Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
zuhörte. »Überlegt nur mal, wo die Morde passiert sind und dass ungewöhnlich viele Leute zu den Opfern zählten, die mit mir verbunden waren.«
Seilloah nickte und verzog die Schnauze. »Wenn die Cephiraner auch so in die Halle der Zusammenkunft hätten kommen können, hätten sie diese Art von Täuschung nicht benötigt. Sie hätten einfach die Regierung ausschalten und die ganze Sache damit erledigen können.«
»Demnach müssen sie imphallianische Agenten haben.«
»Nein«, sagte Irrial gedehnt. »Keine Agenten. Mitverschwörer. Das hier fühlt sich eher nach einem politischen Manöver an, wenn auch nach einem sehr blutigen.«
Dann sahen Corvis und sie sich an, und das Verständnis, das sich auf ihren Gesichtern ausbreitete, genügte fast, um den Raum zu erhellen.
»Yarrick«, sagten beide gleichzeitig.
»Er war nicht nur ein Kollaborateur«, fuhr Corvis fort. »Er war ein Teil von dem hier … Was auch immer das hier ist.«
Selbst Ellowaine schien auf einmal von der Diskussion fasziniert zu sein. »Wenn du recht hast«, sagte sie, »wenn es
tatsächlich eine grenzübergreifende Verschwörung ist, dann kann nicht nur ein lokaler Gildenmeister dahinterstecken, ganz gleich, wie viel Macht er hat. Wir müssen weiter oben suchen.«
»Was hätten die Gilden zu gewinnen«, meinte Seilloah nachdenklich, »wenn sie mit cephiranischen Invasoren zusammenarbeiteten? «
»Nicht alle Gilden«, warf Corvis ein. »Ich glaube, damit haben die Morde auch etwas zu tun: Sie sollten alle zum Schweigen bringen, die wissen, was vor sich geht, aber nicht bereit sind mitzumachen.«
»Und dabei«, nahm Ellowaine den Faden auf, »eine geeignete Ablenkung liefern, und zwar in Gestalt des bösen Schreckens des Ostens. Eigentlich ziemlich geschickt, wenn man mal darüber nachdenkt.« Als sie die Blicke der anderen sah, fügte sie hinzu: »Ich weiß weniger darüber als ihr. Ich spekuliere bloß.«
»Warum machst du das?«, erkundigte Corvis sich plötzlich misstrauisch.
Der Stuhl knarrte, als sie mit den Schultern zuckte. »So habe ich wenigstens etwas zu tun, während du mich hier festhälts.«
»Ich glaube dir kein Wort.« Er ballte die Fäuste und biss die Zähne zusammen. »Du schindest doch Zeit.«
Seilloah sprang ans Fenster und spähte zwischen den schiefen Brettern hinaus. »Unten auf der Straße bringt eine Abteilung Soldaten gerade die Leute in Sicherheit!«, zischte sie.
Ellowaine grinste strahlend, als sie von drei Augenpaaren finster gemustert wurde. »Hoppla«, sagte sie.
»Ich kann den Zauber sehen«, flüsterte Seilloah, die ihre Gefangene scharf betrachtete, »jetzt, da ich weiß, wo ich suchen muss. Jemand beobachtet uns durch sie, Corvis. Sie wussten, dass wir hier sind, seit sie die Augen aufgeschlagen
hat. Arhylla möge es verdammen, ich habe gedacht, ich hätte etwas gefühlt! Ich hätte der Sache nachgehen sollen!«
Corvis nickte müde. »Verschwinden wir von hier, bevor sie sich alle versammelt haben.«
»Aber wir können sie doch nicht einfach hier zurücklassen? «, wollte Irrial wissen.
Corvis zuckte vor Schreck zusammen, als er den Blutdurst in der Stimme der Baroness vernahm. Doch dann wurde ihm klar, wie sie es finden musste, dass eine Imphallianerin mit den Besatzern von Rahariem gemeinsame Sache machte.
Allerdings war die Frage hinfällig. Noch während er Ellowaine betrachtete und überlegte, was sie mit ihr tun sollten, erhob sie sich von dem Stuhl. Die Taue fielen von ihren Handgelenken, und Corvis sah eine zweite Haarnadel in ihrer Faust aufblitzen.
Dann verstand er, ebenso klar, als hätte sie es ihm erklärt. Natürlich, eine in jedem Zopf .
Er sprang auf die Söldnerin zu, aber sie hatte sich bereits in Bewegung gesetzt. Blut sickerte unter den Seilen hervor, mit denen ihre Waden gefesselt waren, aber die Stuhlbeine brachen, als sie sich drehte. Verfolgt von ihren Häschern rannte sie los und sprang einfach durch das verrammelte Fenster. Corvis war davon überzeugt, dass ein Teil von dem Krachen, das er hörte, nicht nur von berstendem Holz, sondern auch von brechenden Knochen herrühren musste, aber das konnte Ellowaine nicht aufhalten. Von Wut und Respekt gleichermaßen erfüllt, sah er zu, wie sie in einem Schauer von Splittern auf dem Boden landete, sich geschickt abrollte, aufsprang und in die nächste Gasse humpelte. Sie zog ein Bein nach, das sie sich bei dem Sturz ganz offensichtlich gebrochen hatte. Unmittelbar bevor sie im Schatten verschwand, blieb sie noch kurz
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