über den Sumpf und blendeten Mellorin, so dass sie für eine Weile nichts sehen konnte. Ihre Ohren schmerzten, als ein ohrenbetäubender Knall ertönte, auf den ein zweites, ungeheuer lautes Klatschen folgte. Gischt spritzte ihr ins Gesicht, das Wasser des Sumpfes wogte gegen ihre Beine, und obwohl sie nichts sehen konnte, wusste sie, dass die Zypresse umgefallen war.
    Schließlich gelang es Mellorin, sich den größten Teil des Schlammes aus dem Gesicht wischen, wobei sie zum Glück daran dachte, zuerst den Dolch in die Scheide zu schieben, den sie noch immer in der Hand hielt. Dann starrte sie auf das Gemetzel, das Kaleb veranstaltet hatte.
    Der Baum war tatsächlich umgefallen, er war kurz über der Wasserlinie abgebrochen. Nur der spitze Stumpf ragte noch heraus, und ein paar Zweige, die lang genug waren, um die Oberfläche zu erreichen, wiesen darauf hin, dass er jemals existiert hatte. Der Oger lag mit dem Gesicht nach unten und ausgebreiteten Gliedmaßen da. Seine Arme und Beine waren in einem Winkel abgeknickt, der von der Natur ganz eindeutig so nicht vorgesehen war. Der Hexer bemühte sich, den toten Giganten auf den

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