Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
Seite herabsinken. »Bei allen Göttern, was hast du da getan?«
»Das, was getan werden musste«, erwiderte sie tonlos und forderte ihn heraus, ihr zu widersprechen.
Er nahm die Herausforderung an und schlug die Tür hinter sich zu. »Verdammt, Irrial! Wir hätten ihn gebraucht! Wir müssen herausfinden, warum das geschehen ist und wer noch in diese Angelegenheit verwickelt war!«
»Ich bin keine Idiotin, Cerris. Ich habe es versucht! Aber er hat sich auf mich gestürzt, deswegen hatte ich keine …«
»Wage es ja nicht! Natürlich hattest du eine Wahl. Du hättest mich bitten können, dich zu begleiten! Wir hätten ihn entführen können, ohne ihn zu ermorden.«
»Ich dachte …«
»Du hast gar nicht gedacht! Du warst wütend und hast gehandelt, ohne die Folgen abzuwägen. Und, hat es dir gefallen zu morden? Ist es so, wie du es dir immer erhofft hast?«
Die Baroness taumelte, als hätte er sie geohrfeigt, und wäre fast gestolpert, als sie mit dem Absatz gegen den Leichnam zu ihren Füßen stieß. Ihre Kiefer arbeiteten, dennoch kam kein Wort über ihre Lippen, und sie ließ das Schwert achtlos auf den blutdurchtränkten Teppich fallen. Unter dem schweren Kettenpanzer zitterten ihre Schultern sichtlich, und sie schien den Blick nicht von ihren geöffneten Händen losreißen zu können.
»Cerris!« Das war nicht die Stimme einer Erwachsenen, sondern der Ruf eines verschreckten Kindes. »Bei allen Göttern! «
Cerris verstand sofort, genauso intuitiv, wie er zuvor auf einmal gewusst hatte, wo er sie finden würde. Er holte tief Luft, unterdrückte seinen eigenen Ärger, trat zu Irrial und nahm sie in die Arme, während ihr Körper vor Schluchzen bebte.
Er sagte nichts, denn es gab nichts zu sagen. Sie wussten beide, was Irrial verloren hatte, wussten beide, worum sie seit dem Angriff auf die Karawane trauerte, auch wenn es
ihr die ganze Zeit nicht bewusst war. Sie wussten auch beide, dass ihre Tränen, ganz gleich wie viele sie vergießen würde, niemals die Blutflecken von ihren Händen zu waschen vermochten.
Wie schon am vergangenen Abend gingen Cerris und Irrial den langen Weg nach Hause und mieden jene Straßen, auf denen sie zuvor möglicherweise gesehen worden waren. Und wie beim letzten Mal schwiegen sie auf ihrem Weg.
Cerris half seiner Begleiterin, den Wappenrock und das Kettenhemd auszuziehen, und ging dabei so behutsam vor, wie der unhandliche Panzer es erlaubte. Dann ließ er beides in die Ecke neben ihren abgeschnittenen Haaren fallen. Der Rest ihrer Kleidung folgte, aber nicht aus romantischer Leidenschaft, sondern weil sie von Yarricks Blut befleckt war. Die normalerweise so sittsame Baroness schien sich ihrer Nacktheit gar nicht bewusst zu sein, aber vielleicht war ihr auch alles gleichgültig. Cerris reichte ihr das nächstbeste Wams und eine Hose, in die sie steif und mechanisch schlüpfte.
Cerris konnte sich kaum an die Jahre vor dem Zeitpunkt erinnern, als er gelernt hatte zu töten. Und jetzt war er vollkommen hilflos. Er wusste weder, was er sagen, noch wie er Irrial trösten sollte.
Verdammt wollte er sein, aber am liebsten hätte er sie geschüttelt und von ihr verlangt, dass sie endlich über diese Angelegenheit hinwegkam. Er wollte ihr klarmachen, dass sie größere Probleme hatten als ihre Schuldgefühle.
Na also! Endlich denkst du wieder wie du selbst!
Er unterdrückte diese Gefühlsaufwallungen sofort, doch immer wenn er Irrial einen Seitenblick zuwarf, empfand er kein Mitgefühl, sondern nur schwelenden Ärger.
Ein paar Minuten später hatte die Baronin jedoch ebenfalls
einen Entschluss gefasst. Sie schüttelte einmal nüchtern den Kopf, als könnte sie die Emotionen, die sie zu erdrücken drohten, wie Wassertropfen abschütteln. Schließlich holte sie tief Luft und drehte sich herum. »Was jetzt, Cerris?«
»Jetzt? Jetzt verschwinden wir aus dieser verdammten Stadt, zum Teufel!«
»Was? Aber …«
»Irrial«, unterbrach er sie etwas schärfer als beabsichtigt. »Hier können wir nichts mehr ausrichten. Der Widerstand ist am Ende. Die Cephiraner kennen unsere Gesichter. Es mag edelmütig klingen, wenn man für eine hoffnungslose Sache sein Leben lassen will, aber ich war einmal kurz davor, genau das zu tun, und es macht bei weitem nicht so viel Spaß, wie du vielleicht glaubst.«
»Das weiß ich«, gab sie zu. »Trotzdem kann ich meine Leute nicht einfach so im Stich lassen.«
»Du willst Rahariem helfen? Das kannst du gerne tun, allerdings da draußen.« Er
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