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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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ihr bis auf die Schultern. Das winzige, hauchdünne Nachthemd, das sie zum Schlafen trug, war, höflich ausgedrückt, nicht annährend so formell und schon gar nicht so sittsam wie die Gewänder, in denen Cerris die Baroness normalerweise sah.
    Blitzschnell zuckten ihm ein Dutzend Entschuldigungen und Vorwände durch den Kopf, mit deren Hilfe er die Situation hätte retten und die Würde aller Beteiligten hätte wahren können. Natürlich platzte er vollkommen ungebeten mit etwas völlig anderem heraus. »Das sind wirklich verdammt viele hübsche Sommersprossen!«
    »Cerris!«, protestierte sie und errötete am ganzen Körper. Sie hätte sich fast an dem Dolch geschnitten, als sie die Waffe fallen ließ, um die schwere Decke zu packen und sie vor ihre Brust zu halten. »Was zum Teufel …«
    »Oh! Oh, bei den Göttern! Ich … Es tut mir leid, ich …« Cerris stammelte wie ein Schuljunge und errötete ebenso stark wie die Baroness, als sein Gehirn wieder einsetzte und ihm befahl, ihr augenblicklich den Rücken zuzukehren, damit sie die Decken bis ans Kinn ziehen konnte. Es sprach mehr für sein Glück und weniger für seine Geschicklichkeit, dass er dabei das Tablett mit dem Tee nicht fallen ließ.
    »Ihr könnt Euch jetzt umdrehen«, sagte Irrial. Sie klang verwirrt, und ihre Stimme war mehr als nur ein bisschen kühl.
    Er gehorchte sofort. Sie saß inzwischen aufrecht da und war, bis auf ihr Gesicht, vollkommen von der Decke verhüllt.
    »Cerris!«

    »Es tut mir wirklich schrecklich leid, Mylady«, erwiderte er. »Ich wollte Euch nicht … Also …« Er suchte verzweifelt nach einer Möglichkeit, sich auszudrücken. »Ich wollte Euch nicht so erschrecken«, beendete er schließlich etwas lahm den Satz.
    »Erschrecken, natürlich.« Sie kaute einen Moment auf der Innenseite ihrer Wange. »Wisst Ihr, es gab einmal eine Epoche in Imphallions Geschichte, in der man Euch für diese Aktion die Augen ausgestochen hätte.«
    Cerris konnte nicht anders. »Das wäre die Sache durchaus wert gewesen«, erwiderte er und war sich fast sicher, dass sich, als sie den Blick senkte und etwas Unverständliches vor sich hinmurrte, wieder dieses vertraute Zucken um ihre Lippen zeigte.
    Schließlich hatte Cerris seine Fassung wiedererlangt und trat an den Barschrank. Er nahm erst eine Bluse und dann einen Rock heraus, der aussah, als würde Irrial ihn ohne die Hilfe von Bediensteten anlegen können. Rasch reichte er ihr beides und drehte sich erneut weg. Er konnte förmlich hören, wie sie über seine Garderobenauswahl die Lippen verzog.
    »Wir sind wohl farbenblind, hm?«, fragte die Baroness, während sie sich ankleidete. Dann legte sie ihm sanft ihre Hand auf die Schulter und drehte ihn zu sich herum. »Was tut Ihr hier, Cerris?« Sie klang nun ernst. »Wenn Ihr aus dem Arbeitslager entkommen seid, warum habt Ihr Euch im Namen aller Götter nicht längst so weit wie nur möglich entfernt? «
    Er trat zur Seite und schenkte ihnen beiden eine Tasse Tee aus dem Topf ein, den er aus der Küche geholt hatte. »Ich brauche Eure Hilfe«, sagte er leise. »Und danach werden wir beide hier verschwinden.« Er war selbst überrascht von dem, was er da sagte.
    Oh bitte! Bestätige mir, dass du das nur gesagt hast, um dafür
zu sorgen, dass sie dir hilft, spottete die Stimme des Dämons in seinem Kopf. Angesichts der kosmischen Katastrophen, die du bisher mit Frauen veranstaltet hast, wäre alles andere entweder eine Illusion oder masochistisch. Oder bist du da etwa anderer Meinung?
    Cerris war dankbar, dass er bereits errötet war, weil die schamhafte Hitze, die ihm nun in die Wangen stieg, nicht weiter auffiel. Jedenfalls hatte er es ausgesprochen, und damit riss er seine Aufmerksamkeit von dem inneren Dialog los, um Irrial zuzuhören.
    »… gemeiner Mann mag vielleicht einfach so untertauchen«, erklärte sie gerade, »aber ich glaube, wenn eine Angehörige des Adels spurlos verschwindet, werden sie sich nach ihr auf die Suche machen. Oder meint Ihr nicht?«
    »Habt Ihr etwa davor Angst, Mylady?«
    »Nein«, sagte sie, und er glaubte ihr. »Ich könnte außerhalb dieses verdammten Hauses weitaus mehr bewirken. Aber so etwas braucht Vorbereitung, Cerris, und ich bin keineswegs …«
    Er hob eine Hand, um sie zu unterbrechen, und hätte dabei fast den Tee verschüttet. »Ihr missversteht mich«, sagte er. »Ich habe nicht vor, heute Abend mit Euch zu fliehen. Genau genommen muss ich mich in etwa einer Stunde wieder in die Baracken

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