Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
und das gelegentliche, schmerzerfüllte müde Stöhnen der anderen gehört, hätte Corvis glauben können, er wäre allein.
Andererseits musste er sie auch nicht unbedingt sehen. Er hatte einen gründlichen Blick auf sie werfen können, als sie aufgestiegen waren, und keinem von ihnen ging es seither besser.
Er versuchte zu schreien, sich über den Hufschlag und das Rauschen des Regens hinweg verständlich zu machen, aber außer einem starken Hustenanfall brachte ihm das nichts ein. Also gut, dann mussten sie ihm eben einfach folgen. Corvis riss an den Zügeln und lenkte sein Pferd vom Weg in eine felsige, von Büschen überwucherte Ebene.
Hier gab es nicht genügend Bäume, zwischen denen sie sich hätten verstecken können. Allerdings wiesen die kleinen Hügel und Erhebungen der Felsen gelegentlich einen Überhang auf, obwohl sie nicht so hoch und geräumig waren wie einige der Höhlen, in denen sie zuvor Unterschlupf gesucht hatten. Aber immerhin konnten die Senken unter den Vorsprüngen als kleine Täler durchgehen. Das war zwar eine recht armselige Deckung, doch wenigstens konnten sie so eine Weile dem Regen entkommen und waren, was noch
wichtiger war, vor einer zufälligen Entdeckung geschützt. Möglicherweise konnten sie sogar ein Feuer entzünden, wenn sie es nicht zu groß werden ließen.
Corvis wusste nicht, ob den anderen klar war, was er vorhatte, oder ob sie ihm einfach nur aus Gewohnheit folgten. Aber keiner von ihnen zögerte oder stellte die Richtungsänderung infrage.
Es war nicht leicht, sich auf einem Pferd den Weg durch die felsigen Hänge zu bahnen. Corvis musste seine ganze Konzentration aufbringen und wirkte einen Lichtzauber. Er sorgte dafür, dass die Helligkeit gedämpft blieb, so als stammte sie vom Schein einer Kerze. Es war nicht viel, aber es genügte, und nach einer Weile ritten sie erschöpft in eine Senke zwischen zwei Hügeln.
Corvis rutschte mehr aus dem Sattel, als dass er abstieg, und er landete nur aufgrund seiner Willenskraft auf den Füßen. Er sah zu, wie die anderen langsam in das schwache Licht traten, auf schweißüberströmten, vom Regen durchnässten Pferden.
Irrial war von allen noch in der besten Verfassung. Obwohl sie kreidebleich war, an den Händen Abschürfungen und überall am Körper blaue Flecken hatte, wies sie keine ernsthaften Verletzungen auf und hielt die Schultern recht gerade. So sorgsam, wie sie nur konnte, holte sie Seilloah, immer noch in Hundegestalt, aus einer breiten ledernen Satteltasche und legte sie sanft auf die Erde. Die Hexe zitterte und wimmerte vor Schmerzen, die nur teilweise durch den Ritt ausgelöst worden waren. Offene Wunden überzogen ihr verfilztes Fell, und die Zunge hing ihr aus dem Maul, während sie unaufhörlich hechelte. Corvis brauchte ihr nicht zu erklären, dass sie schon bald einen neuen Körper benötigen würde oder dass sie nur noch wenige Wirtskörper übrig hatte, bevor ihre Magie sie nicht länger am Leben erhalten konnte.
Dieser Gedanke lenkte seine Aufmerksamkeit auf den letzten Reiter, und bei seinem Anblick war Corvis’ körperliches Unbehagen wie weggeblasen. Jassion war gerade dabei abzusteigen und hatte noch einen Fuß im Steigbügel, als der ältere Krieger ihn an den Schultern packte, ihn mit Gewalt von seinem Pferd wegzerrte und ihn gegen den Felsen des nächstgelegenen Hügels stieß. Bei dem Aufprall stieg eine Staubwolke auf, die jedoch sofort von den Regentropfen aus der Luft gespült und in Schlamm verwandelt wurde. Corvis beugte sich über Jassion, die Fäuste so fest geballt, dass sie zitterten. Die flache Wunde an seinem Bauch war wieder aufgerissen, weshalb sein Wams und seine Hose rot von Blut waren, aber er schien es kaum zu bemerken.
»Du Mistkerl!« Er beugte sich vor, stützte sich mit einer Hand auf dem Fels ab und packte mit der anderen Jassions Hals. »Du hast Mellorin in die Sache hineingezogen? Bedeutet dir deine eigene gottverdammte Familie denn gar nichts?«
Jassion packte das Handgelenk des Angreifers und hielt dessen verkrampfte Finger ein paar Zentimeter von seiner Kehle weg. Er fauchte eine Antwort, aber die Worte gingen in dem rauschenden Regen und dem heftigen Keuchen der beiden wütenden Kontrahenten unter.
Aus der Nähe und nachdem der Regen den größten Teil des Blutes weggewaschen hatte, bemerkte Corvis, dass die Verletzung, die er Jassion zugefügt hatte, nicht so schlimm war wie vermutet. Er hatte ihm nur ein kleines Stück von der Nase abgebissen. Der Rest
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