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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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sie konnten es sich nicht leisten, zu nahe an dem Tal zu lagern. Es war zwar unwahrscheinlich, dass der Oger ihnen folgen würde, nachdem er erwacht war, aber die Bestie kannte ihr Territorium weit besser als sie, und sie wollten dieses Risiko auf keinen Fall eingehen. Der Gedanke, dass nur einer von ihnen als Wachposten es mit ihm aufzunehmen hatte, während die anderen schliefen, war der Stoff, aus dem Albträume sind.
    Wenn auch nur sehr kurze Albträume.
    Jassion war ein Stück vorausgeritten und suchte eine Senke oder eine Lichtung, die groß genug war, dass sie dort ihr Lager errichten konnten. Kaleb nutzte die Gelegenheit, um sein Pferd neben Mellorins Zelter zu lenken.
    »Könntest du ihn wirklich umbringen?«, fragte er liebenswürdig. Wenigstens erwies sie ihm die Höflichkeit, nicht so zu tun, als wüsste sie nicht, wovon er redete.
    »Ich kann es nicht mit Sicherheit sagen«, sagte sie seufzend. »Ich weiß nicht einmal genau, ob ich wirklich seinen
Tod will. Aber ich muss dafür sorgen, dass er für das bezahlt, was er getan hat. Mir ist klar, dass Jassion und Du vorhabt, genau das zu tun, und ich will euch helfen … oder zumindest dabei sein.«
    »Wegen dem, was er Imphallion angetan hat? Oder weil er dich im Stich gelassen hat?«
    »Das ist ein und dasselbe«, behauptete sie mit einem Seitenblick, der die Frage weit ehrlicher beantwortete als ihre Worte.
    Kaleb zog es vor, das Thema nicht weiter zu verfolgen.
    »Danke für vorhin« sagte Mellorin daraufhin und deutete vage in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
    Erneut lächelte er sie an. »Wofür? Ich bin nur der Vernunft gefolgt.«
    »Selbstverständlich hast du das getan«, erwiderte sie stoisch. Dann jedoch lächelte auch sie. »Aber bist du dir sicher, dass du es nicht vielleicht auch ein winzig kleines bisschen deshalb gemacht hast, um dir meine ›fehlgeleitete Gunst‹ zu verdienen?«
    »Grauenvoll fehlgeleitet«, erwiderte er. »Aber um deine Gunst zu erringen würde ich weit mehr und ganz andere Dinge tun müssen.«
    Getrieben von demselben Gedanken beugten sie sich beide über den schmalen Spalt, der ihre Pferde voneinander trennte. Sie pressten die Lippen fest aufeinander und tranken jeder den Atem des anderen, und dieses Mal tauchte niemand auf, um sie zu unterbrechen.

16
    Sie ging durch die Straßen am Rande der Stadt, ohne auf das Murmeln und die Witze der Männer zu achten, die in lockerer Formation hinter ihr liefen. Sie konnte darauf zählen, dass sie ihr den Rücken freihielten, wenn es Ärger gab, mehr verlangte sie nicht. Ansonsten interessierte es sie ebenso wenig, was andere über sie sagten, wie die Frage, was andere für sie taten.
    Niemand, der diese Frau schon einmal getroffen oder auch nur von ihr gehört hatte, würde sie mit jemandem verwechseln. Sie sah heute noch genauso aus wie vor einem Jahrzehnt, als sie unendlich viel an Gewalt und Metzelei erlebt hatte. Ihr blondes Haar war vielleicht etwas länger als früher und zu Zöpfen geflochten, die ihr bis auf die Schulterblätter fielen, aber der Pony bestand immer noch aus ungleichmäßigen Fransen. Sie war nach wie vor hager, fast schon abgemagert, und dennoch stark genug, um selbst einen Feind zu bezwingen, der doppelt so schwer war wie sie. An ihrer Taille hingen zwei kurze Faustäxte, und über ihrem Kettenpanzer trug sie nicht den Wappenrock eines echten cephiranischen Soldaten, sondern eine einfache rote Schärpe, die von ihrer linken Schulter quer über ihre Brust verlief. Sie wurde mit einem billigen Greif aus Zinn zusammengehalten und war die Standarduniform aller nicht cephiranischen Söldner, die den Eindringlingen dienten.
    Die Uniform war das Mal der Verräter an Imphallion,
würden einige sagen, und etliche hatten ihr genau das schon ins Gesicht gesagt. Aber sie ließ sich nie anmerken, ob sie das bekümmerte. Was hatte Imphallion letzten Endes denn für sie getan?
    Emdimir hatte sich in wenigen Wochen stärker verändert als sie selbst in mehreren Jahren. Die Straßen, die noch vor kurzem derart von Flüchtlingen überfüllt gewesen waren, dass der Schmutz unter den unzähligen Füßen quasi zu Stein verdichtet wurde, waren jetzt fast menschenleer. Nirgendwo im von Cephira besetzten Imphallion genoss die Bevölkerung solche Freiheiten, wie die Eindringlinge sie in den zu Beginn ihres Siegeszuges eroberten Gebieten gewährt hatten, wie zum Beispiel in Rahariem. Die Bürger konnten nicht mehr ungestört ihren Geschäften nachgehen, und es waren auch

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