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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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nicht mehr Einwohner auf den Straßen zu sehen als Besatzer. Sie konnten ihren Alltag nicht länger so leben, als wäre nichts Besonderes geschehen, und auch die Gildenmeister und Adeligen der Regionen konnten nicht weiterhin ungestört regieren, sondern erhielten regelmäßig von den cephiranischen Offizieren Anweisungen.
    Nein, die Vernichtung von Rahariems Westtoren und die darauf folgende, wenn auch sofort niedergeschlagene Rebellion hatten den Besatzern gezeigt, dass Gnade und Freundlichkeit ein Irrweg waren. Jetzt kontrollierten Bewaffnete, sowohl königliche Soldaten des Schwarzen Greifs als auch Söldner verschiedener Nationalitäten, ohne Skrupel die Menschen in den Städten in nahezu allen Straßen. Die Bürger von Imphallion durften sich allerhöchstens noch zu fünft versammeln, und bei jedem Verstoß gegen diese Vorschrift wurden die Beteiligten sofort in eines der ständig wachsenden Arbeitslager deportiert. Und zwar ganz gleich, ob sie vom Alter oder von ihrer Gesundheit her schwerer körperlicher Arbeit gewachsen waren. Allein die Geschäfte, die Grundnahrungsmittel
und Dienste anboten, durften ohne Änderungen geöffnet bleiben. Allerdings hielten es die meisten Händler wegen des Ausgeh- und Versammlungsverbotes und weil die cephiranischen Soldaten dazu neigten, sich einfach zu nehmen, was sie brauchten, oft sogar ohne dafür zu bezahlen, für kostengünstiger, die Türen geschlossen zu halten.
    Sie hatte Gerüchte gehört, dass sich in Rahariem ein paar besonders hartnäckige Widerstandsnester gehalten hätten, aber das waren zumeist nur vereinzelte Gruppen von wütenden Jugendlichen, die mit Abfällen warfen und trotzige Sprüche auf Hauswände malten. Diese Narren scheinen nicht zu verstehen, dachte die Söldnerin, dass sie den Eindringlingen bloß Anlässe und Vorwände bieten, noch härter durchzugreifen. Ganz sicher inspirierten sie jedenfall niemanden damit, sich ebenfalls zu erheben, oder bewirkten sonst etwas Nützliches.
    Die Leute von Emdimir und anderen, erst kürzlich eroberten Siedlungen, waren gefügiger. Trotzdem wurden sie in ihrer Bewegungsfreiheit beschnitten, und die Ausgangssperre wurde gewaltsam kontrolliert.
    Ihre Patrouillen führten die Frau durch die verarmten und halb zerstörten Viertel in der Nähe der äußeren Mauer, die dem Feind so gut wie keinen Widerstand geboten hatte. Die meisten der in der Nähe der Tore ansässigen Bürger waren aus ihren Häusern vertrieben worden, entweder tiefer in die Stadt hinein oder in behelfsmäßige Lager außerhalb, um die Überfüllung von Emdimir etwas abzumildern. Die wenigen, die geblieben waren, arbeiteten täglich unter den aufmerksamen Augen ihrer cephiranischen Aufseher, um die Wälle für den Fall eines möglichen Gegenangriffs durch Imphallion zu verstärken. Folglich war dieser Teil der Stadt, über dem eine Dunstglocke aus Staub und dem Schweißgeruch der Bauarbeiter lag, besonders unangenehm.

    Genau aus diesem Grund hatte sie ihren Auftrag erhalten. Die Cephiraner mochten zwar imphallianische Söldner benutzen, aber sie betrauten sie mit nichts Wichtigem. Ellowaine runzelte die Stirn und schluckte ihre Galle herunter, ein Geschmack, der ihr so vertraut war wie der ihres Lieblingsessens.
    Und das nach allem, was ich für sie getan habe.
    »Hauptmann Ellowaine!«
    Sie fuhr auf dem Absatz herum. Ihrer Miene war nichts anzumerken. Selbst aus den beiden einfachen Wörtern konnte sie die Verachtung des Mannes heraushören. Keiner der cephiranischen Soldaten schätzte es, einem »schmutzigen Söldner« unterstellt worden zu sein, aber immerhin war es ihr gelungen, den Leuten in die Schädel zu hämmern, dass sie sie besser mit dem ihr gebührenden Rang anredeten.
    »Was gibt es, Korporal?«
    Korporal Quinran deutete auf ein verfallenes Gebäude ein Stück von ihnen entfernt, gleich neben der festgestampften Lehmstraße. Es sollte in ein, zwei Wochen abgerissen werden und als Baumaterial dienen. Es war eine erbärmliche, eingefallene Fassade, und die klaffenden Fensterlöcher und das zerborstene Holz glichen dem Gesicht eines müden, betagten Großvaters. Sie war schon häufig mit ihren Patrouillen an diesem Haus vorbeigekommen und konnte sich nicht vorstellen, warum sie ihm diesmal Aufmerksamkeit schenken sollte.
    »Was ist damit?«, erkundigte sie sich.
    »Ich habe gerade gesehen, wie ein Mann in Lumpen durch die Haustür geschlüpft ist, Hauptmann.«
    »Na und?« Den armen Teufeln, die hier hausten, ging es schon schlecht

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