Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
und servierten Getränke sowie Teller mit Braten oder anderen Gerichten. Der bärtige Wirt hatte ein ebenso ausgemergeltes Gesicht, wenngleich sein Hintern vermutlich nicht ganz so in Mitleidenschaft gezogen war.
Die Haltung etlicher Gäste, alles ungewöhnlich große Männer und Frauen, deutete darauf hin, dass es sich um Söldner handelte. Halb betrunken scharten sie sich um einen Tisch und machten Scherze, die so derb waren, dass selbst ein Seemann vor Scham über Bord gesprungen wäre. Trotzdem behielten sie die Tür stets im Auge, und sobald ein besonders scharfes Geräusch ertönte, zuckten die Hände der meisten zu den Waffen an ihren Gürteln.
Corvis trug die abgeschabteste Lederkleidung, die er besaß, was einiges heißen wollte, und hatte sich ein paar Tische weiter niedergelassen. Er nippte ab und zu an einem Krug, in dem mehr Schaum als Bier war, und versuchte dafür zu sorgen, dass die anderen bemerkten, dass er sie beobachtete. Gleichzeitig tat er jedoch so, als wollte er unauffällig erscheinen.
Das war erheblich schwieriger als gedacht.
Doch irgendwann fing eine der Söldnerinnen seinen Blick einmal zu oft auf. Sie runzelte die Stirn, stieß ihren Kameraden mit dem Ellbogen in die Seite und flüsterte ihm etwas zu. Dabei deutete sie mit dem Kinn so nachdrücklich auf Corvis, dass es fast schon kriegerisch wirkte. Einen Augenblick später standen fünf angeheiterte Söldner um seinen Tisch.
Der Plan hat irgendwie logischer gewirkt, bevor ich ihn in die Tat umgesetzt habe, sagte er sich grimmig.
Ist das nicht bei all deinen Plänen so?
»Hast du ein Problem?«, erkundigte sich die Frau, die seine
Blicke als Erste bemerkt hatte. Sie beugte sich über den Tisch und stützte sich dabei auf ihren Knöcheln ab.
»Allerdings«, antwortete Corvis, der darauf achtete, seine Hand nicht in die Nähe von Spalter zu bringen. »Aber nicht mit dir. Genau genommen habe ich den Eindruck, dass du mir vielleicht helfen könntest.« Er bemühte sich um ein, wie er hoffte, freundliches Grinsen. »Wollt ihr mir bei einer Runde Gesellschaft leisten?«
»Du bezahlst?«, stieß einer der anderen rau hervor.
»Es wäre keine besonders höfliche Einladung, wenn ich es nicht täte.«
Es war verblüffend, welche Wirkung die Aussicht auf ein kostenloses Getränk auf das Benehmen der Männer und Frauen hatte. Noch während Corvis eine Kellnerin heranwinkte, war er mit einem Mal von seinen besten Freunden umringt.
Und zwar von mehr Leuten, wie er nach einem kurzen Blick feststellte, als ursprünglich herübergekommen waren, um ihn zu bedrohen.
»Also«, sagte er, nachdem alle einen Krug, einen Becher, ein Horn oder eine Flasche in der Hand hielten, »mir will scheinen, dass ihr ausseht wie Männer, die zu kämpfen verstehen. Und Frauen«, setzte er hinzu und warf einen respektvollen und, wie er hoffte, dezent anerkennenden Blick auf die hagere Frau.
Sie verzog das Gesicht und hob ihren Krug.
»Weiterhin denke ich, da ihr hier in der Stadt seid und die Gerüchte mir verraten, dass die Truppen der verschiedenen Adelshäuser ebenso wie die Söldnerkompanien außerhalb der Stadt lagern, dass zumindest einige von euch Stadtwachen sind. Liege ich bisher richtig?«
Seine neuen Freunde nickten und grunzten, eine zustimmende, wenn nicht sogar beredte Erwiderung.
Corvis nahm einen großen Schluck von seinem Getränk, wobei er absichtlich einiges verschüttete, und wischte sich den Schaum vom Schnurrbart. »Demnach wäre es auch richtig anzunehmen, dass einige von euch mir etwas über die Morde verraten können, die in letzter Zeit hier passiert sind?«
Es wurde gefährlich still am Tisch, und das allgemeine Grinsen schlug in aggressive Blicke um.
»Einige von uns haben in jener Nacht Freunde verloren«, knurrte einer der Männer finster. »Wie kommst du darauf, dass wir mit dir darüber reden wollen?«
»Hör zu«, meinte Corvis und beugte sich vor, »ich glaube, wir alle haben gehört, wer dafür verantwortlich war, stimmt’s? Nun denn, aus diesem Grund ist ein unglaublich hoher Preis auf seinen Kopf ausgesetzt. Ich will nicht so tun, als stünden meine Chancen, ihn zu finden, sonderlich gut, trotzdem will ich alles versuchen, um das Kopfgeld zu kassieren. Man könnte sich mit dem Geld locker zur Ruhe setzen, und die Götter haben meine Gebete, mich jünger werden zu lassen, immer noch nicht erhört.«
»Du bist ein Kopfgeldjäger?«, fragte die Frau links neben ihm.
»Genau das bin ich.« Nach einer fast unendlich
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