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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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großer Besitz. Ein gedrungenes Herrenhaus aus Stein stand in der Mitte des Anwesens, an drei Seiten von Gärten umgeben und hinten von dichten Hecken begrenzt, das über etliche sanfte Anhöhen reichte. Eine Mauer aus Marmor trennte das Grundstück von der Außenwelt, war aber kein großes Hindernis. Das schmiedeeiserne Tor in ihrer Mitte stand offen, und die
Mauer war höchstens einen Meter hoch. Ganz offensichtlich hatte man sie nicht aus Sicherheitsgründen errichtet, sondern nur zur Zierde. Sie war ein kostspieliges Mittel, um allen Vorbeikommenden zu erklären: Mein Territorium beginnt hier.
    Bis auf die fehlenden Wachsoldaten, Lakaien oder auch nur einen Klingelzug am Tor unterschied sich der Besitz durch nichts von anderen Anwesen reicher Adeliger, die sich sporadisch wie vergoldete Pilze – so bezeichnete Corvis sie – über die großen Flächen von Pseudo-Mecepheum erstreckten.
    »Ich muss zugeben«, sagte Irrial, als sie unmittelbar vor dem Tor stehen blieben, »es ist nicht das, was ich erwartet habe.«
    »Mir geht’s genauso«, sagte Jassion.
    »Ach?«, höhnte Salia. »Habt Ihr Euch etwa einen finsteren Turm aus schwarzem Stein vorgestellt? Oder eine einschüchternde Burg mit riesigen Türmen? Oder vielleicht eine feuchte Höhle irgendwo im Wald?«
    »Er ist immerhin ein sehr mächtiger Hexer«, protestierte Irrial sanftmütig.
    »Und Ihr habt zu viele Melodramen gelesen. Nenavar hat sein Vermögen damit verdient, dass er seine Dienste jedem gewährt, der sie sich leisten kann. Zweifellos ist das eine höchst auserlesene und kleine Gemeinde, und er genießt seinen Wohlstand, wie jedermann es tun würde. Welcher Ort wäre besser für ihn geeignet als dieser hier?«
    »Wenn wir damit fertig sind, die ästhetischen Vorstellungen des netten Teufelsanbeters zu diskutieren«, meinte Corvis gereizt, »können wir dann vielleicht weiterreiten? Ich würde nämlich gerne noch einige Vorkehrungen treffen, bevor Khanda auftaucht und versucht, mir das Rückgrat durch den Hintern herauszureißen.«

    »Ich lese eigentlich nicht viele Melodramen«, erklärte Irrial an niemand im Besonderen gerichtet, als sie zum Tor ritten. »Ich ziehe es vor, sie auf der Bühne zu sehen. Das finde ich erheblich …«
    »Irrial?«
    »Ja, Corvis?«
    »Lass es gut sein.«
    Jassion stieß das Tor weit auf und führte sie auf den Besitz. Corvis hatte fast erwartet, dass das Tor von alleine aufschwingen würde, und war ziemlich dankbar, dass der Hexer es nicht ebenfalls verzaubert hatte. Der Pfad führte schnurgerade durch einen sauber getrimmten Rasen und gepflegte Gärten, in denen Tulpen und Kartoffeln wuchsen, zum Portal des Herrenhauses. Niemand trat an sie heran oder belästigte sie, und sie bemerkten keinerlei Anzeichen von Bewegung, weder auf dem Grundstück noch am Haus selbst, jedenfalls keine, die nicht vom Wind herrührten.
    »Bist du sicher, dass er hier ist?«, erkundigte sich Jassion.
    Salia zuckte mit den Schultern. »Woher soll ich das wissen? «
    Die Tür war wie das Haus selbst solide gebaut und relativ schmucklos. Sie hatte einen Messingklopfer in Form eines einfachen Ringes, und einen kleineren Knauf, ebenfalls aus Messing, mehr nicht.
    Corvis zuckte mit den Schultern und klopfte gegen das schwere Holz. Sie hörten den Widerhall in der Kammer dahinter, die recht groß sein musste. Aber nach mehreren Minuten Klopfen bekamen sie immer noch keine Antwort. Corvis packte den Knopf, mehr aus Gewohnheit, als dass er wirklich hoffte, die Türe wäre unverschlossen, und drehte ihn. Natürlich weigerte sie sich nachzugeben.
    »Ich habe nicht vor, mich umbringen zu lassen«, sagte er den anderen, ohne sich die Mühe zu machen, zu ihnen zurückzublicken,
»weil jemand zufällig spazieren gegangen ist oder Tee trinkt, während wir an seiner Schwelle auftauchen. « Er murmelte ein paar Worte und wirkte einen Bann, der jeden Zauber oder Fluch deutlich machte, den Nenavar auf seine Tür gewirkt hatte. Corvis sah nur eine Handvoll, weit weniger, als er erwartet hatte, und ihm war klar, dass keiner davon der Berührung des Kholben Shiar widerstehen konnte. Er befahl seinen Gefährten, ein Stück zurückzutreten, holte mit Spalter aus und hämmerte die Axt neben den Knauf in das Holz.
    Holz und Metall splitterten, die Magie zerriss, und die Tür schwang auf. Dahinter sahen Corvis und die anderen …
    … nichts. Das Haus war leer. Es war nur eine riesige, leere Kammer, in der es nicht einmal Wände gab.
    »Was für eine entzückende

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