Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
es nicht zulassen, und Khanda war ihrer Meinung.« Jetzt runzelte der Baron die Stirn. »Es ist besser, wenn du es weißt, Rebaine. Ihre Beziehung zu Kaleb ist … wie soll ich es ausdrücken … kompliziert geworden. In dem Sinne kompliziert, wie es bei Mädchen in diesem besonderen Alter eben so ist«.
Corvis stöhnte und ließ den Kopf in die Handflächen sinken. Eine Zeit lang ließen die anderen ihn gewähren, obwohl Jassion, trotz seiner Sorge um Mellorin, ein boshaftes Grinsen nicht unterdrücken konnte, als er den Schmerz in der Stimme des älteren Mannes hörte.
Erst als Corvis schließlich wieder hochblickte, die Augen rotgerändert, stellte Irrial leise eine Frage. »Ist das möglich? Kann er uns tatsächlich durch Davro gefunden haben?«
»Das kann ich nicht beantworten«, gab Corvis zu. »Normalerweise eher nicht, glaube ich. Selbst Seilloah hat es nur mit Mühe geschafft, und dabei war der Zauber direkt auf sie gewirkt. Aber ich kenne das ganze Ausmaß von Khandas Macht in seiner derzeitigen Gestalt nicht.« Dann kam ihm ein Gedanke. »Kaleb hat einen gewissen Meister Nenavar erwähnt. Sagt dir dieser Name etwas?«
Jassion runzelte die Stirn. »Nicht, dass ich wüsste. Zumal ich offenkundig weit weniger begreife, was hier vorgeht, als ich angenommen habe.«
»Ich glaube«, Corvis holte tief Luft, um sich gegen das zu wappnen, was jetzt kam, »dass du uns besser alles erzählen solltest.«
Mecepheum! Ganz gleich, wie sehr er auch versuchte, es zu vermeiden, die Antworten schienen ihn immer wieder zu dieser gottverdammten Stadt zurückzuführen! Mittlerweile
begann er sie ebenso leidenschaftlich zu verabscheuen wie Denathere, aber die Gilden waren die einzige Antwort, die Jassion anzubieten hatte. Also auf nach Mecepheum.
Obwohl die Herbstluft kühl war und ein leichter Wind wehte, war es ein harter Ritt, und der Weg dorthin war lang. Die Tage verstrichen in einem dichten Nebel aus Angst, und die erschöpften Reiter trieben ihre Pferde so schnell an, wie sie es wagten. Wenn sie unter der Anstrengung zu versagen drohten, führten sie die Tiere ein Stück. In den Nächten wälzten sie sich ruhelos auf der harten Erde, es sei denn, sie hatten das Glück, auf eine Herberge am Wegesrand zu stoßen. Corvis konnte natürlich nicht für die anderen sprechen, aber er wurde im Schlaf von grauenvollen Albträumen verfolgt, die immer schlimmer wurden, während seine wachen Gedanken allmählich von Khandas Vergewaltigung heilten.
Jeden Abend wirkte er einen Bann, der ihn alarmieren würde, falls sich jemand in der Nacht näherte, und jeden Morgen wachte er mit dröhnendem Kopf und unversehrten Schutzzaubern auf. Jassion hatte offensichtlich trotz seines glühenden Hasses die Notwendigkeit akzeptiert, mit ihm zu kooperieren. Einstweilen jedenfalls.
Die Tage dehnten sich zu Wochen, und noch immer tauchte Khanda nicht auf. Jeder wache Moment wurde zu einer Übung im Umgang mit ihrer Paranoia, bei der die Reisenden ständig über die Schulter zurückblickten, bei jedem Geräusch zusammenfuhren und ihre Hände zu den Griffen der Waffen zuckten, sobald eines der Pferde auch nur schnaubte. Ihre Wunden weigerten sich zu heilen, dank der ständigen Anspannung ihrer Muskeln und der Strapazen des Ritts.
Schlimmer war jedoch, dass Seilloah nicht zu ihrem Lager zwischen den Felsen zurückgekehrt war, und nachdem sie stundenlang nach ihr gesucht hatten, waren sie schließlich gezwungen gewesen, ohne sie weiterzureiten. Corvis hatte
das Gefühl, als hätte er ein Stück von sich selbst in dieser Senke zurückgelassen, und noch ein anderes, größeres, in jenem einsamen Bauernhaus, wo er seine Tochter praktisch im Stich gelassen hatte. Manchmal fragte er sich, ob überhaupt noch etwas von ihm übrig war, das er verlieren konnte.
Wenige Tagesritte von ihrem Ziel entfernt machten sie in einer unbedeutenden Siedlung Rast und mieteten sich Räume in einer kleinen Herberge. Sie war gut besucht und schien ziemlich überfüllt zu sein. Auf den Bänken und an den Tischen drängten sich Arbeiter, und die Serviermädchen hasteten von einer Gruppe zur anderen. Es roch jedoch weder nach Essen noch nach Getränken, sondern nach Herbstlaub. Corvis fragte sich beiläufig, wie sie das schafften, aber es war ihm nicht wichtig genug, um nachzufragen.
Mellorin hatte den Herbst immer geliebt, als sie noch ein Kind gewesen war.
Jassion saß im Gastraum und schien nicht an einem Gespräch interessiert zu sein. Beiläufig betrachtete er
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