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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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erste Wachsoldat, ein junger Mann, dessen dünner Bart weder seine verfaulten Zähne noch seine Pockennarben verbergen konnte. »Was kann Oberst Ilrik schon von …«

    Cerris blieb stehen, drehte sich um und bedachte den jungen Soldaten mit seiner geballten Verachtung. Augen, die Gräuel gesehen hatten, welche sich nur wenige Menschen ausmalen konnten, schienen sich in die Seele des Wachsoldaten zu bohren, und der Jüngere zuckte in seiner Rüstung sichtlich zusammen.
    Ohne eine Miene zu verziehen betrachtete Cerris den Soldaten von Kopf bis Fuß, als würde er ein verfaultes, von Maden befallenes Stück Fleisch betrachten.
    »Verzeihung, Baroness.« Seine Stimme klang so eisig wie ein Wintermorgen. »Ich habe Euch in dieser Verkleidung nicht sofort erkannt.«
    »Ich … Sir, ich dachte nur …« Der Soldat warf seinem Kameraden einen hilfeheischenden Blick zu, aber der andere war klug genug, den Mund zu halten.
    »Du quatschst ja immer noch«, belehrte ihn Cerris. »Du solltest dringend einen Arzt aufsuchen, bevor deine Gesundheit deswegen noch Schaden nimmt.«
    Die beiden Soldaten traten gleichzeitig zur Seite und öffneten das Tor. Der Jüngere hob sogar kurz den Arm zu einem militärischen Gruß, als Cerris an ihm vorbeischritt. Der hatte, während er den vertrauten Weg entlangging, die Wachen bereits vergessen oder sie vielmehr als unbedeutend abgehakt, weil er nie einen potenziellen Feind in seinem Rücken vergaß. Er ging um ein paar kleine Marmorspringbrunnen herum, schritt durch sorgfältig gepflegte Blumengärten, die eher bescheiden wirkten, was die anwesenden Adeligen anging, und folgte dem Weg bis zu Lady Irrials Haustür.
     
    Cerris blieb einen Moment stehen, um auf der Schwelle seine Stiefel von dem Schneematsch zu befreien. Dann betrat er Lady Irrials Salon. All das tat er unter dem unnachgiebigen und missbilligenden Blick eines Butlers, der offenbar nur über einen einzigen
Gesichtsausdruck verfügte. Möglicherweise borgte er sich einen zweiten von seinem Arbeitgeber, wenn eine seltene Gelegenheit es erforderte.
    »Meine Lady erwartet Euch?«, verlangte der Lakai zu wissen. In diesem Tonfall hätte er genauso gut fragen können: Gibt es einen Grund, weshalb Ihr gerade auf diesen kostbaren Teppich gepinkelt habt?
    Cerris ließ sich Zeit mit der Antwort und sah sich stattdessen in dem Anwesen eines seiner neuen vornehmen »Kunden« um. Während die Häuser, in denen er zuvor gewesen war, praktisch von Gold und Silber geglänzt hatten, die Wände über und über mit leuchtenden Wandteppichen und hochmütigen Porträts bedeckt waren, schien die Baroness Irrial einen eher zurückhaltenden Stil zu besitzen.
    Der Kerzenleuchter war aus Messing und Kristall, dennoch war das Design eher funktionell als dekorativ. Ein großer Spiegel mit Messingrahmen stand neben der Tür, damit sich die Gäste vor ihrem Besuch darin betrachten und zurechtmachen konnten. Und an der Wand über dem eher bescheidenen Kamin hing ein einziges Porträt, und zwar das des ersten Herzogs von Rahariem, des Großvaters des derzeitigen Regenten und zugleich Großonkels von Irrial.
    Inzwischen hatte der Butler so lange vor sich hingekocht, dass er vermutlich als Vorspeise hätte serviert werden können.
    Cerris erlöste ihn. »Nein, das glaube ich nicht.«
    »Verstehe. Erinnere ich mich recht, dass Ihr Euren Namen mit ›Cerris‹ angegeben habt?«
    »Das hoffe ich doch sehr, schließlich habe ich genau das gesagt.«
    Die ausdruckslose Miene des Butlers wurde noch ausdrucksloser. »Habt Ihr eine Vorstellung, Meister Cerris, wie viele Leute hier täglich ohne Termin erscheinen und erwarten, mit der Baroness sprechen zu dürfen?«
    »Nein, aber ich würde darauf wetten, dass du es mir gleich mitteilen wirst.«

    »Keiner, Meister Cerris. Weil die meisten Menschen höflich sind und zudem ihren Platz in der Gesellschaft kennen, weshalb sie wissen, dass sie hier nicht unangekündigt auftauchen können.« Seine Lippen zuckten, und Cerris war sich sicher, dass der Butler arrogant gelächelt hätte, wenn er nicht schon seit langem vergessen hätte, wie das ging.
    »Es tut mir wirklich schrecklich leid, dass ich deine Vorstellung von Etikette über den Haufen geworfen habe. Und jetzt setz dich endlich in Bewegung und richte Mylady aus, dass Cerris da ist, um sie wegen der Arrangements ihres Familienunternehmens zu sprechen.«
    »Also, hört …«
    »Beweg deinen Hintern zur Baroness!«
    »Ich lasse Euch augenblicklich hinauswerfen!«
    »Das

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