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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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feststellen mussten, dass diese Anordnung es einer jeden Invasionsarmee ebenfalls leichter machte.
    Es ist wirklich erstaunlich, dass Menschen überhaupt wissen, an welchem Ende ihres Körpers sie die Nahrung reinschieben müssen. Selbst Ameisen und Termiten sind in der Lage, leichter zu verteidigende Gemeinwesen zu bauen als dieses hier. Was den Kerlen passiert ist, geschieht ihnen nur recht.
    »Sie haben es nicht verdient«, widersprach Cerris der Stimme in seinem Kopf leise. Oder war es etwa doch die seine?
    Ach so, verstehe. Sie haben es nur verdient, als du derjenige warst, der …
    »Halt endlich den Rand!« Er konnte sich gerade noch beherrschen, den Befehl zu flüstern und ihn nicht laut herauszubrüllen.
    Gläserne Laternen auf langen Pfosten vertrieben die Finsternis, ebenso wie die von Steinen eingefassten Scheiterhaufen, welche die Cephiraner mitten auf den großen Kreuzungen errichtet hatten, um die Nacht zu erleuchten. Niemand
würde hier heimlich herumschleichen, jedenfalls nicht, wenn Wachen vor Ort waren.
    Es sei denn, jemand trug zufällig eine gestohlene Uniform.
    Cerris’ Rücken zitterte von der Anstrengung, möglichst gelassen weiterzugehen, während seine Instinkte das Adrenalin nur so durch seinen Körper peitschten und von ihm verlangten, endlich loszurennen. Alle paar Meter wischte er sich die schweißnassen Handflächen am Hosenbein ab, und seine Blicke zuckten derartig heftig hin und her, dass er vermutlich schon bald erfuhr, wie sein Schädel von innen aussah. Cerris war niemand, der sich von seiner Furcht beherrschen ließ, außerdem war es ein weit angenehmerer Tod, wenn er entdeckt und als Spion exekutiert wurde, als das, was den meisten von seiner Hand Getöteten vergönnt gewesen war. Aber es ging ihm auf die Nerven, dass er so schrecklich gelassen bleiben musste.
    Oder aber – er hätte schwören können, dass er die dämonische Stimme in seinem Inneren flüstern hörte! – es liegt daran, dass du tief in deinem Innersten immer noch glaubst, dass sie Angst vor dir haben sollten. Einen Augenblick herrschte wohltuendes Schweigen. Selbst wenn wir beide ganz genau wissen , fuhr die Stimme fort, dass es dafür nie einen wirklich guten Grund gegeben hat. Und zwar deshalb, weil ich immer all die wirklich miesen Sachen übernommen habe. Letzten Endes warst du nie mehr als ein Gepäckträger, oder etwa nicht?
    Nach etlichen Minuten, in denen Cerris so viel Schweiß vergossen hatte, dass er mit einem Langboot darauf hätte spazieren fahren können, näherte er sich endlich seinem Ziel. Die Straßen waren immer besser in Schuss, und auf einigen Avenuen waren die Lücken zwischen den größeren Pflastersteinen sogar mit Mörtel ausgefüllt, damit die Räder der Karren und Kutschen nicht so laut ratterten. Die Häuser waren jetzt größer und standen etwas weiter auseinander,
und hinter handgeschmiedeten Zäunen oder Steinmauern erstreckten sich ausgedehnte Rasenflächen.
    Hier, im reichsten Viertel der Stadt, waren die meisten Spuren der Invasion verschwunden – bis auf die Wachen, die am Eingang eines jeden umzäunten Besitzes standen. Die Männer trugen die allgegenwärtigen roten Uniformen mit dem mitternachtsblauen Greif und nicht die unterschiedlichen Farben und Wappen der Adelshäuser.
    Dies war ein weiteres Beispiel für Cephiras Bemühungen um eine »zivilisierte« Kriegsführung. Dieses Konzept hatte, in den Augen von Cerris, etwa die gleiche Berechtigung wie »verspielte Folter« oder »anbetungswürdige Eiterbeule«. Die gemeinen Leute mochten zum Frondienst gezwungen werden, aber der Adel? Man hatte ihnen die Soldaten und den Großteil ihrer Angestellten weggenommen, und sie standen unter Hausarrest, aber ansonsten geschah ihnen nichts, und sie blieben weitgehend unbelästigt. Sie würden in ihren Häusern warten, bis entweder ihre Familien genügend Lösegeld boten, um sie freizukaufen, oder jemand im Oberkommando der Cephiraner befand, dass sie eine Gefahr darstellten oder möglicherweise Wissen besaßen, das die Invasoren dringend benötigten.
    Ab diesem Punkt war alles möglich. Im Krieg gab es schließlich Grenzen für zivilisiertes Verhalten.
    »Oberst Ilrik verlangt Informationen von der Baroness«, verkündete Cerris, als er über die Zufahrt auf ein gewisses Anwesen zumarschierte. Den Namen des Offiziers hatte er bei einem Gespräch in den letzten Wochen aufgeschnappt. »Ich muss sie sofort befragen.«
    »Was sollen denn das für Fragen sein?«, erkundigte sich der

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