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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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sie den Grund für sein Entsetzen nicht verstand. »Ich weiß. Ausgerechnet jetzt muss dieser verfluchte Mistkerl aus seinem Loch kriechen. Wenn es stimmt, dann ist es kein Wunder, dass die Adeligen zögern, ihre Soldaten herauszugeben. Ebenso wenig kann es einen wundern, dass die Gilden so fest entschlossen sind, sie für sich zu gewinnen. Das ist genau das, was uns noch gefehlt
hat.« Leiser fuhr sie fort: »Hat er uns denn nicht schon genug Schmerzen zugefügt?«
    Cerris zitterte noch immer leicht und öffnete den Mund, doch er brachte kein Wort über die Lippen.
    »Oh, Cerris, es tut mir so leid.« Irrial unterdrückte ihre eigene Trauer, stand auf und schlang ihm zärtlich einen Arm um die Schultern. »Du musst vollkommen erschöpft sein. Komm, wir haben hier ein paar Pritschen. Die werden für heute Nacht genügen. Lass uns morgen entscheiden, was wir tun.«
    Wie betäubt ließ er sich von der Baroness durch den Raum führen, ließ zu, dass sie die Decken um ihn feststopfte, als wäre er ein kleiner Junge. Aber trotz der Müdigkeit, die auf seiner Seele zu lasten schien, dauerte es viele Stunden, bis Cerris endlich in den Schlaf fand.
     
    »Ich bitte aufrichtig um Verzeihung, werter Meister.«
    Der Sprecher hatte einen ergrauten Bart und ein zerfurchtes Gesicht, und obwohl er ein wenig zur Fettleibigkeit neigte, verriet das Spiel seiner Muskeln unter der Haut, dass er über viel Kraft verfügte. Er trug eine Lederschürze, die Dutzende von Brandflecken aufwies, und stank nach beißendem Rauch.
    »Ich habe nicht erwartet, dass es mich so viel Zeit kosten würde. «
    »Schon gut«, antwortete der jüngere Mann, während der Schmied ihn an der Esse vorbei in den Arbeitsschuppen führte. »Ich habe ja von Anfang an gewusst, dass es ein ungewöhnlicher Auftrag war.« Er grinste freudlos. »Ich müsste verrückt sein, wenn mir das nicht klar wäre.«
    Der Schmied zog es klugerweise vor, darauf nicht zu antworten. »Ich weiß, dass wir dieses Thema bereits angeschnitten haben«, erwiderte er stattdessen, »trotzdem muss ich Euch noch einmal fragen: Seid Ihr Euch sicher, dass Ihr genau das wollt? Ihr werdet
keine bessere Rüstung finden als meine, aber diese Stacheln, nach denen Ihr verlangt habt … Wenn jemand sie im falschen Winkel trifft, werden sie die Klinge auf Euch umlenken, obwohl sie sonst ihr Ziel verfehlt hätte.«
    »Ich bin bereit, dieses Risiko auf mich zu nehmen. Kann ich sie jetzt bitte sehen?«
    Mit seiner schwieligen Hand riss der Schmied den schweren Baumwollvorhang zur Seite, und beide Männer standen wie erstarrt da. Ihnen lief ein kalter Schauer über den Rücken, obwohl der Jüngere diese Monstrosität entworfen und der Ältere sie geschmiedet hatte.
    Obwohl niemand darin steckte, wirkte die Rüstung bedrohlich, als ob sie sich jeden Moment aus ihrem Gestell befreien und ihre metallenen Finger um nackte Kehlen schlingen wollte. Schwarzer Stahl, weiße Knochen und dazu Stacheln, so spitz, dass sie jeden auf Anhieb durchbohren konnten, der sie auch nur schief anblickte …
    Doch letztlich war es der Helm, der ihre Blicke unwiderstehlich anzog, wie Ratten, die eine sich wiegende Schlange anstarren.
    »Zumindest«, meinte der alte Mann schließlich mit einem gezwungenen Lachen, »wird Euch niemand, der Euch in dieser Monstrosität sieht, jemals vergessen.«
    »Genau darum«, erwiderte der andere, »geht es mir.«
    Die klaffenden Augenhöhlen des mit weißen Bändern umwickelten Schädels schienen tief in ihre Seelen zu blicken, und der aufgerissene Kiefer lachte stumm.
     
    Cerris wachte auf und vertrieb mit einem Blinzeln den Traum und die Bilder von diesem furchterregenden Schädel. Die Decken hatten sich zu einem Tau zusammengerollt und um seinen Körper geschlungen. Offenbar hatte er trotz seiner Erschöpfung keinen sonderlich erholsamen und friedlichen Schlaf gehabt.
    Wirklich, es ist fast so, als läge dir etwas auf der Seele.

    Er befreite sich von der Decke und warf sie zu Boden, dann setzte er sich auf und sah sich müde in der Werkstatt um. Das Licht fiel durch die hohen Fenster in den Raum, und die Geräusche, die von der Straße hereindrangen, ließen darauf schließen, dass er nicht nur den kompletten Morgen, sondern sogar einen guten Teil des Nachmittags verschlafen hatte. Was keine Überraschung war.
    Während die unterschiedlichen Schocks und Enttäuschungen der letzten Tage langsam wieder in sein Bewusstsein sickerten, von der Stelle, wo sich Erinnerungen über Nacht verbergen,

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