Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
Seite. »Geht jetzt. Ihr wollt Antworten? Dann fragt Seilloah, die Hexe, falls der Theaghl-Gohlatch euch nicht frisst oder sie es tut. Ich muss endlich meine Kühe melken.«
Ohne ein weiteres Wort zu sagen verbeugte sich Kaleb und führte die verwirrte Mellorin und den vor Wut schäumenden Jassion durch die riesige Tür hinaus.
»Den ganzen weiten Weg!« Noch etliche Minuten später und einige hundert Meter entfernt war der Baron wütend genug, um ein Hufeisen in Stücke zu beißen. »Für nichts und wieder nichts! Nur verschwendete Zeit! Wir sollten wenigstens dafür sorgen, dass dieses verdammte Monster für seine eigenen Verbrechen bezahlt, bevor wir verschwinden!«
Mellorin runzelte die Stirn, beschloss jedoch einstweilen, nicht darauf zu reagieren. »Ich verstehe das alles nicht«, fragte sie stattdessen Kaleb. »Er wollte uns doch irgendetwas sagen. Was ist da passiert?«
»Ich weiß es auch nicht«, gab der Zauberer mit einem Achselzucken zu, das um einiges unauffälliger war als das von Davro. »Vielleicht hat er meine Magie gewittert? Oger halten bekanntlich nicht viel von Hexerei. Oder aber ich habe ihn tatsächlich an jemanden erinnert.«
»Vielleicht ist er auch einfach nur verrückt«, blaffte Jassion. »Was für eine Rolle spielt das schon?«
»Wenn wir ihn doch bloß dazu bringen könnten, uns zu sagen, was er uns hatte erzählen wollen.«
»Das muss er gar nicht«, sagte Kaleb zu Mellorin. »Ich weiß, was er sagen wollte.« Nach einer Pause fuhr er fort: »Wenn ihr beiden mich weiterhin so anstarrt, werden euch noch die Augen aus dem Kopf fallen und davonrollen.«
»Ihr wisst es?« Jassion quiekte fast.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass ich genau das gerade behauptet habe. Jedenfalls habe ich gehört, wie ich es gesagt habe. Vielleicht sollte ich mir mal wieder die Ohren waschen.«
Trotz seiner Warnung starrten Mellorin und ihr Onkel ihn weiterhin an.
»Während seiner verschiedenen Feldzüge«, meinte Kaleb seufzend, »hat Rebaine seine Leutnants mit einem Bann belegt, damit er sie jederzeit wiederfinden kann, falls es notwendig sein sollte. Es ist eine erbärmliche, dürftige Magie, und bevor ihr fragt: Nein, ich kann sie nicht benutzen, um ihn aufzuspüren. Wäre der Bann auf mich persönlich gewirkt gewesen, hatte ich es vermutlich vermocht, aber in dem Fall ist die Verbindung einfach zu schwach.«
»Oh.« Mellorin klang enttäuscht. »Ich vermute, dann haben wir den ganzen langen Weg tatsächlich vergeblich auf
uns genommen, und es war völlig sinnlos, den Oger im Sumpf umzubringen«, setzte sie nachdrücklich hinzu.
Jassion runzelte die Stirn, diesmal jedoch nicht missbilligend wie üblich, sondern offensichtlich nachdenklich. »Ich muss zugeben, dass ich so gut wie nichts über Magie weiß.«
Kaleb riss die Augen absichtlich übertrieben weit auf, doch Jassion ignorierte ihn.
»Hält ein solcher Bann denn für immer?«
»Nein«, erklärte der Hexer. »Er hält ziemlich lange, möglicherweise sogar einige Jahrzehnte, falls keine andere Magie ihn zerstört, aber ganz sicher nicht ewig.«
»Musste Rebaine dann seinen Bann über Davro nicht erneut wirken, nachdem der Krieg gegen die Schlange beendet war? Für den Fall, dass der alte möglicherweise schwächer geworden war?«
»Sehr gut möglich. Willst du auf irgendetwas hinaus, alter Junge? Hast du vor, dich in Magie zu versuchen? Dafür ist es ein bisschen spät, und ich bin nicht einmal sicher, ob du die notwendige Intelligenz dafür …«
»In meiner Ignoranz«, unterbrach Jassion ihn mit einem gerissenen Grinsen, »erscheint es mir, dass zwei Zaubersprüche auf dasselbe Subjekt, erst recht wenn der erste noch nicht ganz abgeklungen ist, eine stärkere magische Spur hinterlassen müssten als ein einzelner. Oder etwa nicht?«
Kalebs Kiefer sackte nach unten, und er hätte ihn sich fast ausgerenkt, wie bei einer Schlange. »Was bin ich für ein Idiot!«, sagte er zu Mellorin.
»Ich möchte nur fürs Protokoll anmerken«, warf Jassion selbstzufrieden ein, »dass ich nicht derjenige bin, der das behauptet hat.«
Die Sonne war bereits hinter den Bergen versunken, als Davro zu seinem Haus zurückkehrte. Er hatte einen Eimer
Milch in der Hand, der groß genug war, dass Mellorin darin hätte baden können. Er kniff wütend das eine Auge zusammen, als er sie auf seiner Schwelle hocken sah.
»Ich habe euch doch gesagt, ihr sollt verschwinden!«
»Das sind wir auch, Davro. Kaleb und Onkel Jassion sind nicht hier. Ich
Weitere Kostenlose Bücher