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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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ist?«, fragte Jassion schließlich.
    »Was ist denn los, Mylord? Du hast doch nicht etwa Angst, oder?«
    »Es gibt nur sehr wenige Dinge auf der Welt, die mir Angst einflößen«, erwiderte Jassion, ohne den Blick von den Bäumen zu wenden. »Aber ich bin kein Idiot.«
    »Du …«
    »Nein.« Er machte eine kurze Pause. »Könnt Ihr nicht einfach einen Bann wirken, um es herauszufinden? Könnt Ihr nicht ein bisschen mit den Fingern wackeln, um festzustellen, ob sie zu Hause ist?«

    »Selbstverständlich. Ich habe ehrlich gesagt auf diese Frage gewartet. Und dann, sozusagen als nächsten Trick, knabbere ich ein bisschen an einem Eisenbarren herum, bis ich Breitschwerter scheiße.«
    »Ich gehe davon aus, das soll Nein heißen«, murmelte Jassion zögerlich.
    »Ja, geh ruhig davon aus.«
    Wieder starrten sie den Wald an.
    »Ihr müsst das verstehen«, erklärte der Baron dann. »Ich habe unzählige Märchen und Geistergeschichten über den Theaghl-Gohlatch gehört, seit ich ein kleiner Junge war. Normalerweise würde ich kein Wort davon glauben, andererseits muss ich bedenken, nach wem wir suchen. Und meines Wissens sind nur sehr wenige Leute, die den Theaghl-Gohlatch je betreten haben, auch wieder lebend herausgekommen. «
    »Das stimmt«, pflichtete Kaleb ihm bei. »Corvis Rebaine war übrigens einer von ihnen.«
    Jassions Miene verfinsterte sich, und er marschierte steifbeinig auf die Bäume zu. Der Hexer schlenderte grinsend hinter ihm her.
     
    Vorsichtig versuchten sie sich einen Weg zwischen den Stämmen zu bahnen und schoben gelegentlich Zweige zur Seite oder hackten sie ab. Jassion mit Kralle, Kaleb mit einem breitschneidigen Dolch, den er wo auch immer hergeholt hatte. Aber schon nach wenigen Schritten mussten sie stehen bleiben. Die Äste und das Unterholz wurden zu dick für Kalebs Dolch, und obwohl der Kholben Shiar sich gewiss nicht leicht aufhalten ließ, waren die Zweige so dicht, dass Jassion nicht ordentlich ausholen konnte.
    Die Zweige bogen sich, ungeachtet irgendeines Windes, und versperrten ihnen den Weg, indem sie an ihrer nackten
Haut rissen und zerrten. Immer wieder durchbohrten Dornen das Leder und die Wolle, durchdrangen sogar gelegentlich die Glieder des Kettenhemdes, als würden sie nach Blut gieren. Die Luft schien von Pollen und dem Geruch nach Leben erfüllt zu sein, ein süßlicher, erstickender Duft, der leicht verwirrend wirkte. Irgendwie konnten sie zwar die Sonne hinter sich noch sehen, aber unmittelbar um sie herum war alles dunkel. Eine Finsternis, die ebenso schwer auf ihnen zu lasten schien wie der Geruch nach fruchtbarer Erde.
    In der Ferne heulte ein Wolf, ein Geräusch, das sofort wieder vom Rauschen Hunderter Flügel und dem Keckern unsichtbarer Nager übertönt wurde. Nachdem die Laute verklungen waren, wurden sie von dem Geräusch Dutzender Mäuler ersetzt, die zu kauen schienen, sowie vom Wimmern eines Raubtieres, das offenbar selbst zur Beute geworden war. Jassion wurde bleich. Er war froh, dass die Schatten seine Angst vor seinem Gefährten verbargen.
    »Wir hätten niemals hierherkommen sollen.« Schockiert bemerkte der Baron, dass es seine eigene Stimme war, die diese Worte geflüstert hatte. Er spürte, wie die Furcht seine Lippen bewegte, eine Furcht, die stärker war als sein Wille. »Bei allen Göttern!«
    Kalebs Gesicht blieb starr wie das Holz der Bäume, und selbst wenn ihn derselbe tiefe Schrecken durchfahren sollte, hätte es wohl eines hellen Lichtes bedurft, um das zu erkennen. Er tippte mit zwei Fingern einen Zweig vor seiner Nase an, schob ihn zur Seite und sah zu, wie der Zweig auf der Stelle wieder zurückschnellte, um ihm erneut den Weg zu versperren. Beherzt stieß er noch einmal dagegen und schnüffelte dann sorgfältig an seinen Fingern – all das ganz offensichtlich, ohne das panische Wimmern neben sich zu bemerken.

    Schließlich schob er den Dolch wieder unter seinen Mantel, an die Stelle, wo er ihn verborgen hatte, und hob beide Hände. Dann sprach er, und obwohl er seine Stimme kaum zu mehr als einem Flüstern erhob, waren seine Worte ganz eindeutig für andere Ohren als die von Jassion gedacht.
    »Du hast das alles selbst heraufbeschworen!«
    Aus Kalebs Handflächen loderten weißglühende Flammen, eine wahre Glut der Vernichtung. Im Zentrum leuchteten sie glühend blau, so dass weiße Punkte vor Jassions Augen tanzten, aber am Rand, wo die Flammen gierig an einem Baum, an den Blättern und dem Gras leckten, war ihre alles verzehrenden Wut

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