Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
hatte allen gesagt, sie sollten nach Hause gehen oder sich verstecken, bis er sie wieder verständigte.
Trotz Kalebs fortwährender Proteste hatte Jassion beschlossen, dass die Untersuchung des Gildehauses der nächste logische Schritt wäre. »Vielleicht«, hatte er argumentiert, »entdecken wir einen Hinweis darauf, warum Rebaine diese armen Narren als sein jüngstes Ziel ausgewählt hat.«
Mellorin hatte Kalebs Argumente zwar nicht so rasch abgetan, wurde am Ende jedoch von der Begeisterung ihres Onkels mitgerissen. Nachdem sie eingewilligt hatte, war der Hexer ihnen mürrisch gefolgt.
Jetzt standen sie im Foyer der Halle der Webergilde, einem der wenigen Gebäude, die in Kevrireun erhalten geblieben waren. Jassion griff erneut nach der Tür und stürmte in den Gang dahinter. Kaleb ging gereizt durch den Raum und betrachtete die Wandteppiche. Das Derattus-Massiv sieht in echt aber nicht so aus, dachte er, während er an einer Landschaft vorbeiging.
Er wusste sehr genau, dass diese Morde nicht zu dem Muster passten, ganz gleich, was die Zeugen behaupteten gesehen zu haben. Aber wie er diesen Einfaltspinsel und das Gör davon überzeugen sollte, ohne ihnen zu erklären, woher er das wusste, war ihm leider nicht klar. Und der Ruf, der seit zehn Minuten in seinem Schädel widerhallte, so ohrenbetäubend laut wie eine Kirchenglocke, erleichterte ihm das Denken auch nicht gerade.
Er hatte diesen Unsinn von Jassion zwar erwartet, doch dass Mellorin sich ihm angeschlossen und sich geweigert
hatte, auf ihn zu hören … Er ballte vor Wut die Fäuste, und der Wandteppich neben ihm begann am Rand zu kokeln. Kaleb kochte, und seine Gedanken waren finsterer als die Rüstung, nach deren Träger sie suchten, als er sich schließlich seinen Gefährten anschloss.
Sie untersuchten drei Werkstätten mit Webstühlen und Spinnrädern in allen möglichen Formen, einschließlich einiger, deren Verwendung er schon seit Jahrhunderten nicht mehr erlebt hatte. Sie marschierten mit Teppich ausgelegte Treppen hinauf, durch gesicherte Kammern, in denen ein Vermögen an Stoffen, seltenen Garnen und Webereien lagerte, und gelangten schließlich in einen Gang, von dem zu beiden Seiten prachtvolle Büros abgingen.
Hier beharrte Jassion darauf, dass sie sich trennten. Jeder sollte ein Büro durchsuchen, nach Hinweisen, die ihnen auch nur im Entferntesten von Nutzen sein konnten. Der Hexer begrüßte die Gelegenheit, sich abzusondern, auch wenn es nur für kurze Zeit war. Teilweise weil er dadurch vermied, mit dem Baron zu reden, dessen Aufsässigkeit ihn immer wütender machte. Teilweise aber auch, weil sich ihm damit endlich die Möglichkeit bot, diese nervtötende Stimme in seinem Kopf zum Schweigen zu bringen, selbst wenn ihn das zwang, seine Aufmerksamkeit auf einen anderen Idioten zu richten.
Kaleb glitt in eine der Kammern, die mit nicht zueinanderpassenden Stickereien grauenvoll dekoriert war, und ließ sich auf den gepolsterten Stuhl hinter dem Schreibtisch fallen. »Was gibt’s?«, stieß er leise hervor.
Gottverdammt, Kaleb! Ich versuche die ganze Zeit, Kontakt zu dir aufzunehmen!
»Dessen bin ich mir sehr wohl bewusst … Meister Nenavar«, setzte er rasch hinzu, als er spürte, wie ein Schmerz durch seinen Körper zuckte.
Ich bin es nicht gewohnt, ignoriert zu werden.
»Daran können wir gern arbeiten.« Bevor der alte Knacker noch wütender werden konnte, fuhr Kaleb fort: »Ich war mit den anderen zusammen und konnte nicht weg. Jassion ist zwar ein bisschen schwer von Begriff, aber ich glaube, selbst ihm würde es auffallen, wenn ich anfinge, mit mir selbst zu sprechen.«
Nenavar blieb stumm.
Kaleb lehnte sich auf dem Stuhl zurück und legte die Füße auf den Schreibtisch.«Ich nehme an, du hattest noch einen anderen Grund, Kontakt mit mir aufzunehmen, als nur den, mich anzuschreien?«
Wir haben ihn gefunden.
Kalebs Füße landeten mit einem vernehmlichen Knall auf dem Boden, und er war aufgesprungen, bevor das Echo verklungen war. »Was? Wo?«
Er hat den Schutzzauber ausgelöst, den ich auf Ellowaine habe legen lassen. Offenbar hat er aber inzwischen herausbekommen, dass sie unsere erste Quelle war, was unsere Informationen über ihn betrifft.
»Er ist also in Emdimir?«
Nein, aber ganz in der Nähe. Kaleb hörte die Gereiztheit in der alten Stimme, die ihm mittlerweile vertraut war, diesmal jedoch nichts mit ihm zu tun hatte. Es hat die cephiranische Hexe, die Ellowaine kontrolliert, über eine Stunde gekostet,
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