Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
ihr an, dass sie ihre Chancen abwog, wenn sie nach der Wache rief.
»Du wärest tot, bevor deine Stimme sie auch nur erreichen könnte«, warnte er sie.
Ihre Schultern sanken herab. »Wo ist Kaleb?«, wollte sie wissen.
Jassion lächelte kalt. »Tut mir leid, ich weiß nicht, von wem Ihr … Ach so. Vielleicht meint Ihr Khanda?«
Salia versteifte sich so heftig, dass Corvis Spalter ein Stück zurückziehen musste, um sie nicht zu verletzen. »Wie habt Ihr …«
»Was habt Ihr Euch bloß dabei gedacht, dämliches Miststück? «
Irrial und Corvis wechselten einen besorgten Blick, weil sie fürchteten, dass Jassions Temperamentsausbruch die
Wachsoldaten alarmieren könnte. Aber bisher gelang es dem Baron, wenn auch nur mit Mühe, seine Stimme zu dämpfen.
»Wie konntet Ihr mich nur auf diese Art und Weise missbrauchen? Und wie konntet Ihr etwas wie diese Kreatur auf unser eigenes Volk loslassen?«
»Ich versichere Euch, Khanda ist voll und ganz unter Kontrolle. «
»Aber nicht mehr lange«, sagte Corvis zu ihr. Als er ihre Miene sah, fuhr er fort: »Du hast eben danach gefragt, was Jassion und mich inspirieren könnte zusammenzuarbeiten. Genau das wäre ein Grund, meinst du nicht auch?«
»Das ist unmöglich. Jassion, was immer Rebaine Euch erzählt hat, es ist gelogen. Er …«
»… ist um einiges überzeugender als Ihr. Vor allem angesichts dessen, was ich in letzter Zeit gesehen habe.« Obwohl es ihm unendlich schwerzufallen schien, zwang er sich dazu, ruhig weiterzureden und seine Miene zu entspannen. »Mavere, ich habe nur die Auswirkungen der Verheerungen gesehen, welche die Zwillinge der Apokalypse in Mecepheum angerichtet haben, Ihr dagegen wart bei alldem dabei. Ihr habt gesehen, was Kreaturen ausrichten können, die eine solche Macht besitzen, und Ihr habt gesehen, wie wenig wir ausrichten können, um sie aufzuhalten. Wir wissen einiges von dem, was Khanda plant, und ich versichere Euch, wenn er damit Erfolg hat, werdet Ihr Euch wünschen, damals gestorben zu sein.«
»Das ist eine Lüge«, beharrte sie störrisch.
»Vielleicht möchtest du ja Nenavar in der Sache befragen? «, schlug Corvis vor. Da er so dicht neben der Frau stand, konnte er die Anspannung nicht übersehen, die durch Salias Körper strömte wie ein kalter Schauer. Sie kannte also den Namen.
»Er hat mir versichert, dass die Bande der Beschwörung
nicht gebrochen werden können. Und ich habe selbst gesehen, wie er Kaleb oder vielmehr Khanda kontrolliert hat. Außerdem, selbst wenn ich es wollte, könnte ich ihn nicht einfach herrufen. Ich muss einen Boten schicken, und ich bezweifle, dass Ihr bereit seid, in diesem Büro die vielen Stunden zu warten, bis er antwortet.«
»Ich kann erstaunlich geduldig sein«, erwiderte Corvis. »Und Irrial ebenfalls. Jassion dagegen könnte ein Problem darstellen, zugegeben.« Er ignorierte den finsteren Blick des Barons. »Aber das alles spielt keine Rolle, weil du keinen Boten losschicken musst. Du wirst uns nämlich zu ihm bringen. «
Ihr Lachen war gezwungen und klang ziemlich schwach. »Warum sollte ich das tun?«
»Weil wir Euch umbringen können, bevor jemand Euch zu Hilfe kommt, selbst wenn wir durch die Gänge dieser Halle oder über die Straße gehen«, fauchte Jassion sie an. »Und wenn Ihr uns nicht helfen wollt, gibt es keinen Grund, Euch nicht auf der Stelle für das umzubringen, was Ihr getan habt!«
»Noch wichtiger ist allerdings«, sagte Corvis und schüttelte empört den Kopf, »ganz gleich wie sicher du bist, dass wir lügen, siehst du Jassion und mich hier stehen. Wir halten zusammen und erzählen ein und dieselbe Geschichte. Du hast doch bloß Angst, dass wir dir möglicherweise die Wahrheit sagen könnten. Sag, Salia, würde es Verelian dienen, wenn seine eigene Priesterin einen Dämon unkontrolliert in der Welt der Sterblichen freisetzt? Bist du bereit, als der nächste Audriss in die Geschichte einzugehen, vorausgesetzt, es gibt überhaupt noch so etwas wie Geschichte, wenn Khanda erst mit uns fertig ist? Ich weiß beim besten Willen nicht, was du mit alldem erreichen wolltest«, fuhr er leiser fort, »obwohl ich mir einen großen Teil davon immerhin vorstellen kann.
Aber ich bin mir sicher, dass all deine Pläne im Nachttopf eines Kobolds landen, wenn es Khanda gelingen sollte, sich zu befreien. Also, Salia, entscheide dich: Wie hättest du es gerne?«
Sie hatten ihre Einwilligung gebraucht, darum gebetet, gebettelt, ja, sich sogar darauf verlassen, aber das
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