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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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nicht«, erwiderte er. Dann grinste er auch.
    »Kaleb«, fragte sie, unter anderem weil sie einfach unbedingt etwas sagen musste, »warum bist du hier?«
    »Na ja, als eine Hexenmami und ein Hexenpapi sich irgendwann einmal ganz besonders lieb hatten …«
    »Hör auf damit«, befahl sie und schlug ihm auf den Arm, noch während sie versuchte, ein Kichern zu unterdrücken. »Ich habe es ernst gemeint«, sagte sie, nachdem sie sich wieder gefangen hatte. »Ich habe dir ehrlich gesagt, warum ich mitgekommen bin. Und wir beide wissen, warum Onkel Jassion meinen Vater hasst.«
    »Jeder, der Ohren hat und jemals näher als zehn Meilen an Jassion herangekommen ist, weiß das.«
    »Vielleicht sogar auch ein paar, die keine Ohren haben. Aber warum bist du hier? Und sag jetzt ja nicht, es ist nur ein Job, für den du engagiert worden bist.«
    »Na ja, zum Großteil ist es genau das«, antwortete er.
    »Ja, zum Großteil.«
    »Nur weil ich noch nie wirklich Angst gehabt habe«, erzählte Kaleb ihr ernsthaft, »heißt das noch lange nicht, dass man mir nicht auch wehtun könnte. Dein Vater hat vielen Menschen wehgetan.«
    Ihre Miene versteinerte, und sie knirschte mit den Zähnen, während sie nickte.
    »Er kannte mich nicht und hat mich auch nicht weiter wahrgenommen«, fuhr der Hexer fort, »aber ich war einer von diesen Menschen. Sollten wir ihn jemals finden, werde ich ihn vielleicht daran erinnern.«

    Mellorin wollte nachfragen, wollte es genauer wissen, aber sie mochte ihn nicht drängen. Nicht so und nicht jetzt. Sie hob die freie Hand, die sich scheinbar ohne ihr Zutun bewegte, und legte sie ihm auf die Wange. »Es tut mir leid, Kaleb. Es tut mir sehr leid, dass mein Vater dir das angetan hat. Ich weiß nicht mehr, wer er ist. Wahrscheinlich wusste ich das nie.«
    Sie spürte seine andere Hand auf ihrer Schulter. »Das ist nicht deine Schuld, Mellorin.«
    »Das ist mir klar, aber ich …«
    »Pscht.« Er beugte sich vor.
    Sie fühlte die Hitze seines Atems auf ihren Lippen, konnte sie fast auf der Zunge schmecken, und sie war sich sicher, dass er hörte, wie ihr Herz schlug. Er kam immer näher, berührte sie fast …
    »Kaleb!«
    Mellorin hätte nicht schneller hochspringen können, wenn sie an einem Katapult festgebunden gewesen wäre. Entsetzt starrte sie Jassion an, der mit verschränkten Armen am Rand des Gehölzes stand. Fast wäre sie erstickt, als sich ein ganzes Schlachtfeld von miteinander widerstreitenden Emotionen in ihrer Brust ausbreitete, die ihr nur wenig Raum für Atemzüge ließen. Mit flammenden Wangen wirbelte sie herum und floh in den Wald.
     
    Kaleb sah Mellorin nach und zupfte mit den Zähnen an seiner Unterlippe. Dann stand er langsam auf, und als er sich zu Jassion herumdrehte, war seine Miene vollkommen ausdruckslos. »Was hast du für ein Problem, alter Junge?«
    Der Baron machte drei Schritte und stand dann genauso dicht vor Kaleb, wie Mellorin vor ihm gesessen hatte. »Ich habe Euch schon einmal davor gewarnt, ihr wehzutun. Glaubt ja nicht, dass ich Euch nicht durchschaue.«

    »Verdammt«, erwiderte der Hexer. »Du hast meinen raffinierten Versuch vereitelt, nichts zu verbergen. Ich habe gar nicht versucht, dich zu täuschen, Jassion. Sieht es etwa so aus, als hätte ich Interesse daran, ihr wehzutun?«
    »Es gibt viele Arten von Verletzungen, und ich bin nicht sonderlich wählerisch. Wenn Ihr meiner Nichte etwas antut, werde ich …«
    »Dann wirst du mich töten, ja. Wahrscheinlich, indem du mich zu Tode langweilst, weil du immer und immer wieder dieselbe Drohung wiederholst. Gibt es einen Grund, dass du zurückgekommen bist? Ich meine einen anderen, als deine Nichte und mich in Verlegenheit zu bringen?«
    »Allerdings«, antwortete der Baron, der offenbar der Meinung war, dass er seine Haltung ausreichend deutlich gemacht hatte. »Ich habe einen von ihnen gefunden.«
     
    Während die Stimme in Mellorins Kopf, die sie vor der unmittelbaren Gefahr gewarnt hatte, nach der Schlacht mit Losalis’ Männern verklungen war, erlaubte ihr eigenes angeborenes magisches Talent ihr, einiges von dem Instinkt zu behalten, den Kaleb ihr mit seinem Zauber eingepflanzt hatte. Sie hatte gehofft, dass sie Gelegenheit finden würde, diese Fähigkeit zu schulen, sobald Jassion von seiner Erkundung zurückgekommen war. Hätte jemand tatsächlich das Wort »angeben« benutzt, wäre sie zu Tode beleidigt gewesen. Dementsprechend war die junge Frau eher enttäuscht, als Kaleb sie darüber informierte, dass

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