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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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ziemlich sicher, dass Jassion nicht mehr wegen einer derart belanglosen Angelegenheit wütend war. Folglich kam er zu dem Schluss, dass dessen anhaltendes Schweigen vor allem darauf zurückzuführen war, dass der Adelige ein mehr oder weniger arroganter, unhöflicher Armleuchter war.
    Kaleb selbst trug keine Rüstung, sondern nur ein schlichtes Lederwams und eine Hirschlederhose unter seinem Umhang, und er übernahm mit boshaftem Vergnügen die Aufgabe, das Schweigen mit sinnlosem Geplapper zu bekämpfen. Seien es Beobachtungen über das Wetter oder die Namen der sie umgebenden Tiere und Pflanzen. Er füllte all die unerwünschten Wörter wie flüssiges Metall in die widerspenstigen Ohren des Barons und beobachtete voller Entzücken, wie sein Begleiter stumm vor sich hinkochte.
    Als die Straßen jedoch schmaler wurden und sich schließlich zu Wildpfaden verengten, während gleichzeitig das Unterholz dichter wurde und die Bäume näher aneinanderrückten, als versuchten sie sich gegenseitig vor einer unsichtbaren Gefahr zu schützen, wurde selbst der aufdringliche Hexer ernst. Kaleb und Jassion wechselten nun immer häufiger wachsame Blicke.
    Bald führte der Pfad sie um ein Gehölz mit besonders dicken Baumstämmen herum, und dann sahen sie es vor sich: eine Wand aus Grün und Braun. An der aus dichtem Geäst und Brombeeren bestehenden Grenze schienen sich auch die Stimmen der Tiere des Waldes zu verändern, als wären die Geräusche von einer unsichtbaren Klinge abgeschnitten worden. Das Sonnenlicht konnte, so sehr es sich auch abmühte und wand, das dichte Laubwerk nicht durchdringen, weshalb den Neuankömmlingen nichts als tiefste Schwärze aus dem Unterholz entgegenblickte.

    Eine Weile starrten sie die Barriere reglos an, jeder in seine eigenen Gedanken vertieft. Doch dann, als wäre ihnen eben erst klar geworden, wo sie sich befanden und was dort auf sie wartete, scheuten ihre Pferde. Das entsetzte Wiehern der Tiere schien die Bäume zu erschüttern, schreckte die wenigen Vögel und Kleintiere auf, die es gewagt hatten, sich in die Nähe dieses bedrohlichen Waldes zu begeben. Die Pferde verdrehten die Augen, bis nur noch das Weiße zu sehen war, und der schaumige Speichel troff nur so von den eisernen Gebissen herunter.
    Als sein Ross sich aufbäumte, sprang Kaleb geschickt aus dem Sattel und landete auf der weichen Erde. Jassion, behindert von seinem Kettenhemd oder vielleicht einfach nur etwas glückloser, stürzte schwer auf den Rücken und blieb keuchend liegen. Das Schlachtross des Barons galoppierte wie von Sinnen den Pfad zurück, und nach einem kurzen Kampf ließ Kaleb die Zügel los und erlaubte seinem Pferd, dem anderen zu folgen.
    Hinter ihnen raschelten und zischten die Blätter des unwirklichen Waldes in einem Windstoß, den keiner der Männer spürte. Es klang, als würden sie in grimmiger Belustigung kichern.
    Kaleb schlenderte zu Jassion hinüber und hielt ihm die Hand hin. Er zog den japsenden Baron vom Boden hoch, als wöge er nicht mehr als eine Puppe.
    »Die Pferde«, stieß der Adelige zwischen zwei keuchenden Atemzügen hervor.
    Kaleb zuckte mit den Schultern. »Ich kann sie wahrscheinlich zurückrufen, wenn wir hier fertig sind.«
    »Und«, ein weiterer keuchender Atemzug, »was wenn nicht?«
    »Dann, Mylord, gehe ich davon aus, dass du auf die harte Tour lernen wirst, dass deine Füße auch noch zu anderen
Dingen gut sind, als damit in Fettnäpfchen oder in den Hintern eines Bediensteten zu treten.«
    Jassion warf dem Hexer einen finsteren Blick zu, aber die Art, wie er nach Luft schnappte – was, wie Kaleb zufrieden bemerkte, nur angemessen war für einen Mann, der ein Fischsymbol auf der Brust trug –, machte den Effekt irgendwie zunichte.
    Bemerkenswerterweise blieb Kaleb stumm, bis der Baron sich erholt hatte. Als er dann jedoch einen Anflug von Panik in Jassions Gesicht bemerkte, streckte er die Hand aus.
    »Da drüben. Es ist runtergefallen, als du aus dem Sattel gestürzt bist.«
    Jassion schien tatsächlich dankbar zu sein, denn er murmelte ein mürrisches »Danke«, als er sich bückte und Kralle aufhob. Sein Dank klang aufrichtig. Er wirkte deutlich größer, als er sich erhob, und seine Atemzüge klangen nicht mehr schmerzverzerrt.
    Erneut drehten sich die beiden Männer zu dem Wald um und betrachteten die Mauer aus Bäumen, wie Kinder, die versuchen, irgendeinen Vorwand zu finden, um einer verhassten Pflicht aus dem Weg zu gehen.
    »Und Ihr seid sicher, dass sie hier

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