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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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leuchtend rot. Dieser Geysir aus Feuer schien seine Kraft aus den tiefsten Gruben der Hölle zu beziehen. Vielleicht war da ja tatsächlich etwas Unheiliges an Kalebs Bann, denn der Rauch, der kräuselnd aufstieg, der sich wie eine liebende Umarmung um die Bäume schlang, roch überwältigend stark nach Schwefel.
    Das Feuer loderte immer weiter, bis Jassion nur noch das gleißende Licht wahrnahm, nur noch das Knistern und Knacken der Flammen hörte. Er fiel auf die Knie, presste die Hände gegen die Ohren, wiegte sich vor und zurück und betete darum, dass dies alles ein Ende haben möge. Er spürte die Hitze, die über ihm zusammenschlug, die ihm die Haare auf den Händen versengte, und fragte sich, ob sein angeblicher Verbündeter möglicherweise verrückt genug war, um sie beide in Asche zu verwandeln.
    Das Brausen des Feuersturms war so überwältigend, in seinen Ohren und sogar in seinem Verstand, dass Jassion erst nach einem Moment bemerkte, dass es aufgehört hatte.
    Kleine Funken flackerten am Rand einer Lichtung, die Kaleb in das Fleisch des Theaghl-Gohlatch gebrannt hatte, obwohl sie bereits wieder erloschen, überwältigt von der unnatürlichen
Dunkelheit des Waldes. Asche regnete in sanften Flocken herab und bedeckte die Erde. Von überallher ertönten die Klagerufe von Tieren, Schreie der Qual und endloser Wut, und Jassion war sich sicher, dass er sogar einzelne Wörter hörte, subtile, fremdartige, unverständliche Wörter, die sich unter die animalischen Rufe mischten.
    Kaleb trat mit erhobenen Händen auf den Weg, den die Flammen freigebrannt hatten, während unter seinen Fingernägeln Rauch hervorquoll. »Ich kann es wieder tun!«, rief er. Seine Stimme drang weit in den Wald hinein, drang selbst durch die dichtesten Gehölze, ohne sich zu verzerren oder ein Echo zu erzeugen. »Und wieder und wieder! Ich bin kein einfacher Reisender, den du verschlingen kannst, und wenn es notwendig ist, werde ich mir den ganzen Weg freibrennen, Schritt für Schritt! Du kannst uns nicht aufhalten, jedenfalls nicht so.«
    Vor Jassions ungläubigem Blick antwortete der Theaghl-Gohlatch. Schatten tanzten direkt am Rande ihres Blickfeldes, Schatten, die in dem gedämpften Licht der erstickenden Flammen nicht existieren konnten, nicht existieren durften! Holz und Rinde knarrten in der Dunkelheit, begleitet von einem tiefen Stöhnen, das ganz gewiss nicht vom Wind stammte. Jassion wusste, dass Kaleb und er jetzt auf einem Pfad standen, der direkt in das Herz dieses unheiligen Albtraums führte.
    Kaleb bedeutete seinem Begleiter aufzustehen. Die Flammen an seinen Händen loderten einmal kurz auf und erloschen dann, wurden jedoch rasch von einem gleichmäßigen goldenen Strahlen ersetzt, das in der Luft über ihren Köpfen schwebte. Es brachte nicht viel Licht, aber es genügte, um den Pfad zu beleuchten, der vor ihnen lag.
    »Wie groß ist Eure magische Macht eigentlich?«, stieß der Baron rau hervor, als er sich mühsam aufrappelte. Er stützte
sich kurz auf Kralle, als wollte er aus der dämonischen Waffe Kraft ziehen.
    »Sie genügt«, erwiderte Kaleb schlicht. »Und jetzt schlage ich vor, dass wir weitergehen. Der Theaghl-Gohlatch bietet nämlich nicht nur Bäumen ein Heim, und nicht alles, was hier lebt, ist so leicht einzuschüchtern.«
    »Ihr findet also tatsächlich, dass die Bäume leicht einzuschüchtern sind?«, erkundigte sich Jassion ironisch, während er mit seinem Gefährten Schritt zu halten versuchte. Als Kaleb antwortete, verfluchte er sich bitterlich, weil er ihm damit die Möglichkeit für eine bissige Bemerkung gegeben hatte.
    »Mein Biss ist um einiges schlimmer als ihr Gebell.«
    »Das ist nicht der richtige Moment für Witze, Kaleb!«
    »Selbstverständlich ist er das. Wenn ich nämlich so lange warte, bis uns dieser Ort auf grauenvollste Weise umgebracht hat, dürfte es ein bisschen zu spät sein, stimmt’s?«
    Es fühlte sich merkwürdig an, durch diesen feixenden Wald zu schreiten, und das nicht nur im übertragenem Sinn. Unter der Ascheschicht war der Boden weich, fast schon sumpfig. Die Erde schien irgendwie gierig zu sein, denn sie zögerte, ihre Stiefel wieder loszulassen, und machte jeden Schritt zu einem Kampf. Obwohl die Bäume ganz offensichtlich den Pfad freigegeben hatten – und Jassion hütete sich, allzu lange darüber nachzudenken, was das bedeutete –, ragten noch immer unzählige Zweige und Wurzeln in den Weg hinein, über die sie stolpern konnten oder die sie zwangen, sich zu

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